Im 15. Jahrhundert entstandener historischer Hüttenstandort bei Eisleben.
Objektbeschreibung
Die Oberhütte existierte ab 15. Jahrhundert am Volkstedter Bach in der Nähe von Eisleben.
Gänzlich erloschen scheint die Kupfererzeugung im Mansfelder Land während des 30-jährigen Krieges nicht zu sein. Die noch vorhandenen Hütten nutzte man sporadisch zur Verarbeitung von Vorlaufmaterial, das durch Nachkläuben der Bergbau- und Schlackenhalden gewonnen wurde. Nach 1648 wurde die Hütte wieder errichtet.
Im Jahre 1675 erfolgte die Übernahme durch die Gewerkschaft zur Oberhütte.
Die Oberhütte, wie auch die bachabwärts liegende Mittelhütte bei Eisleben waren ausschließlich auf das Wasser des Volkstedter Baches angewiesen. Die Menge des zur Verfügung stehenden Wassers bestimmte so neben der Bereitstellung des Kupferschiefererzes aus den umliegenden Schächten die Leistung dieser damaligen Hütten. Im 18. Jahrhundert wurden hier jährlich etwa 2000 bis 3500 t Erz, das entsprach einer Kupfermenge von 40 - 70 t/a, verschmolzen.
Der Einsatz von Koks anstelle von Holzkohle und die technische Weiterentwicklung der Schmelzöfen sowie ab 1858 der Einsatz der Dampfkraft für den Antrieb der Windgebläse führten bereits in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Erhöhung der Schmelzleistung der Öfen. So erreichte man um 1860 einen Erzdurchsatz von 30.000 t/a.
Nach der Inbetriebnahme der neuen Krughütte bei Eisleben 1871 konnten eine Reihe der kleinen Hüttenanlagen der Umgebung, darunter auch die Oberhütte und die Mittelhütte, stillgelegt werden.
Im Jahre 1876 begann man, die stillgelegte Hütte zur ersten Kupferelektrolyse im Mansfelder Raum umzubauen. Später vergrößert auf 4 Bäderhallen, wurden 1905 in dieser Anlage bereits 2000 t Elektrolytkupfer erzeugt. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass aus dem Anodenschlamm, der bei der Elektrolyse anfällt, im Jahre 1878 erstmalig Gold aus Mansfelder Kupferschiefer gewonnen wurde.
Die Elektrolytkupfer - Produktion wurde 1908 eingestellt. Die Anlagen sind anschließend komplett abgerissen worden. Vom Hüttenkomplex Oberhütte ist nur der Name geblieben.
Das Hütten- und Haldengelände der Oberhütte wurde 1921 - 1922 teilweise bei er Errichtung des Bahndammes für die
Zahlen und Fakten
Die technischen Anlagen der alten Kupferschieferschmelzhütten (Rohhütten) bestanden im 17. Jahrhundert aus
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dem Hüttengebäude mit mehreren Schachtöfen von denen jeweils die Hälfte in Betrieb war, während die andere Hälfte repariert wurde,
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ferner aus einer Radstube mit 1 – 2 Wasserrädern, Wasserzu- und -abflußgraben,
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Kohleschuppen,
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Ställen und
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ausreichend Gelände für die Schlackehalde, Schieferbrennplatz und Steinröststadel.
Zur Hütte gehörten weitestgehend auch die Schächte, teils in Kooperation mit anderen Hütten
Vor dem Verschmelzen im Schachtofen war der Schiefer zur Entfernung der organischen Kohlenstoffverbindungen zu „brennen“. Dies geschah in großen 50 – 200 t Haufen im Freien. Ein Haufen brannte 6 – 15 Wochen je nach Witterungsbedingungen. Bedingt durch die schlechte Schmelzbarkeit des Schiefers und die begrenzte Leistungsfähigkeit der Blasebälge war dieses Verschmelzen in den ersten Jahrhunderten nur in sogenannten Sumpföfen möglich, deren Konstruktion es gestattete die zähe Schmelze bei Bedarf ohne Unterbrechung des Betriebes aus den Ofen herauszuziehen.
In den Öfen des 15. und 16. Jahrhunderts floss die Schmelze schon selbständig aus dem „ Auge“ in die davor befindlichen Vorherde.
Die Schmelze, bestehend aus Schlacke und Kupferstein trennte sich auf Grund ihres spezifischen Gewichtes in den Vorherden. Im Stein fanden sich etwa 90% der mit dem Schiefer vorlaufenden Metallverbindungen (Kupfer, Nickel, Kobalt, Silber und Eisen und eine Reihe seltener Metalle) wieder.
Insgesamt sind im Kupferschiefer über 50 Elemente des periodischen Systems enthalten von denen im Verlauf der Nutzungsperiode des Kupferschiefer 23 Elemente gewonnen wurden.
Um das Kupfer selbst zu gewinnen musste der Kupferstein, im wesentlichem bestehend aus Kupfer, Eisen und Schwefel, „geröstet“ werden. Das geschah anfänglich in offenen Haufen, später in Röstöfen, kleinen Schachtöfen ähnlich. Das fertige Röstgut, eine Mischung aus Kupfer- und Eisenoxiden wurde dann wieder in Schachtöfen reduzierend eingeschmolzen wobei Schwarzkupfer mit einem Kupfergehalt von 95 – 96 % entstand.
Schwarzkupfer mit mehr als 0,2% Silber ging zur Entsilberung. Kupfer mit geringeren Gehalten an Silber wurde gleich auf den Rohhütten zu Marktware verarbeitet.
Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts kam es auch auf der Oberhütte zu einer ständigen Weiterentwicklung der Öfen. Der Einsatz von Koks anstelle von Holzkohle für die Schmelzöfen sowie ab 1858 der Einsatz der Dampfkraft für den Antrieb der Windgebläse führten zu bedeutenden Schmelzleistungserhöhungen der Öfen. So erreichte man um 1860 einen Erzdurchsatz von 30.000 t/a. Im
Im Zusammenhang mit der Schaffung neuer Schmelzkapazitäten in Eisleben und Helbra wurden einige kleine Rohhütten im Territorium, darunter auch die Oberhütte 1883 stillgelegt.
Zeittafel
[067] | Zeitpunkt bzw. von | bis | Ereignis |
1400 | Im 15. Jahrhundert Errichtung der Oberhütte | ||
1675 | Erworben von der Gewerkschaft zur Oberhütte | ||
1820 | Verwendung von Koks anstelle von Holzkohle zum Erzschmelzen | ||
1873 | Stilllegung der Hütte als Rohhütte | ||
1876 | Errichtung der 1. Kupferelektrolyse | ||
1878 | Erstmalige Gewinnung von Gold aus Mansfelder Kupferschiefererz durch Verarbeitung des bei der Kupferelektrolyse anfallenden Anodenschlamm. | ||
1908 | Stilllegung der Kupferelektrolyse und Beginn des Abrisses der Hüttenanlagen | ||
(Letzte Aktualisierung: Januar 2019) | |||