Tour 04 - Eine Wanderung zu den Otto-Schächten

TEILSTRECKE 3 - Das Haldenplateau gegenüber der Krughütte


Von der ehemaligen Bahntrasse bis zum Haldenplateau sind es noch etwa 200 m auf dem Hebener-Weg (Länge der gesamten Teilstrecke 3 bis Anfang Teilstrecke 4: ca. 700 m). Teilstrecke 3 ist relativ eben und gut begehbar. Vorsicht auf dem Haltenplateau an der Sturzkante! Zurück vom Haltenplateau folgen wir zunächst für etwa 100 m dem Hebener-Weg, der dann leicht nach links abschwenkt. An dieser Stelle bleiben wir zunächst aber noch für etwa 80 m  auf dem Haltenplateau, bis wir  am Ende der Teilstrecke 3  die Fundamente einer alten Seilbahn erreichen. Wer auf Teilstrecke 4 verzichtet, findet  am Ende der Teilstrecke 3 etwa 50 m weiter links etwas abwärts den Karl-Hebener-Weg wieder. Zurück gehen bis zur Abzweigung muss man nicht,  Der Weg ist nicht zu verfehlen, wenn man sich direkt am Haldenfuß zwischen Halde und Bahndamm bewegt!


Etwa 200 m nach dem Abzweig zur Millionenbrücke können wir - wieder auf dem Hebener-Weg - vom Weg das Haldenplateau der Otto-Schächte betreten. Jenseits der Straße sehen wir nun das Gelände der ehemaligen Krughütte. Von der Arbeit der Hütte zeugt heute eigentlich nur noch die imposante Schlackenhalde. Die schwarze, längst erkaltete, stellenweise noch glänzende Schlacke der Rohhütte wurde glutflüssig auf einer Fläche von etwa 26 Hektar aufgehaldet. Sie lässt ermessen, wieviel Erz seit 1870 in etwa einhundertjähriger Betriebszeit verschmolzen wurde. Dem Betrachter bietet diese Halde heute einen beeindruckenden Anblick. Das Plateau der Schlackenhalde Halden und das  eigentliche ehemalige Betriebsgelände der Hütte sind nach dem Rückbau der meisten Gebäude heute nahezu komplett mit Solarpaneelen bedeckt. Der Solarpark hat eine Leistung von 29 MW.

Unscheinbar dagegen sind die im Mansfelder Land aus der Halbtrocken- und Trockenrasenflora alter Bergbauhalden gut bekannten kleinen weißen Kupferblümchen, denen wir auf unserem Weg nun an vielen Stellen begegnen. Zu beobachten war eine den Gegebenheiten angepasste Pflanzengesellschaft, der Schwermetallrasen, wobei das bereits genannte genannte Kupferblümchen (Minuartia verna ssp. hercynia) als eine botanische Besonderheit zu bewerten ist. Weitere wertvolle Arten sind Hallers Grasnelke, das Kupfer-Leimkraut und verschiedene seltene Orchideenarten die strengen Schutzes bedürfen und in die Rote Liste unseres Landes aufgenommen wurden. Auf Haldengestein sind besonders genügsame Flechten verschiedener Art zu finden.

Vom Haldenplateau bietet sich ein imposanter Rundblick. Die Schlackenhalde der Hütte jenseits der Straße erscheint aus dieser neuen Sicht noch größer zu sein. Kaum bewachsen und wie erstarrte glutflüssige Lava eines Vulkans liegt sie vor uns. Dieser Bereich des Haldenplateaus der Otto-Schächte, erlaubt uns den Blick auf einige interessante Objekte, die sich auch auf unserer Seite wieder finden:

Folgen wir nun wieder dem  Karl-Hebener-Weg, finden wir auch an einigen Stellen die Reste von heute (2018) leider nicht mehr beschrifteten größeren Hinweistafeln. Nur einige der ehemaligen Hinweise und Kennzeichnungsschilder sind noch zu finden und teilweise auch lesbar. So führt uns links neben dem  Weg eine Tafel zum Schachtdeckel des Otto-Schachtes III. 

Die Otto-Schächte, vier an der Zahl, bestehen aus zwei Förderschächten und zwei Wasserhaltungsschächten. Als Otto-Schacht V wird vielfach das letzte Lichtloch des hier endenden Schlüsselstollens bezeichnet. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ging der Bergbau zum Tiefbau über. 

