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Tour 08 - Auf dem Bergbaulehrpfad I


Tour 8 OS Karte.jpg
Kartenbasis: © OpenStreetMap

Die Tour ist von Martin Spilker vom Verein Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V. zusammengestellt. Entlang des Weges sind Relikte des Kupferbergbaus und geologisch interessante Formationen zu finden. Vermittelt wird Wissenswertes zur Geologie und zum Bergbau in der Region. Die Stationen sind Bestandteil des Bergbaulehrpfades.

Der Beitrag ist als Anregung für eigene Planungen gedacht, wobei man sich das eine oder andere Objekt oder interessante Wegpunkte "herauszupicken" und - mit oder ohne unsere Wegvorschläge - aufsuchen kann. Nutzen Sie dazu die INTERAKTIVE KARTE!



Interaktive Tourkarte

Nutzung der interaktiven Tourkarte: Ein Klick auf die Stationen führt zu näheren Informationen und weiterführenden Links. Für die Aktualität von Links zu externen Angeboten / Informationen (aufgenommen bei der Tourerstellung im September 2019) kann nicht garantiert werden. Ein Klick mit der rechten Maustaste auf die Karte erlaubt es, die Navigation von bzw. zu einem so ausgewählten Punkt zu starten (Route von hier).

Vollbildanzeige

Die gezeigte Wegstrecke ist nur als Anregung für eine Wanderung gedacht. Letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, welche Stationen er für einen Besuch auswählt und auf welchem Weg er sie anläuft.

Die Überlagerung einer Topografischen Karte (OpenStreetMap) mit einem Grubenriss der Region um Wettelrode hilft bei der Einordnung der Stationen unserer Wanderung in das untertägige Geschehen in der Zeit des Altbergbaus. Zu sehen ist auf der Darstellung auch, wo man sich bei einem Besuch des Untertagebereiches des Bergbaumuseums bezogen auf die Erdoberfläche bewegt.

Nicht zuletzt vermittelt das Bild mit der Vielzahl alter Schachtanlagen und Stollen eine ungefähre Vorstellung davon, welche bewundernswerte bergmännische Leistung unsere Vorfahren hier vollbracht haben! Dabei sind noch nicht einmal die Spuren der Änfänge der Kupfergewinnung im Mittelalter, wie wir sie im Ausgrabungsbereich an unserer Station 3 im Kamp finden, explizit ausgewiesen.

Grubenriss mit den Stationen der Tour (Klicken zum Vergrößern)

Die Entfernung zwischen dem Ausbiss des Kuperschiefers, also den Stellen an der es die Erdoberfläche erreicht, zum Röhrigschacht beträgt höchstens 300 m bis 400 m. Das ist auch etwa der Abstand von Regionen, in denen das Erz quasi "im Tagebau" gewonnen werden konnte, bis zu einem Bereich, in dem die Gewinnung nur noch im Teifbau möglich war. Ein (überhöht gezeichnetes) Profilbild mit dem Flözverlauf lässt erlennen, warum das so ist.

Stark vereinfachtes Profil vom Ausgehenden nördlich Sangerhausen (Vorlage: Th.-Münzer-Schacht, Abt. Geologie Autor: Vollrath)

Station 1 - Röhrigschacht

Der Röhrigschacht ist der jüngste Zeuge des hiesigen „Alt“Bergbaus (geteuft als Lichtloch auf den Seegen-Gottes-Stolln, in Betrieb gegangen 1876 als 1. runder Schacht des Reviers Sangerhausen, 283 m Teufe bis 1. Sohle, mit einem der ältesten in Deutschland noch aktiven Fördergerüst). Der Röhrigschacht ist seit 1987 Museum (üta) und 1991 (uta).

