Der Vitzthumschacht, später in Ernst-Thälmann-Schacht umbenannt, wurde in den Jahren 1906 bis 1909 abgeteuft. Er war eine der drei Großschachtanlagen der Mansfelder Mulde und stellte 1962 seine Produktion ein. Seine Spitzkegelhalde weist eine Höhe von 130 m auf.
Objektbeschreibung
Der Vitzthumschacht wurde in den Jahren 1906 bis 1909 abgeteuft. Namensgeber war Graf Ernst Bernhard Vitzthum von Eckstädt, Mitglied der Deputation (Vorstand) der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft.
Der Schacht liegt in der Flur der Gemeinde Hübitz (nächstgelegene Ortschaft). Die Spitzkegelhalde des Schachtes hat eine Höhe von 130 m. Der Schachtausbau bestand aus Mauerwerk und Beton. Die Schachttiefe betrug 745 m. Der Schachtdurchmesser lag bei 6 m. Füllorte befanden sich auf der 7. und der 9. Sohle. Die Schachtanlage nahm 1915 die Erzförderung eingeschränkt auf.
Das durchteufte Profil war:
bis 4,6 m Holozän, Pleistozän
bis 452 m Bundsandstein
bis 566 m Zechstein
bis 745 m Rotliegendes
Erst 1927 erreichte man die volle Leistung. Die Belegschaftsstärke wuchs zu diesem Zeitpunkt auf ca. 4000 Beschäftigte und blieb bis Ende der 1950er Jahre annähernd konstant.
Etwa zeitgleich wurde als 2. Großschachtanlage im Mansfelder Revier der Wolfschacht (ab 1949 Fortschrittschacht) abgeteuft. Beide Schachtanlagen hatten ein etwa gleich großes Leistungsvermögen. Bis Anfang der 1960er Jahre konzentrierte sich auf diese beiden Schachtanlagen ca. 75% der Erzproduktion im Mansfelder Revier.
1951 wurde der Vitzthumschacht in Ernst–Thälmann-Schacht umbenannt.
Die noch verfügbaren Abbaufelder beider Großschachtanlagen verringerten sich Ende der 1950er Jahre immer stärker. 1962 stellte deshalb der Ernst–Thälmann-Schacht seine Produktion ein. Die Belegschaft wurde überwiegend auf neue Schachtanlagen im Sangerhäuser Revier vermittelt.
Nach Stilllegung der Erzförderung erfolgte ab 1963 der systematische Ausbau der Schachtanlage zum Zentrum des Anlagen- und Gerätebaus des Mansfeld Kombinates. Schrittweise wurden folgende Produktionslinien aufgebaut:
Stahlbau
Fertigung von Leichtmetallförderkörben
Konsumgüterproduktion
Rohrleitungsbau
Nach der Wende versuchte man ab 1990 mit dem gegebenen Leistungsvermögen Fuß in der Privatwirtschaft zu fassen. Das gelang bei wechselnden Besitzverhältnissen nur unter stetiger Reduzierung der Belegschaftsstärke. Nach 2000 hat sich der Personalbestand auf 50 bis 60 Personen eingependelt. Ende 2005 übernahm die Romonta-GmbH den Betrieb Mansfeld-Anlagenbau.
Im Rahmen von ABM-Maßnahmen entstand eine Kunstwerkstatt. Sie existierte nur 2 Jahre. Zeugnis ihres Wirkens ist eine Alu-Plastik, das „Lichtauge“ des Mansfelder Landes, auf der Flachhalde des Schachtes.
Zahlen und Fakten
In fast 800 Jahren wurden im Mansfelder Revier ca. 2,6 Mio. t Kupfer im Erz gefördert. Die Produktion aus dem Vitzthum-/Thälmann-Schacht betrug 12,3 Mio. t Erz mit einem Kupferinhalt von 260.000 t. Damit wurden ca. 10% der Gesamtproduktion der Mansfelder Mulde auf dieser Schachtanlage gefördert.
Die Höhe der Halde beträgt 130 m. Es ist eine Spitzkegelhalde. Das aufgeschüttete Gestein hat ein Volumen von ca. 4 Millionen m3.
Zeittafel
[042]
Zeitpunkt bzw. von
bis
Ereignis
1906
1909
Der Vitzthumschacht wurde in diesen Jahren abgeteuft.
1915
Die Erzförderung wurde eingeschränkt aufgenommen
1927
Die volle Leistung der Erzförderung wurde erreicht.
1930
Die Belegschaftsstärke erreicht ca. 4000 Personen
1951
Umbenennung in Ernst Thälmannschacht.
1962
Einstellung der Produktion auf dem Ernst Thälmannschacht
1963
Die Schachtanlage wird ab 1963 zu einem Zentrum des Maschinen- und Anlagenbaues des Mansfeld Kombinates ausgebaut.
1964
Die Fertigungsstätte für Leichtmetallförderkörbe nimmt die Produktion auf
1964
Aufnahme der Produktion von Schweißgeräten
1965
Aufnahme der Produktion von Konsumgüter
1966
Gründung des Werkes „ Anlagen - und Gerätebau"
1968
1970
Aufbau einer Produktionsanlage für Reinstrhenium und Reinstselen in Verantwortung der Hüttendirektion Des Mansfeld Kombinates
1973
Bau einer neue Stahlbauhalle für den Rohrleitungsbau
1990
Umwandlung des Werkes Anlagen -und Gerätebau in die „Mansfeld Maschinen und Anlagenbau GmbH"
1990
2005
Wechselnde Besitzverhältnisse bei ständiger Verringerung des Produktionsumfanges sowie Reduzierung der Belegschaft.
1993
Errichtung der Plastik „Lichtauge" des Mansfelder Landes
2005
Umwandlung in die Mansfeld Anlagenbau und Umwelttechnik AG mit 60 Mitarbeitern
Thälmannschacht - Schlüssel zum Lichtauge (Foto Sauerzapfe)
Vitzthumschacht Bild 4 (Archiv Roloff)
Vitzthumschacht Bild 2 (Archiv Roloff)
Vitzthumschacht Bild 3 (Archiv Roloff)
Plastik Lichtauge auf der Halde des Ernst-Thälmann-Schachtes (Foto Sauerzapfe)
Ernst-Thälmann-Schacht, aus Richtung Thondorf, etwa am Haltepunkt der Bergwerksbahn (Foto Weißenborn)
Blick vom Zirkelschacht auf den Vitzthumschacht (Foto Sauerzapfe)
Weitere Informationen
Standortbeschreibung:
Die Anfahrt erfolgt von Eisleben über die B 180 in nördlicher Richtung. Nach ca. 8 km biegen Sie auf der Spitze eines längeren Anstieges nach Osten auf die L159 Richtung Halle ab. Nach ca. 300 m stehen sie am Fuß der Halde.
Von der Spitze der Halde ist ein weiter Rundblick über das Mansfelder Land gegeben. Der Aufstieg ist, wenn auch schwierig, möglich. Gegenwärtig sind Besteigungen allerdings nur im Rahmen geführter Gruppen möglich, wenn die erforderlichen Genehmigungen vorliegen. Der Zugang zur Halde liegt auf dem Gelände der Mansfeld Anlagenbau und Umwelttechnik AG und bedarf entsprechender Abstimmungen mit dem Unternehmen sowie technischer Maßnahmen.
Parkmöglichkeiten am Objekt sind nur im geringen Umfange vorhanden – ca. 10 Parkplätze. Auf der am Objekt vorbeiführenden Strasse (L159) ist Winterdienst gesichert.