[042] Vitzthumschacht, später Ernst-Thälmann-Schacht


Der Vitzthumschacht, später in Ernst-Thälmann-Schacht umbenannt, wurde in den Jahren 1906 bis 1909 abgeteuft. Er war eine der drei Großschachtanlagen der Mansfelder Mulde und stellte 1962 seine Produktion ein. Seine Spitzkegelhalde weist eine Höhe von 130 m auf.



Objektbeschreibung 

Blick vom Zirkelschacht auf den Vitzthumschacht (Foto Sauerzapfe)

Der Vitzthumschacht wurde in den Jahren 1906 bis 1909 abgeteuft. Namensgeber war Graf Ernst Bernhard Vitzthum von Eckstädt, Mitglied der Deputation (Vorstand) der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft

Der Schacht liegt in der Flur der Gemeinde Hübitz (nächstgelegene Ortschaft). Die Spitzkegelhalde des Schachtes hat eine Höhe von 130 m. Der Schachtausbau bestand aus Mauerwerk und Beton. Die Schachttiefe betrug 745 m. Der Schachtdurchmesser lag bei 6 m. Füllorte befanden sich auf der 7. und der 9. Sohle. Die Schachtanlage nahm 1915 die Erzförderung eingeschränkt auf.
Das durchteufte Profil war:
  • bis 4,6 m Holozän, Pleistozän
  • bis 452 m Bundsandstein
  • bis 566 m Zechstein
  • bis 745 m Rotliegendes 
Erst 1927 erreichte man die volle Leistung. Die Belegschaftsstärke wuchs zu diesem Zeitpunkt auf ca. 4000 Beschäftigte und blieb bis Ende der 1950er Jahre annähernd konstant.
Etwa zeitgleich wurde als 2. Großschachtanlage im Mansfelder Revier der Wolfschacht (ab 1949 Fortschrittschacht) abgeteuft. Beide Schachtanlagen hatten ein etwa gleich großes Leistungsvermögen. Bis Anfang der 1960er Jahre konzentrierte sich auf diese beiden Schachtanlagen ca. 75% der Erzproduktion im Mansfelder Revier.
1951 wurde der Vitzthumschacht in Ernst–Thälmann-Schacht umbenannt.
Die noch verfügbaren Abbaufelder beider Großschachtanlagen verringerten sich Ende der 1950er Jahre immer stärker. 1962 stellte deshalb der Ernst–Thälmann-Schacht seine Produktion ein. Die Belegschaft wurde überwiegend auf neue Schachtanlagen im Sangerhäuser Revier vermittelt.
 
Gedenktafel auf der Schachtröhre (Foto Kowalski)
 
Nach Stilllegung der Erzförderung erfolgte ab 1963 der systematische Ausbau der Schachtanlage zum Zentrum des Anlagen- und Gerätebaus des Mansfeld Kombinates. Schrittweise wurden folgende Produktionslinien aufgebaut:
  • Stahlbau
  • Fertigung von Leichtmetallförderkörben
  • Konsumgüterproduktion
  • Rohrleitungsbau
Nach der Wende versuchte man ab 1990 mit dem gegebenen Leistungsvermögen Fuß in der Privatwirtschaft zu fassen. Das gelang bei wechselnden Besitzverhältnissen nur unter stetiger Reduzierung der Belegschaftsstärke. Nach 2000 hat sich der Personalbestand auf 50 bis 60 Personen eingependelt. Ende 2005 übernahm die Romonta-GmbH den Betrieb Mansfeld-Anlagenbau.
 
Im Rahmen von ABM-Maßnahmen entstand eine Kunstwerkstatt. Sie existierte nur 2 Jahre. Zeugnis ihres Wirkens ist eine Alu-Plastik, das „Lichtauge“ des Mansfelder Landes, auf der Flachhalde des Schachtes.

Zahlen und Fakten

In fast 800 Jahren wurden im Mansfelder Revier ca. 2,6 Mio. t Kupfer im Erz gefördert. Die Produktion aus dem Vitzthum-/Thälmann-Schacht betrug 12,3 Mio. t Erz mit einem Kupferinhalt von 260.000 t. Damit wurden ca. 10% der Gesamtproduktion der Mansfelder Mulde auf dieser Schachtanlage gefördert.

Die Höhe der Halde beträgt 130 m. Es ist eine Spitzkegelhalde. Das aufgeschüttete Gestein hat ein Volumen von ca. 4 Millionen m3.


