Prozessbeschreibung
ANODENSCHLAMM-VERARBEITUNG
Der bei der elektrolytischen Kupferraffination anfallende Anodenschlamm mit
- 45-50 Prozent Silber
- 18-20 Prozent Kupfer
- 2- 6 Prozent Nickel
- 6- 8 Prozent Selen
sowie Blei, Antimon, Arsen und geringe Mengen an Gold, Platin und Palladium wird zunächst zur Selengewinnung in einem ölbeheizten Muffelofen bei 360-380° geröstet*. Bei der nachfolgenden Alkalilaugung des Röstgutes geht das Selen praktisch vollständig in Lösung, während die Edelmetalle, Kupfer und Nickel, im Laugerückstand verbleiben. Die Selenlauge wird neutralisiert, wobei der größte Teil der mitgelösten Verunreinigungen ausfällt. Nach Ansäuern der Selenlauge mit Salzsäure wird das Selen durch Kochen unter Einleiten von SO2-Gas in elementarer Form abgeschieden. Durch Nachwaschen des Fällproduktes wird ein Selen der Reinheit 99,5 Prozent erhalten.
Für die Herstellung von Selengleichrichtern und Photozellen entspricht dieser Reinheitsgrad noch nicht den Anforderungen der Halbleiterindustrie. Für diese Anwendungsgebiete wird das Selen auf destillativem Wege gereinigt und ein Reinstselen erhalten mit mehr als 99,99 Prozent Selen.
Der entselenierte Anodenschlamm wird zwecks Abtrennung des Kupfers mit verdünnter Schwefelsäure gelaugt. Mitgelöstes Silber wird aus der erhaltenen Kupfersulfatlösung mit metallischem Kupfer als Zementsilber ausgeschieden. Die Entkupferung erfolgt anschließend durch Elektrolyse mit unlöslichen Anoden, wobei ein relativ unreines Kathodenkupfer anfällt, das mit in den Kupferverhüttungsprozess eingeschleust wird. Der nunmehr auch entkupferte Anodenschlamm wird getrocknet und im Silberflammofen zu Anodensilber raffiniert. Das zu Anoden vergossene Silber wird in der Silberelektrolyse weiterhin gereinigt unter Erzeugung eines Elektrolytsilbers. Durch Umschmelzen und Granulieren erhält man ein Feinsilber mit zirka 99,96 Prozent Ag.
Bei der Silberelektrolyse fällt bei dem Auflösen der Anoden außerdem ein Anodenschlamm an, der die übrigen Edelmetalle enthält und gesondert auf Gold, Platin und Palladium verarbeitet wird.
Aus „Die Gewinnung und Verarbeitung des Mansfelder Kupferschiefers“ (Herausgegeben vom VEB Mansfeld Kombinat)
* Der Röstprozess wurde in den 80er Jahren durch einen Druckaufschluss ersetzt.
(Stand 01/2019)