Bergbau auf Kupfer im 20. Jahrhundert

GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG DES MANSFELDER BERGBAUES

Abbildung eines Schachtes aus
„Agricola, De re metallica",
Basel 1556

Kupferschiefer, dieses unscheinbare und doch so wertvolle Erz, bildet die Grundlage und den Reichtum unseres heimischen Bergbaues und unserer Hüttenindustrie. Diese schwarze schiefrige Gesteinslage von 20 bis 30 cm Mächtigkeit hat eine sehr mannigfaltige Zusammensetzung, Neben dem Kupfer, von dem dieses schwarze Gestein seinen Namen erhielt, sind noch viele andere Buntmetalle vertreten, vor allem Blei, Zink, Nickel, Silber und auch Gold. Diese reichhaltige Zusammensetzung - insgesamt sind über 50 Elemente nachgewiesen - war schon sehr frühzeitig die Ursache für die Entwicklung des Bergbaues und Hüttenwesens. Nach Angaben des ältesten Chronisten der ehemaligen Grafschaft Mansfeld, Cyracius Spangenberg, soll der Anfang des Mansfelder Bergbaues auf das Jahr 1199 zurückzuführen sein, in dem der Bergbau auf dem Kupferberg bei Hettstedt von den beiden Bergleuten Nappian und Neuke begonnen worden sein soll. Rings um die Mansfelder Mulde sind jedoch Funde von Steinwerkzeugen auf alten Schmelzhalden gemacht worden, und auch die Bronze-und Edelmetallgegenstände in den Fürstengräbern der Bronzezeit beweisen, daß schon in prähistorischer Zeit im Mansfelder Raum Kupfer gewonnen wurde, zu dessen Herstellung die Menschen jener Zeit die verwitterten grün und blau gefärbten Kupfererze und das rote metallische Kupfer am Ausgehenden des Flözes verwendet haben mögen. Um die Wende des 14. Jahrhunderts erlangte der Bergbau an zahlreichen Stellen am Ausgehenden des Flözes im östlichen Vorharz, insbesondere in der Gegend von Mansfeld, Hettstedt und Sangerhausen, eine hohe Blüte, Ganz Europa westlich der Elbe wurde damals mit Mansfelder Kupfer versorgt. Dieses Kupfer war für die damaligen Herren des Mansfelder Landes eine Quelle von Reichtum und Macht. Sie verkauften das Kupfer und Silber möglichst teuer, stritten sich um seinen Besitz und verwandelten den Schweiß der Berg- und Hüttenleute in Gewinn. In den kriegerischen Wirren des 16. und 17. Jahrhunderts trat ein allmählicher Verfall des so blühenden Mansfelder Bergbaues ein, und im Dreißigjährigen Krieg kam er ganz zum Erliegen. Erst nach der Freierklärung des Bergbaues im Jahre 1671 war eine langsame Wiederbelebung festzustellen. 

Die Napoleonischen Kriege zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachten jedoch neue Schwierigkeiten und den Bergleuten neue Lasten. Es ist daher nicht verwunderlich, daß viele Mansfelder Berg- und Hüttenleute als Freiwillige des Mansfelder Pionier-Bataillons teilnahmen an dem Befreiungskampf der Völker vom napoleonischen Joch. Die Opferbereitschaft und der hohe Patriotismus wurden von den Herren der Mansfelder Gewerkschaften jedoch nicht gelohnt. 

Die Kreuzhütte bei Leimbach um 1837 (F. Giebelhausen)

Im Jahre 1852 schlossen sich die fünf bis dahin bestehenden Gewerkschaften zu einer einzigen „Mansfeldischen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft" zusammen. Damit war ein für die damalige Zeit riesenhafter Betrieb entstanden, das größte Industrieunternehmen Mitteldeutschlands. Eine neue Aufwärtsentwicklung begann. Umfangreiche Schachtanlagen, Wasserhaltungen und leistungsfähige Hüttenwerke wurden gebaut. Die um die Jahrhundertwende begonnene technische Entwicklung hatte die Mansfelder Schachtanlagen zu den größten Erzbergwerken der Welt gemocht.

