[001] Schmid-Schacht

Objektbeschreibung


Schmid-Schacht in Helbra (Foto Sauerzapfe)

Der Schmid-Schacht mit seinen noch erhaltenen Tagesanlagen ist das beste Beispiel für Bergwerksanlagen aus dem mittleren 19. Jahrhundert im Mansfelder Revier. Zu seinem Ensemble am Standort in Helbra gehören z. B. das um 1910 erbaute Fördergerüst, die elektrischen Bobinenfördermaschine (1908) und die Hilfsfördermaschine (1892):

Der Schacht ist nach dem Hüttenmeister und Bergschullehrer Carl Schmid (1790 - 1845) benannt.

Er wurde von 1844 bis 1846 geteuft. Angesetzt bei einer Geländehöhe von 255 m über NN und in einer lichten Weite von 2,5 x 4,4 m, ist er als rechteckiger Schacht bis zur Endteufe von 184 m (+71 m NN) niedergebracht und ausgemauert. Bei seiner Endteufe erreichte er den Kupferschiefer. Mit dem Schacht wurden durchteuft: 

  • bis 2 m Quartär (Mutterboden, Sande, Tone) 
  • bis 75 m Unterer Buntsandstein (Tonstein, Sandstein) 
  • bis 184 m Zechstein (Anhydrite bzw. Gipse, Kalkstein, Kupferschiefer) 

In den Gesteinen des Zechsteins behinderten Schlotten und so starke Wasserzuflüsse die Teufarbeiten, dass die Wässer aus dem Schacht über eine Vorbohrung in eine unter den Schacht vorgetriebene Strecke abgeleitet werden mussten. 

Der Erzförderung diente er von 1844 bis 1860. 

Bis zur durchgängigen Inbetriebnahme des Schlüsselstollens im Jahre 1879 wurden die im Schmid-Schacht anfallenden Wässer durch Pumpen gehoben. Der Pumpenantrieb zwischen über Tage stehender Dampfmaschine und unter Tage eingebauter Pumpe erfolgte über Pumpengestänge. Damit wurden später auch Fahrkünste für die Belegschaft angetrieben. 

Nach 1879 entfiel die Wasserhebung zunächst (Ableitung über den Schlüsselstollen), bis man etwa Anfang des 20. Jahrhunderts begann, die unter Tage anfallenden Wässer zur Wasserversorgung der Hütten und der Bevölkerung zu nutzen. So förderte der Schmid-Schacht bis 1992 ein hartes (ca. 50° dH) Trink- und Brauchwasser. Die geförderten Mengen lagen im Schnitt in der Größenordnung von etwa 500 m³/Tag. Die Wässer wurden unter Tage weitestgehend aus dem Froschmühlen-Stollen und dem Glückaufer Stollen den Pumpen zugeführt. Das Salzwasser des Schlüssel-Stollens war hierfür nicht geeignet. Nach 1992 erfolgte die Versorgung aller Abnehmer nur noch mit Fernwasser aus dem Rappbode-System. 

Die Befahrung des Schachtes erfolgte mittels eines Förderkorbes für 2 Personen, der seilgeführt von einer Trommelfördermaschine bewegt wurde. Bis 2006 wurde der Schmid-Schacht für die Kontrolle von Teilen des Schlüsselstollens, der bis zum Bolze-Schacht per Kahn befahren wird, und des Wasserstandes in der bis zum Niveau des Schlüsselstollens gefluteten Mansfelder Mulde offen gehalten. Im Jahr 2006 wurde der Schacht durch Verfüllung verwahrt.

Das Fördergerüst und die Betriebsgebäude sollen zur Erinnerung an den Kupferschieferbergbau erhalten werden. Dieser Aufgabe widmet sich seid 2011 der Förderverein Schmidschacht Helbra e.V.. Der Verein hat auf dem Gelände des Schmid-Schachtes auch bisher ungenutzt im Mansfeld Museum Hettstedt lagernde Teile des ehemaligen Schmelzofens 10 der August-Bebel-Hütte, einem Wassermantel-Schachtofen mit rundem Querschnitt, wieder zusammengefügt. Für den Besucher eine einmalige Gelegenheit, sich einen Eindruck von Aufbau, Proportionen und Arbeitsweise des wichtigsten Schmelzaggregates der letzten Mansfelder Großhütte zu verschaffen.


Rekonstruktion des Schmelzofens 10 (Foto Sauerzapfe 2017)

 


Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Der Schacht liegt am südlichen Ende von Helbra direkt im weitestgehend renaturierten Gelände der ehem. Koch- (August-Bebel-) Hütte direkt an der Landstraße Wimmelburg – Helbra und ist schon bei Annäherung gut zu erkennen. Östlich von ihm auf der anderen Straßenseite sind in ca. 500 m Entfernung die Reste der ehem. Ernst- (W.-Schneider-) Schächte zu finden (Halde, Malakowturm über Schacht 4). Auf dem Schachtgelände hat der Förderverein Schmidschacht Helbra e.V. bisher ungenutzt im Mansfeld Museum Hettstedt lagernde Teile des ehemaligen Schmelzofens 10 der August-Bebel-Hütte aufgebaut. Die obere Plattform des rekonstruierten Ofens ermöglicht einen eindrucksvollen Blick auf die Umgebung Helbras.

  • Geodaten:
    51°32'44.05"N 11°29'15.62"E
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