Namensgeber montanhistorischer Anlagen (42)
Namen von Personen, die sich um das Mansfelder Berg- und Hüttenwesen verdient gemacht hatten, derern Leben und Wirken mit diesem verbunden gewesen ist oder die besonders geehrt werden sollten, wurden zu Namensgebern für Betriebe.
Am Beispiel der Bezeichung von Schachtanlagen beschreiben Dr. R. Mirsch und Dr. S. König in MansfeldBand III (Die Sachzeugen) wie die Entwicklung dazu verlaufen ist:
"Ursprünglich waren die Revierbezeichnungen für die Lokalisierung der Schächte offenbar ausreichend (Beispiel Wipperzeche). Nur in Einzelfällen sind aus diesem ersten Zeitraum Schachtnamen überliefert. Es ist nachzuweisen, dass nach 1670 einzelne Schächte bereits nach Dinghauern oder Steigern benannt wurden. Stollenlichtlöcher und -schächte wurden mit Buchstaben bezeichnet, später im Ausnahmefall die der gleichen Stollen mit fortlaufenden Zahlen (Jacob-Stollen). Nach 1750 ist bedingt durch die Entwicklung des Abbaus (tiefere Schachte mit größeren Abbaufeldern und dadurch längere Betriebszeiten) eine sehr schnelle Zunahme der Bezeichnung der auch außerhalb des Stollenverlaufes abgeteuften Schächte festzustellen. Die in unterschiedlichen Varianten verwendeten Zahlen und Buchstaben bezogen sich nur auf das jeweilige Revier. Zum Beispiel wurden in den so genannten Fünftelrevieren verschiedene Schächte mit Buchstaben bezeichnet.
Um die im Laufe der Zeit entstandenen Wirrnisse zu beseitigen, wurde 1812 von Berghauptmann von Veltheim verfügt, dass Schächte mit Namen zu versehen sind. Wenn Stollenschächte oder Lichtlöcher von Stollenbauten des 17. und 18. Jahrhunderts besondere Bedeutung erlangt hatten, konnten diese auch nachträglich noch Namen von Persönlichkeiten erhalten (z. B. Lichtloch 74 des Froschmühlen-Stollens = Bückling-Schacht, Lichtloch 75 des Froschmühlen-Stollens = Ottiliae-Schacht). Andererseits erhielt das Lichtloch 81 des Froschmühlen-Stollens in Klostermansfeld trotz seiner Entwicklung zu einer der ersten Großschachtanlagen, keine neue Bezeichnung.
Die mit Zunahme der Produktion außerordentliche Vielfalt der Namensgebung wird in den alten Bergbaurevieren zwischen Hettstedt und Gerbstedt besonders deutlich. Schächte wurden nun auch nach Jahreszeiten, Monatsnamen, astrologischen Bezeichnungen, nach Besonderheiten und anderen Kriterien benannt (Versuchs-Schacht, Windkunst-Schacht); diese Namen bedürfen keiner Erläuterung. Häufig wurden Vornamen gleich mehrfach verwendet, beispielsweise im preußischen Katzenthaler Revier, in dem „Georg" Namensgeber von drei Schächten oder der Vorname „Carl" in den Schächten „1. Carl" bis „9. Carl" verwendet wurde.
Das preußische Eisleber Bergamt förderte besonders die Benennung nach verdienstvollen Persönlichkeiten. Deutliche Verbreitung fanden dadurch zunehmend die nach Personen benannten Schachtanlagen und in Einzelfällen auch von Hüttenbetrieben. Schächte mit einer vermuteten hohen Bedeutung wurden in preußischen Revieren u. a. nach König Friedrich, Friedrich Wilhelm, Prinz Ludwig oder Kronprinz benannt. Vielfach verwendet wurden Namen verdienstvoller Mitglieder des Rothenburger Oberbergamtes und des Bergamtes in Eisleben (Meschker, Kleemann, Sander) oder Namen höherer Bergbeamter (z. B. Theodor für Theodor Freund, Krug-Hütte für Otto Ludwig Krug von Nidda), in Ausnahmefällen auch nach Angehörigen (Maria-Schacht, benannt nach Maria von Veltheim).
Nach Auflösung der Bergämter wurde die Benennung nach Persönlichkeiten weitgehend aufrechterhalten. Hinzu kamen nun neben Persönlichkeiten des Berg- und Hüttenwesens und deren Frauen auch Deputierte der Gewerkschaft. Nach 1945 entsprachen die Namen einiger weiter im Betrieb stehenden Montananlagen nicht mehr dem Zeitgeist. Es folgte die Umbenennung von Schächten, Hütten und Bauwerken (u. a. Clotilde-Schacht, Koch-Hütte, Vogelsang-Brücke). Bei neu errichteten Betrieben erfolgte die Namensgebung nach Personen (Bernard Koenen, Thomas Münzer) oder nach Bezeichnungen (Fortschritt-Schacht), die die veränderte politische Situation widerspiegeln."
Aus der Vielzahl der Namensgeber von Sachzeugen des Berg- und Hüttenwesens der Mansfelder und Sangerhäuser Reviere beinhaltet dieser Bereich unserer Seite neben einer Übersichtstabelle eine alphabetisch geordnete Auswahl einiger nach Persönlichkeiten benannter Schächte und Hütten mit kurzen Charakteristiken der Namensgeber. Nähere Informationen über solche Namensgeber, die auch unmittelbar für das Unternehmen tätig gewesen sind, sind vorrangig unter den Menüpunkten "Tätig ..." zu finden.
(Stand 01/2019)
Namensgeber für die 1951 in Walter-Schneider-Schächte umbenannten Ernstschächte I-IV in Helbra
Namengeber für den Eduardschacht I und II westlich der Straße (Eislebener Straße) zwischen Siersleben und Hettstedt
Namensgeber für den Erasmusschacht (1791-1797) im Kunstberger Revier bei Wolferode
Namensgeber für den Hohenthalschacht an der Landstraße Volkstedt-Helbra
Namensgeber des Hövelschachtes westlich der Landstraße zwischen Helbra und Benndorf (v. Hövel - Schacht)