Schachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert in Hergisdorf (Ortsteil Kreisfeld) an der Landstraße Wimmelburg - Helbra
Objektbeschreibung
Der Martins-Schacht 1 wurde von 1837 bis 1840 abgeteuft. Namensgeber war Hans Otto Phillip Martins (1771 – 1861). Er war von 1810 bis 1846 Oberbergrat und Direktor des Oberbergamtes Halle.
1872/73 erfolgte das Abteufen des Martins-Schachtes 2. Beide Schächte haben einen Schachtdurchmesser von 2,0 X 2,7 m und erreichen eine Endteufe von 123 bzw. 120 m.
Das Erz wurde bis Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts mit Fuhrwerken (Höhlwagen) zur Hütte transportiert. Danach übernahm diese Funktion eine Drahtseilbahn – die erste auf dem europäischen Kontinent – zwischen den Martins-Schächten und der Krughütte in Eisleben.
Der Schacht steht im Zechsteinausstrich und durchteufte deshalb:
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bis 7,32 m Auslaugungsreste (Lehm, rote Letten und Gipsreste)
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bis 54,93 m Zechstein 3 (Hauptanhydrit und Grauen Salzton)
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bis 61,21 m Zechstein 2 (Stinkschiefer)
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bis 111,93 m Zechstein 1 (Werraanhydrit, Zechsteinkalk, Kupferschiefer)
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bis 123,96 m Weiß- u. Rotliegendes
Heute erinnert eine Hinweistafel am Denkmal in Kreisfeld an die Schachtanlagen.
Bergbauliche Objekte oder Denkmale zur Erinnerung an die Bergbauvergangenheit sind das gesamte heute noch vorhandene Haldensystem der Martins-Schächte in Hergisdorf, Ortsteil Kreisfeld, welches in der Produktionszeit mittels Brücken, über die das taube Gestein zum Haldensturz gelangte, mit den Schächten verbunden war.
Insgesamt liegen auf den 3 Martins-Schächter Halden auf einer Fläche von 10,6 ha 1,09 Mio. m³ bzw. 2,07 Mio. t Haldenmaterial.
Während die Halden am Sportplatz und an der Martinsstraße noch Eigentum der GVV mbH Sondershausen sind, wird z. Zt. die Halde an der Eislebener Straße abgebaut.
Weiterhin sind noch zu besichtigen:
Auf dem ehem. Betriebsgelände
- ein altes Verwaltungs- und Werkstattgebäude
- ein Schachtdeckel (9 x 9 m) auf dem verfüllten Martins-Schacht 1
- eine Gedenkplatte auf dem verfüllten Martins-Schacht 2
An der Landstraße auf Höhe der Martins-Schächte
- ein Grubenwagen zur Erinnerung an die Martins-Schächte

Zahlen und Fakten
Die Belegschaftsstärken auf den Martins-Schächten (Erzförderung 1840 – 1909) und dem Sander-Schacht (Erzförderung 1861 – 1894) entwickelten sich von 168 Mann (1844) über 900 Mann (1868) auf 2000 Mann (1883).
Die Produktion aus den Martins-Schächten betrug etwa 2 Mio. t Erz mit einem Kupferinhalt von 90.000 t.
Zeittafel
[066] | Zeitpunkt bzw. von | bis | Ereignis |
1837 | Beginn der Teufarbeiten am Martins-Schacht 1 (Erstbezeichnung: Schacht an der Diebeskammer) | ||
1840 | Erreichen der Endteufe bei 123 m, Produktionsaufnahme | ||
1842 | Inbetriebnahme eines Pferde-Doppelgöpels für die Schachtförderung | ||
1846 | Einsatz von Förderwagen in den Sohlenstrecken | ||
1866 | |||
1869 | Ersetzen der Holzhunte der Strebförderung durch Stahlhunte | ||
1872 | 1873 | Abteufen des Martins-Schachtes 2 | |
1871 | Nach 1871 Bau einer Drahtseilbahn für den Erztransport zur Krughütte in Eisleben | ||
1889 | Einsatz von spannsäulengeführten Maschinen zum Flözschrämen und Verwendung von Dynamit an Stelle von Schwarzpulver | ||
1909 | Einstellung der Erzförderung | ||
1922 | 1923 | Verfüllung des Martins-Schachtes 1 | |
1965 | Nutzung des Martins-Schachtes als Wetter- und Fluchtschacht für den Max-Lademann-Schacht | ||
1999 | 2000 | Verfüllung des Martins-Schachtes 2 |
Literatur
(Letzte Aktualisierung: Mai 2020)
Bildergalerie