Im Gegensatz dazu wurden die Sicherheitsmaßnahmen, die sozialen Einrichtungen, wie Waschkauen, Sanitätsstellen und Küchen vernachlässigt. Die Sorge um den Menschen spielte in dem Profitbestreben der Kapitalisten nur eine untergeordnete Rolle. Das Leben der Bergarbeiter war entbehrungsreich und hart. Schon in frühester Jugend mußten die Kinder der Bergleute mit hinzuverdienen, und von der Schulbank weg gingen die vierzehnjährigen Jungen auf den Schacht und arbeiteten unter Tage. Der Schichtlohn für einen Häuer betrug 2,40 RM, Es entwickelten sich harte Kämpfe der Arbeiter des Mansfelder Landes gegen diese kapitalistische Ausbeutung. Der Streik im Jahre 1909 brachte im Bewußtsein und in der Haltung der Mansfelder Bergarbeiter eine große Wende, Nach jahrhundertelanger Unterdrückung und Ausbeutung stellten sich die Bergarbeiter zum ersten mal im offenen Kampf gegen die Unterdrücker, Dieser revolutionäre Geist bewies sich in den ruhmreichen Kämpfen der Eislebener Bergarbeiter ganz besonders in der Zeit von 1917 bis 1921.

 

Arbeit im alten 40-cm-Streb

Die „Mansfelder Kupferschieferbauende Gewerkschaft" wandelte sich im Jahre 1921 in eine „Mansfeld Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb" um, die außer dem heimischen Kupferschiefer- und Erzbergbau auch Braunkohlen-, Steinkohlen- und Kalibergbau umfaßte, Da in der krisenreichen Zeit nach dem ersten Weltkrieg bei den damals herrschenden Weltmarktpreisen für Kupfer eine Lebensfähigkeit dieses privatwirtschaftlichen Unternehmens ohne staatliche Zuschüsse nicht möglich war, wurde der Kupferbergbau von den übrigen Betrieben der Mansfeld A. G. getrennt und in einer besonderen Gesellschaft, der „Mansfelder Kupferschieferbergbau A. G." zusammengefaßt, die staatliche Stützungen erhielt und unter staatlicher Kontrolle arbeitete. Diese finanzkapitalistische Maßnahme war typisch für das Wesen des Kapitalismus, dessen Hauptziel die Erzielung von Maximalprofit ist. Die rentablen Betriebe, die hohe Profite und Dividende für die Aktionäre abwarfen, wurden zu einem Konzern in den Händen des Monopolkapitals vereinigt. Gleichzeitig schloß man die weniger rentablen Betriebe gesondert zusammen und unterstützte sie mit Subventionen, die aus dem Steueraufkommen des Volkes kamen. Die Werktätigen trugen damit die Lasten der unrentablen Betriebe und bezahlten so aus ihrer Tasche die Dividende der Aktionäre, die den Profit der rentablen Betriebe einstrichen.

Treckejunge im 40-cm-Streb

Nach dem zweiten Weltkrieg gingen die Betriebe des Mansfelder Kupferschieferbergbaues und die Hütten in die Hände des Volkes über. Ein gewaltiger Umwandlungsprozeß vollzog sich. Die revolutionäre Kraft der Arbeiterklasse konnte sich in vollem Umfang entfalten. Aus einem neuen, sozialistischen Bewußtsein heraus erwachsen täglich neue Kräfte, die die Entwicklung unaufhaltsam weitertreiben. Die Legende vom sterbenden Mansfelder Bergbau wurde eindeutig widerlegt. In den bestehenden Betrieben wurden umfangreiche Investitionen durchgeführt, die zu einer wesentlichen Leistungssteigerung von der Gewinnung bis zur Verarbeitung geführt haben. Dank der großzügigen geologischen Erkundungsarbeiten im Sangerhäuser Revier konnten neue Abbaufelder mit hohen Kupfergehalten erschlossen werden. Da die Kupfergehalte in der Mansfelder Mulde nach dem Muldentiefsten hin zugunsten höherer Blei- und Zinkgehalte im Flöz abnehmen, verlagert sich der Abbau des Kupierschieferflözes langsam aus dem Mansfelder in das Sangerhäuser Revier.

Im Jahre 1951 förderte der Thomas-Münzer-Schacht in Sangerhausen das erste Kupfererz. 1952 wurde der Bau einer weiteren Großschachtanlage in Niederröblingen begonnen. Heute bereits sind diese Schächte die wichtigsten Betriebe unseres Kombinates geworden. Die bisher erschlossenen Lagerstättenvorräte sichern den Abbau für die nächsten 50 Jahre, doch bei der Weiterführung der geologischen Erkundung zeichnet sich eine weitere Zunahme dieser Vorräte ab.


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