Namensgeber montanhistorischer Anlagen (42)

Thomas Münzer

Namen von Personen, die sich um das Mansfelder Berg- und Hüttenwesen verdient gemacht hatten, derern Leben und Wirken mit diesem verbunden gewesen ist oder die besonders geehrt werden sollten, wurden zu Namensgebern für Betriebe.

Am Beispiel der Bezeichung von Schachtanlagen beschreiben Dr. R. Mirsch und Dr. S. König in MansfeldBand III (Die Sachzeugen) wie die Entwicklung dazu verlaufen ist:

"Ursprünglich waren die Revierbezeichnungen für die Lokalisierung der Schächte offenbar aus­reichend (Beispiel Wipperzeche). Nur in Einzelfällen sind aus diesem ersten Zeitraum Schacht­namen überliefert. Es ist nachzuweisen, dass nach 1670 einzelne Schächte bereits nach Ding­hauern oder Steigern benannt wurden. Stollenlichtlöcher und -schächte wurden mit Buchstaben bezeichnet, später im Ausnahmefall die der gleichen Stollen mit fortlaufenden Zahlen (Jacob-Stollen). Nach 1750 ist bedingt durch die Entwicklung des Abbaus (tiefere Schachte mit größeren Abbau­feldern und dadurch längere Betriebszeiten) eine sehr schnelle Zunahme der Bezeichnung der auch außerhalb des Stollenverlaufes abgeteuften Schächte festzustellen. Die in unterschied­lichen Varianten verwendeten Zahlen und Buchstaben bezogen sich nur auf das jeweilige Revier. Zum Beispiel wurden in den so genannten Fünftelrevieren verschiedene Schächte mit Buchstaben bezeichnet.

Um die im Laufe der Zeit entstandenen Wirrnisse zu beseitigen, wurde 1812 von Berghauptmann von Veltheim verfügt, dass Schächte mit Namen zu versehen sind. Wenn Stollenschächte oder Lichtlöcher von Stollenbauten des 17. und 18. Jahrhunderts besondere Bedeutung erlangt hatten, konnten diese auch nachträglich noch Namen von Persönlichkeiten erhalten (z. B. Lichtloch 74 des Froschmühlen-Stollens = Bückling-Schacht, Lichtloch 75 des Froschmühlen-Stollens = Ottiliae-Schacht). Andererseits erhielt das Lichtloch 81 des Froschmühlen-Stollens in Klostermansfeld trotz seiner Entwicklung zu einer der ersten Großschachtanlagen, keine neue Bezeichnung.

Die mit Zunahme der Produktion außerordentliche Vielfalt der Namensgebung wird in den alten Bergbaurevieren zwischen Hettstedt und Gerbstedt besonders deutlich. Schächte wurden nun auch nach Jahreszeiten, Monatsnamen, astrologischen Bezeichnungen, nach Besonder­heiten und anderen Kriterien benannt (Versuchs-Schacht, Windkunst-Schacht); diese Namen bedürfen keiner Erläuterung. Häufig wurden Vornamen gleich mehrfach verwendet, beispiels­weise im preußischen Katzenthaler Revier, in dem „Georg" Namensgeber von drei Schächten oder der Vorname „Carl" in den Schächten „1. Carl" bis „9. Carl" verwendet wurde.

Das preußische Eisleber Bergamt förderte besonders die Benennung nach verdienstvollen Per­sönlichkeiten. Deutliche Verbreitung fanden dadurch zunehmend die nach Personen benann­ten Schachtanlagen und in Einzelfällen auch von Hüttenbetrieben. Schächte mit einer vermu­teten hohen Bedeutung wurden in preußischen Revieren u. a. nach König Friedrich, Friedrich Wilhelm, Prinz Ludwig oder Kronprinz benannt. Vielfach verwendet wurden Namen verdienst­voller Mitglieder des Rothenburger Oberbergamtes und des Bergamtes in Eisleben (Meschker, Kleemann, Sander) oder Namen höherer Bergbeamter (z. B. Theodor für Theodor Freund, Krug-Hütte für Otto Ludwig Krug von Nidda), in Ausnahmefällen auch nach Angehörigen (Maria-Schacht, benannt nach Maria von Veltheim).

Nach Auflösung der Bergämter wurde die Benen­nung nach Persönlichkeiten weitgehend aufrechterhalten. Hinzu kamen nun neben Persönlichkeiten des Berg- und Hüttenwesens und deren Frauen auch Deputierte der Gewerk­schaft. Nach 1945 entsprachen die Namen einiger weiter im Betrieb stehenden Montananlagen nicht mehr dem Zeitgeist. Es folgte die Umbenennung von Schächten, Hütten und Bauwerken (u. a. Clotilde-Schacht, Koch-Hütte, Vogelsang-Brücke). Bei neu errichteten Betrieben erfolgte die Namensgebung nach Personen (Bernard Koenen, Thomas Münzer) oder nach Bezeich­nungen (Fortschritt-Schacht), die die veränderte politische Situation widerspiegeln."

Aus der Vielzahl der Namensgeber von Sachzeugen des Berg- und Hüttenwesens der Mansfelder und Sangerhäuser Reviere beinhaltet dieser Bereich unserer Seite neben einer Übersichtstabelle eine alphabetisch geordnete Auswahl einiger nach Per­sönlichkeiten benannter Schächte und Hütten mit kurzen Charakteristiken der Namensgeber. Nähere Informationen über solche Namensgeber, die auch unmittelbar für das Unternehmen tätig gewesen sind, sind vorrangig unter den Menüpunkten "Tätig ..." zu finden.

(Stand 01/2019)


Namensgeber der Kochhütte in der Ortslage Helbra (später August-Bebel-Hütte)



Namensgeber des Bernard-Koenen-Schachtes nordöstlich der Ortslage Niederröblingen


 


Namensgeber für die Krughütte in Eisleben



Namensgeber für den Max Lademannschacht nördlich von Eisleben (ehemaliger Clotildeschacht)



Namensgeber des Leistschachtes westlich der Landstraße in Wimmelburg


 


Namengeberin für den Clotildeschacht nördlich von Eisleben  (nahe der Magdeburger Straße)


 


Namensgeber für die Karl-Liebknecht-Hütte in Eisleben



Luder-Hütten, auch Luther-Hütten (südlich der Ortslage Wimmelburg und an der Straße von Leimbach nach Vatterode, gekennzeichnet durch Haldenreste)



Namensgeber für den Martinsschacht (I und II) in Kreisfeld



Namensgeber des Müllerschachtes östlich der Eislebener Straße zwischen Siersleben und Hettstedt


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