Zeittafel

[042] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  1906 1909 Der Vitzthumschacht wurde in diesen Jahren abgeteuft.
       
  1915   Die Erzförderung wurde eingeschränkt aufgenommen
       
  1927   Die volle Leistung der Erzförderung wurde erreicht.
       
  1930   Die Belegschaftsstärke erreicht ca. 4000 Personen
       
  1951   Umbenennung in Ernst Thälmannschacht.
       
  1962   Einstellung der Produktion auf dem Ernst  Thälmannschacht 
       
  1963   Die Schachtanlage wird ab 1963 zu einem Zentrum des Maschinen- und Anlagenbaues des Mansfeld Kombinates ausgebaut.
       
  1964   Die Fertigungsstätte für Leichtmetallförderkörbe nimmt die Produktion auf
       
  1964   Aufnahme der Produktion von Schweißgeräten
       
  1965   Aufnahme der Produktion von Konsumgüter
       
  1966   Gründung des Werkes „ Anlagen - und Gerätebau"
       
  1968 1970 Aufbau einer Produktionsanlage für Reinstrhenium und Reinstselen in Verantwortung der Hüttendirektion Des Mansfeld Kombinates
       
  1973   Bau einer neue Stahlbauhalle für den Rohrleitungsbau
       
  1990   Umwandlung des Werkes Anlagen -und Gerätebau in die „Mansfeld Maschinen und Anlagenbau GmbH"
       
  1990 2005 Wechselnde Besitzverhältnisse bei ständiger Verringerung des Produktionsumfanges sowie Reduzierung der Belegschaft.
       
  1993   Errichtung der Plastik „Lichtauge" des Mansfelder Landes
       
  2005   Umwandlung in die Mansfeld  Anlagenbau und Umwelttechnik AG mit 60 Mitarbeitern

Literatur

Beiträge im Mansfeld-Echo:

(Letzte Aktualisierung: November 2018)


Bildergalerie

 

 

 

Ernst-Thälmann-Schacht Bild 5 (Archiv Roloff)
Ernst-Thälmann-Schacht Bild 1 (Archiv Roloff)
Halde des Thälmannschachtes (Foto Sauerzapfe)
Halde Thälmannschacht (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - Betriebsgelände im Jahr 2012 (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - Blick aus Richtung Polleben (Foto Weißenborn)
Thälmannschacht - Denkmal (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - ehemaliger Kläubestall Betriebsgelände im Hintergrund (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - Gedenktafel auf dem Schachtdeckel (Foto Kowalski)
Thälmannschacht - Haldenbesteigung 2012 (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - Lichtauge (Foto Sauerzapfe)
Thälmannschacht - Schlüssel zum Lichtauge (Foto Sauerzapfe)
Vitzthumschacht Bild 4 (Archiv Roloff)
Vitzthumschacht Bild 2 (Archiv Roloff)
Vitzthumschacht Bild 3 (Archiv Roloff)
Plastik Lichtauge auf der Halde des Ernst-Thälmann-Schachtes (Foto Sauerzapfe)
Ernst-Thälmann-Schacht, aus Richtung Thondorf, etwa am Haltepunkt der Bergwerksbahn (Foto Weißenborn)
Blick vom Zirkelschacht auf den Vitzthumschacht (Foto Sauerzapfe)

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Die Anfahrt erfolgt von Eisleben über die B 180 in nördlicher Richtung. Nach ca. 8 km biegen Sie auf der Spitze eines längeren Anstieges nach Osten auf die L159 Richtung Halle ab. Nach ca. 300 m stehen sie am Fuß der Halde.

    Von der Spitze der Halde ist ein weiter Rundblick über das Mansfelder Land gegeben. Der Aufstieg ist, wenn auch schwierig, möglich. Gegenwärtig sind Besteigungen allerdings nur im Rahmen geführter Gruppen möglich, wenn die erforderlichen Genehmigungen vorliegen. Der Zugang zur Halde liegt auf dem Gelände der Mansfeld Anlagenbau und Umwelttechnik AG und bedarf entsprechender Abstimmungen mit dem Unternehmen sowie technischer Maßnahmen.

    Parkmöglichkeiten am Objekt sind nur im geringen Umfange vorhanden – ca. 10 Parkplätze. Auf der am Objekt vorbeiführenden Strasse (L159) ist Winterdienst gesichert.

  • Geodaten:
    51°34'53.54"N 11°33'14.99"E
Gelesen 33001 mal

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