[052] Stadtschloss der Mansfelder Grafen (Hinterort) in Eisleben


Ehemaliges Stadtschloss der Mansfelder Grafen in Eisleben. Später über Jahrhunderte oberstes Verwaltungszentrum des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens. Ehemals* Standort des Archivs des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens und der Wissenschaftlichen Bibliothek des Mansfeld-Kombinates, die aus der Bibliothek des Preußischen Bergamtes hervorgegangen ist. 

* Das Archiv wurde nach Merseburg in das Landesarchiv Sachsen-Anhalt verlagert; der Bibliotheksbestand ist vom Landkreis übernommen und nach Sangerhausen verbracht.



Objektbeschreibung

Stadtschloss der Mansfelder Grafen in Eisleben (Foto: M. Hauche)

Das Haus mit der Nummer 58 am Eisleber Markt gehört zu den ältesten Profanbauten der Stadt. Es entstand im Jahre 1500, worauf über dem spätgotischen Eingangsportal hingewiesen wird.

Der damalige Besitzer war der Hüttenmeister Hans Lüttich. Lüttichs Sohn Wolf oder seine Erben verkauften das Haus später an Graf Albrecht IV., der es 1530 als sein Eigentum erwähnte. Ursprünglich soll es ein Stützpunkt, ein so genannter Geleitshof, die für bewaffnete Knechte gewesen sein, die für den Schutz von Warentransporten zu sorgen hatten. Später wurden Wohnräume für Albrecht IV. sowie Diensträume für den Amtmann des Oberamtes Eisleben eingerichtet. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb die Verwaltung des Oberamts in diesem Gebäude, das deshalb meist als „Oberamtshaus“ bezeichnet wurde.

1560 gingen Haus und Oberamt an Albrechts Sohn Hans I. über, der bereits 1567 starb und den Besitz seiner Frau Margarethe, einer Tochter des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, überließ. Sie veranlasste die Ausschmückung eines Raumes im Erdgeschoss, der als „Hofstube“ zu Repräsentationszwecken diente.

Als Margarethe 1596 starb, bemächtigten sich die Gläubiger der Mansfelder Grafen auch des Oberamts Eisleben. Das Haus diente bis 1631 als Wohn- und Dienstsitz der Oberaufseher.

1630 wurde Christoph von Hagen alleiniger Besitzer dieses Hauses. Seine Erben waren 1655 sein Sohn Heinrich und 1664 seine Enkeltochter Hedwig Elisabeth, die 1682 den sächsischen Kammerherrn Hans Otto Christoph von Pfuhl heiratete. Für über 100 Jahre verblieb nun dieses Haus im Besitz derer von Pfuhl, bis 1798 das Oberamt vom kursächsischen Staat übernommen und das Oberamtshaus dem Oberaufseher W. Chr. Eisenhut als Wohnsitz überlassen wurde.

Als Folge der Befreiungskriege wurde 1810 das Haus dem neu gebildeten Königlich-Preußischen Mansfelder Bergamt zu Eisleben als Dienstgebäude überlassen. Nachdem 1861 alle preußischen Bergämter aufgelöst wurden, gelangte nach komplizierten Verhandlungen das Haus 1862 in den Besitz der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Es wurde Dienstsitz der Ober-Berg- und Hüttendirektoren. Es blieb weiterhin Dienstsitz auch der Mansfeld AG und der Generaldirektoren des Mansfelder Kupferschieferbergbaus und des Hüttenwesens.

Bedeutung:

Dieses an repräsentativer Stelle gelegene Gebäude wurde als Stadtsitz der hinterortischen Grafen genutzt, deshalb auch die Bezeichnung Stadtschloss. Es war Jahrhunderte oberstes Verwaltungszentrum des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens. Im Haus untergebracht waren auch das  Archiv des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens und die ehemalige Wissenschaftliche Bibliothek des Mansfeld-Kombinates, die aus der Bibliothek des Preußischen Bergamtes hervorgegangen ist.

Besonders sehenswert ist die bereits genannte, im 16./17. Jahrhundert mit Wappen ausgeschmückte Hofstube, in neuerer Zeit auch „Rittersaal“ genannt. Es sind die Wappen von Albrechts Sohn Hans I. und dessen beiden Ehefrauen, die Wappen von Hans’ Sohn Ernst und dessen Frau Juliane von Daun-Kirberg, die Wappen der Großeltern und der Urgroßeltern von Juliane sowie die Wappen der Urgroßeltern von Ernst.


Zeittafel

[052] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  1500   Haus wird erbaut, Eigentümer ist Hüttemeister Hans Lüttich
       
  1530   Graf Albrecht IV. erwirbt als Stadtsitz das Haus. Zugleich Sitz und Wohnung des Amtmannes des Oberamtes.
       
  1560   Graf Hans I. erbt das Haus und das Oberamt
       
  1567   Graf Hans I stirbt, sein Frau, Gräfin Margarete übernimmt das Anwesen und veranlasst u. a. die Ausgestaltung des „Wappensaales"
       
  1630   Christoph von Hagen wird Besitzer des Hauses.
       
  1798   Kursächsischer Staat übernimmt das Haus.
       
  1810   Das Haus wird Sitz des neugebildeten Königlich-Preußischen Mansfelder Bergamtes
       
  1862   Das Haus wird Eigentum der Mansfeld'schen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft und Dienstsitz der Ober-Berg- und Hüttendirektoren. Es blieb weiterhin Dienstsitz auch der Mansfeld AG und der Generaldirektoren des Mansfelder Kupferschieferbergbaus und des Hüttenwesens.
       
  1992   Die neugegründete Mansfeld AG gibt das Haus auf. Die Treuhand übernimmt das Haus.
       
  1998   Der Landkreis Mansfelder Land mietet die Räume für Bibliothek und Archiv mit einem Vertrag für 10 Jahre an. 
     
(Das Archiv befindet sich heute in Merseburg im Landesarchiv Sachsen-Anhalt; der Bibliotheksbestand ist vom Landkreis übernommen und nach Sangerhausen verbracht.)

Ausführliche Informationen zu diesem Objekt finden Sie unter der Überschrift "Die Stadtsitze der Grafen von Mansfeld in der Lutherstadt Eisleben" auf den Seiten 350 bis 358 in "MANSFELD Die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens Band 3 - Die Sachzeugen".

(Letzte Aktualisierung: Dezember 2023)


Bildergalerie

 

 

Stadtschloss der Mansfelder Grafen in Eisleben (Foto M. Hauche)
Eingang zum Mansfeld-Museum im Stadtschloss (Foto Sauerzapfe)
Brunnen auf dem Jüdenhof am Stadtschloss (Foto Sauerzapfe)
Hoteleingang im Stadtschloss (Foto Sauerzapfe)
Hinweistafeln am Stadtschloss (Foto Sauerzapfe)
Gebäudeteil des Stadtschlosses vom Jüdenhof gesehen (Foto Sauerzapfe)
Am Stadtschloss der Mansfelder Grafen in Eisleben (Foto: Sauerzapfe)

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Das Stadtschloss liegt im Zentrum der Lutherstadt Eisleben (Markt 58).

    Sehenswürdigkeiten im Nahbereich sind:

    • Andreaskirche,
    • Markt mit „Alte Waage“,
    • Lutherdenkmal,
    • Rathaus,
    • Knappenbrunnen,
    • Alte Bergschule,
    • Alter Friedhof,
    • Annenkirche,
    • Lutherhäuser,
    • Denkmale Leuschner, Koenig,

  • Geodaten:
    51°31'40.61"N 11°32'43.66"E
Gelesen 5299 mal

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