Das Abteufen des Schachtes I begann 1864, wobei bald große Schwierigkeiten durch Wasserzuflüsse auftraten, die nicht beherrscht werden konnten und bei etwa 150 m Schachtteufe zur Einstellung der Arbeiten führten. Auch die Teufarbeiten des in nur etwa 5 m Abstand angesetzten Schachtes II mussten in etwa gleicher Teufenlage wegen großer Wasserzuflüsse aufgegeben werden. Auch der 1878 begonnene Schacht III erlebte das gleiche Schicksal. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war zu erkennen, dass das Wasser ein Hauptproblem der Erschließung tieferer Teile der Lagerstätte wurde.

Der rund 31 km lange Schlüsselstollen wurde 1879 durchschlägig, die Wasserhaltung aus den Tiefbauen wurde darauf umgestellt und entsprechend den Erfordernissen wesentlich erweitert. Wassereinbrüche in den Jahren 1884, 1889, 1890 und 1892 mit der sogenannten "Seekatastrophe", das Auslaufen des Salzigen Sees in die Grubenbaue, führte dazu, dass im Jahre 1893 rund 3,95 Millionen m² des ausgerichteten Abbaufeldes unter Wasser standen und etwa 10 Jahre für die vollständige Sümpfung erforderlich waren.  Auf den Otto-Schächten entstand die größte Wasserhaltung des Kontinents. Allein unter den Kesseln für den Pumpbetrieb der Otto-Schächte wurden 1893 täglich über 84 Tonnen Steinkohle verfeuert. Elektroenergie stand noch nicht zur Verfügung. Es war die Zeit der maximalen Nutzung der Dampfkraft als Energieträger.

Mansfelder kupferschieferbauende Gewerkschaft.
Anschlussgleis der Otto-Schächte u. der Krughütte
an den Bahnhof Eisleben.  Lageplan von km I + 477 bis
km II + 300. Blatt 3 (e?) - Herkunft/Rechte:
Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss (CC BY-NC-SA)

Am Ende der 3. Teilstrecke, wieder rechts auf dem Haldenplateau begegnen wir den Fundamentresten der ca. 700 m langen Seilbahn, die ab 1886 die Otto-Schächte mit der Krughütte verbunden hatte. Die historische Aufnahme von der Millionenbrücke zeigt beim Blick durch die Brückenbogen im Hintergrund auch diese Seilbahn. (Die Oberleitung links im Bild gehört zu einer Elektrische Kleinbahn, die von 1900 bis 1922 Eisleben mit Hettstedt verbunden hat.) Eine im Bestand des Mansfeld-Museum im Humboldt-Schloss befindliche Zeichnung aus dem Jahre 1899 zeigt auch den Verlauf der Seilbahn. Für den Erztransport zur Krughütte waren nach 1870 für einige Jahre Seilbahnen auch von den Martinsschächten und den Herrmannschächten eingerichtet worden. Die Werksbahn brachte später weit größere Erzmengen von den neuen und leistungsfähigeren Großschächten.

Etwa an dieser Stelle führt, links vom Standort der Fundamentreste, der Hebener-Weg weiter.

Auf dem hinteren Teil der Halde der Otto-Schächte - also links unserer dritten Teilstrecke - sehen wir einen Teil der erfolgreichen Bemühungen zur Begrünung des Haldengeländes durch Karl Hebener. Etwa 1.000 dreijährige Rosensämlinge, Brombeere, Holunder, Linguster und andere wenig anspruchsvolle Pflanzen brachte er 1937 in kleine Vertiefungen, in die karge Erde und zerbröckelter Buntsandstein geschüttet wurden. Die Pflanzen sollten nicht verwöhnt werden und nicht absterben, wenn die Wurzeln in den darunter liegenden Haldenboden gelangen. Der Erfolg spricht für sich. Wenn auch durch Wildverbiss und menschliche Unvernunft immer wieder Zerstörungen zu bemerken sind, konnte sich das Vorhaben mit notwendiger Nachhilfe durch Naturfreunde unserer Tage nun schon Jahrzehnte behaupten.


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