Als letzter befahrbarer Schacht des Reviers Sgh. steht er relativ dicht am Ausgehenden des Kupferschiefers (nördlich, etwa am Waldrand liegend).
Der Schacht wurde 1876 von der damaligen Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft in Betrieb genommen. Er steht unmittelbar nördlich des Seegen-Gottes-Stollns (163 m Teufe), wo er den Kupferschiefer erreichte. Er wurde bis zur 1. Sohle (282 m) vertieft. Dort befindet sich heute der untertägige Teil des Museums. Der Schacht hat einen Durchmesser von 4,2 m. Es ist der 1. runde Schacht des Reviers.
Der Schacht hat 78 m Buntsandstein, 85 m Gesteine des Zechsteins (vorwiegend Anhydrit bzw. Gips) und 132 m oberkarbone Sand- und Tonsteine durchteuft.
Der Abbau ging hier bis 1885 um. Eine zweite Betriebsperiode lag zwischen 1922 und 1930. In dieser Zeit erfolgte geringfügiger Abbau und Streckenvortrieb nach Süden in Richtung 2. Sohle.
Erneut aktiviert wurde der Schacht 1942 im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für den Schacht Sangerhausen. Seitdem ist der Schacht bis heute praktisch durchgehend in Betrieb, bis 1991 als Wetter- und Fluchtschacht für den T.-Münzer-Schacht in Sangerhausen, seitdem als wichtigster Teil des Erlebnisbergwerks Röhrigschacht. Erwähnt werden soll noch, dass in der Betriebsphase nach 1922 das heutige Fördergerüst, das vorher auf einem der Freiesleben-Schächte (bei Leimbach/Mansfelder Mulde) stand, hierher umgesetzt wurde. Es ist eines der ältesten noch in Betrieb befindlichen Stahlfördergerüste Europas (vielleicht der Welt).
Der Kupferschiefer, die für den Bergmann interessante Gesteinsschicht, fällt von seinem Ausgehenden am Waldrand nördlich des Schachtes zunächst relativ steil generell nach Süden ein, erreicht im Röhrigschacht schon 162 m unter Gelände, im Th.-Münzer-Schacht in Sangerhausen bereits 450 m und im Grubenbenfeld des B.-Koenen-Schachtes bei Nienstedt mit fast 1000 m die größte Teufe.

Röhrigschacht Wettelrode (Foto Sauerzapfe - 2019)

Vom Parkplatz am Museum folgen wir dem Weg (Hasselloh) nach Norden unmittelbar links neben dem Schachtgelände (Ausschilderung Steigerschleife / Richtung Grillenberg). Nach etwa 300 m stoßen wir auf den ersten Wegweiser des Berbaulehrpfades, der uns weiter Richtung Westen führt.


Station 2 - Blick über das Revier

Nach einer kurzen Wegstrecke erreichen wir einen Aussichtspunkt, der einen Blick über den Röhrigschacht nach Süden ermöglicht (siehe auch: Karstwanderweg):

  • Halde Münzer-Schacht: 145 m Höhe, 14,5 Mio. t Schacht 656 m Teufe, Füllorte 5., 6., 7. Sohle
  • Halden B.-Koenen 1 und 2:
    • I: 120 m, 12 Mio. t, Schacht 692 m Teufe, Füllort 8. Sohle
    • II: 105 m, 3,5 Mio. t; Schacht: 890 m Teufe, Füllorte 8. u. 10. Sohle
  • im Vordergrund sind Senkungsmulden nördlich der Landstraße und alte Erdfälle zu sehen, deren Ursache Salzauflösung im Untergrund sind.
Blick über das Revier (Foto Sauerzapfe - 2019)
Blick über das Revier - Schautafel (Foto Sauerzapfe - 2019)

Übrigens: Wenn man sich verdeutlicht, welche Mengen an Gestein auf den Halden im Revier lagern, kann man Johann Wolfgang von Goethe nur einschränkungslos zustimmen:

"Ist ja in den Bergwerken auch nicht alles lauteres Metall, und man muss, um sich Raum zu machen, mitunter taubes Gestein ans Tageslicht bringen."


Station 3 - Schauobjekte im Kamp

An einer Sitzgruppe kurz hinter dem Aussichtspunkt geht es rechts hangaufwärts zu den Schauobjekten im Kamp.
Nach der Besichtigung der Ausstellungsobjekte im Kamp haben wir von hier aus unsere Wanderung "geradeaus", also Richtung Westen, fortgesetzt, um dann etwa auf Höhe des Schachtes Caroline nach links (hangabwärts) abzubiegen.

Auf engstem Raum finden wir hier auf einem ehemaligen Ausgrabungsgelände museal aufbereitete Zeitzeugen des mittelaterlichen Bergbaus auf Kupferschiefer.

GRUNOW schreibt dazu:

lm Kämpfer-Revier kann der Abbau des von über Tage bis in wenige Meter Tiefe anstehenden Kupferschiefers nachvollzogen werden. In einem Schürfgraben von 15 m Länge Ist das Liegende, auf dem das Kupferschieferflöz unmittelbar aufsitzt, bis zur Tagesoberfläche freigelegt worden. Bei 2 m Tiefe wurde das Flöz angetroffen. Es hat eine Mächtigkeit von 35 – 38 cm. Es ist anzunehmen, dass das Flöz in einem Streifen von 15 m Breite durch Abtragen bzw. Umschaufeln der Deckschichten gewonnen wurde.

