1974 errichtetes Denkmal, das an den Anschluss der Region an die Erdgasleitung „Nordlicht“ erinnert, über welche ab 1974 russisches Erdgas in das Walzwerk und die Kupfer-Silbe-Hütte in Hettstedt floss.
Objektbeschreibung
Das Denkmal „Die Flamme“ erinnert an den Anschluss der großen metallurgischen Betriebe an die Erdgasleitung „Nordlicht“, über welche ab 1974 russisches Erdgas in das Walzwerk und die Kupfer/Silberhütte floss. Dieser Energieträgerwechsel war für die beteiligten Betriebe von großer wirtschaftlicher Bedeutung.
Das russische Erdgas besteht praktisch nur aus CH4. Wegen seiner Geruchlosigkeit wurde es odoriert, um evtl. austretendes Gas wahrzunehmen zu können. Das Erdgas war frei von Schwefel, was es besonders gut geeignet für den Einsatz in den metallurgischen Prozessen des Walzwerkes machte.
Der Gaseinsatz führte zu einer Verminderung der Umweltbelastung (Wegfall der vagabundierenden Gase aus der Generatorgaserzeugung im Walzwerk und des Einleitens phenolhaltiger Abwässer dieses Prozesses direkt in die Wipper). Auch die körperlich schwere und gesundheitsgefährdende Arbeit des Bedienpersonals der Gasgeneratoren fiel weg.
Weitere positive Auswirkungen ergaben sich für die Stadt Hettstedt, da bereits 1974 der III. Wohnkomplex an das Erdgasnetz angeschlossen wurde. Wegen des schon in den Betrieben anliegenden Erdgases war dann auch schon im Jahre 1992 eine unkomplizierte Umstellung der gesamten Stadt, weg vom Stadtgas hin zum Erdgas, möglich.
1973 / 74 waren umfangreiche Vorbereitungen zu treffen, damit das Erdgas genutzt werden konnte. So musste zunächst, ausgehend vom heute noch in Betrieb befindlichen Untergrundspeicher Peißen, die Saale durchdükert und die Leitung bis in die Walbeck/Quenstedter Flur gelegt werden. Dieser „Umweg“ war deswegen erforderlich, weil zunächst auch das EHW Thale angeschlossen werden sollte und man deshalb den Verteilungspunkt nahe der Ortschaft Pfersdorf an der B 180 einrichtete.
Infolge der später eingetretenen Bezugsbeschränkungen durch den sowjetischen Exporteur wurde das EHW dann allerdings nicht mehr angeschlossen.
Im Walzwerk Hettstedt entstand auf dem Hüttenberg eine neue Übergabestation einschl. Odorierung. Auch die innerbetrieblichen Rohrleitungsnetze im Walzwerk und auf der Kupfer/ Silberhütte waren weitgehend zu erneuern.
Der erste Einsatz des Erdgases erfolgte am 17. Januar 1974 im Kesselhaus des Walzwerkes. Anschließend folgte in beiden Betrieben (Walzwerk und Kupfer-Silber-Hütte) schrittweise der Anschluss der metallurgischen Einrichtungen, denn nur dort durfte das nur in beschränktem Umfang verfügbare Erdgas eingesetzt werden. Einzige Ausnahme war der Wärmeerzeuger Kesselhaus I des Walzwerks mit allerdings verhältnismäßig geringer Abnahmemenge.
Nach der Wende verfällt das Denkmal zusehends. 2006 gründet sich ein Förderverein zu seiner Erhaltung.
Zahlen und Fakten
Künstlerische Gestaltung: O. Leibe, Halle, der auch das Denkmal zur 750-Jahr-Feier des Mansfelder Bergbaues auf dem Markt in Hettstedt schuf. Er hatte vor allem für die Gestaltung der Flamme selbst das erforderliche Gipsmodell geschaffen.
Sicher wurde mit der „Flamme“ der damals aktuelle Gedanke der Freundschaft zur Sowjetunion ausgedrückt. Aber die Flamme ist doch auch das Symbol für metallurgische Arbeit, besonders hier im Mansfeldischen!
Über Jahrhunderte waren Feuer und Wasser wichtige Elemente der Berg- und Hüttenleute, Fluch, aber vor allem auch Segen zugleich.
- Höhe: 10,5 m
- Gewicht: 6,0 t
- Flammenschale: Bronze
- Flamme: Kupferblech
- Sockel: Beton, mit poliertem Porphyr-Naturstein verkleidet
Viele Menschen aus der Region beteiligten sich an den Arbeiten zur Errichtung des Denkmals. Das war wichtig, weil es sich um ein Vorhaben außerhalb des „Planes“ handelte. Freiwillige, unbezahlte Arbeit und natürlich auch Geldspenden waren unerläßlich für das Gelingen.
Die Einweihung erfolgte am 03.10.1974 durch den damaligen 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED, Werner Felfe, in Anwesenheit von Gästen aus Baschkirien und der Stadt Kriwoi Rog und natürlich vor allem der Erbauer des Denkmals. Aber auch viele nicht unmittelbar beteiligte Einwohner waren erschienen.
Zeittafel
[094] | Zeitpunkt bzw. von | bis | Ereignis |
1972 | Beschluss der Regierung der DDR: Walzwerk Hettstedt und Kupfer/Silberhütte werden an die Erdgasleitung „Nordlicht“ angeschlossen | ||
1973 | Planungs- und Vorbereitungsarbeiten, Bau der Leitung | ||
17.01.1974 | Kesselhaus 1 Walzwerk Hettstedt fährt mit Erdgas | ||
26.01.1974 | Beschluss zur Gestaltung des Obelisken „ Flamme der Freundschaft“ durch staatliche und gesellschaftliche Leitungen des Mansfeld Kombinates als Jugendobjekt. Die Stadt Hettstedt schließt sich an und bestimmt den Standort. | ||
1974 | Umfangreiche Umstellungsarbeiten im Walzwerk und in der Kupfer/Silberhütte werden durchgeführt. | ||
1974 | Der Obelisk wird im Werk Anlagen- und Gerätebau des Mansfeld Kombinates angefertigt. | ||
03.10.1974 | Der Obelisk wird durch den 1. Sekretär der Bezirksleitung der SED Halle, Werner Felfe, in Anwesenheit von Gästen aus Baschkirien und Kriwoj-Rog eingeweiht. | ||
1989 | Der Platz vor dem Denkmal wird zu vielfältigen politischen, kulturellen und sportlichen Veranstaltungen genutzt. | ||
1989 | 1990 | Zur Wendezeit ändert sich der Charakter der Veranstaltungen grundsätzlich. | |
2006 | Das Denkmal verfällt zusehends, obwohl die Denkmalsbehörde es zur unbedingten Erhaltung eingestuft hat. Weder die Stadt, noch das Mansfelder Kupfer und Messingwerk GmbH (MKM) und auch der Kreis Mansfelder Land fühlen sich verantwortlich. | ||
05.2006 | Ein Förderverein zur Erhaltung des Denkmals wird gegründet. Ihm gehören geachtete Bürger der Stadt, Vertreter von politischen Organisationen und vor allem auch Anlieger an, denen der Zustand des Denkmals schon jahrelang nicht gefällt. |
(Letzte Aktualisierung: Januar 2019)