Etwa 10 m vom Ausgehenden des Flözes entfernt, Ist ein Schacht (Schacht 1) vollständig aufgewältigt. Das Kupferschleferflöz wurde In liegender Stellung bei einer Arbeitshöhe von ca. 35 - 40 cm mittels Keilhauen, Schlägel und Eisen herausgebrochen und mit einfachen Mitteln – Holzkübel und Seilhaspel - nach über Tage gefördert.

Für Jeden Besucher zugänglich, Ist der von Schacht 1 ca. 12 m entfernte Schacht 3. Der Zugang zur Untertagesituation des Schachtes 3 Ist über eine Treppe und eine 4 m lange Strecke (Stollen) möglich.7 m vom Schacht 1 entfernt sind Reste eines Wetterzugofens. der auf einem alten Schacht aufgesetzt wurde, sichtbar. Der Wetterzugofen diente zur Beschleunigung des Wetterzuges der etwa 150 - 200 m unterhalb des freigelegten Bereiches befindlichen Schächte aus der Mitte des I8. Jahrhunderts, die bereits 30 - 50 m Tiefe erreichen.

Auch auf einer Internetseite zum Karstwanderweg sind ausführliche Erläuterungen zu den Objekten zu finden. An den Objekten im Kamp befindet sich ein Kontrollpunkt ("Stempelstelle") des Karstwanderweges.

Unter anderem zu sehen sind :

Untertage-Abbauort im Duckelbergbau-Verfahren (Schacht 3)


Kamp - Duckelbau (Foto Sauerzapfe - 2019)

Der Zugang führt in einen sogenannten Duckelbau. Nach dem Abteufen auf das Flöz wurde rings um den Schacht im Umkreis weniger Meter das Erz gewonnen. In geringen Abständen (ca. 10m) ist dann der nächste Schacht niedergebracht worden.

Schacht I mit Haspelförderung


Kamp - Schacht I - Haspel (Foto Sauerzapfe - 2019)

Das gewonnene Erz förderte man in Kübeln mit Hilfe von Haspeln zu Tage.


Vom Tagebau zum Tiefbau


Kamp - Vom Tagebau zum Tiefbau (Foto Sauerzapfe - 2019)

Bei den Ausgrabungen im Kamp konnten, neben den Pingen des Duckelbergbaus, auch Bereiche nachgewiesen werden, in denen das Erz im Tagebau gewonnen worden ist.

Schürfgraben am Ausgehenden des Kupferschieferflözes


Kamp - Blick in einen Schürfgraben am Ausgehenden des Kupferschieferflözes (Foto Sauerzapfe - 2019)

Schürfgräben wie dieser dienen der Erkundung oberflächennaher Gesteinsschichten und Lagerstätten.

Wetterofen (Schacht 2)


Kamp - Wetterofen (Teile des Brenn- und Ascheraumes) - Schacht 2 (Foto Sauerzapfe - 2019)


Kamp - Schautafel Wetterofen - Schacht 2 (Foto Sauerzapfe - 2019)

In ausgedehnteren Grubenbauten setzte man zur Beschleunigung der Wetterbewegung den "Zug" des Feuers in sogenannter Wetteröfen ein.

Pochwerk


Kamp - Pochwerk (Foto Sauerzapfe - 2019)

In mit Wasserkraft angetriebenen Pochwerken ist das Erz vor dem Schmelzprozess zerkleinert worden.

Pingen


Kamp - Pingenlandschaft (Foto Sauerzapfe - 2019)

Pingen werden die Überbleibsel (Einsturztrichter) der oberflächennahen Erzgewinnung - Beispielsweise im Duckelbergbau-Verfahren genannt.


Station 4 - Caroline

Am Weg zum Röhrigschacht liegt auf dessen Südseite die Halde des Schachtes Caroline. Der Schacht aus der Zeit vor 1800 steht mit 86 m Teufe auf der Kalkschlottensohle (+230 m NN). Die heute bewachsene Halde wurde um 1955 teilweise (Ausschlägeanteile) abgefahren.


Hinweisschild am Schacht Caroline (Foto Sauerzapfe - 2019)


Schacht Caroline - Halde (Foto Sauerzapfe - 2019)


Station 5 - Junger Phillipp

In einem kleinen Gebüsch links des Weges befindet sich (vermutlich) die Abdeckung des auf dem Gonnaer Stollen stehenden Schachtes Junger Phillipp. Zumindest befinden wir uns hier im Bereich des Standortes dieses ehemaligen Schachtes.


Im Bereich des Schachtes Junger Phillipp (Foto Sauerzapfe - 2019)

(Februar 2020)

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