Objektbeschreibung
Das Haus mit der Nummer 58 am Eisleber Markt gehört zu den ältesten Profanbauten der Stadt. Es entstand im Jahre 1500, worauf über dem spätgotischen Eingangsportal hingewiesen wird.
Der damalige Besitzer war der Hüttenmeister Hans Lüttich. Lüttichs Sohn Wolf oder seine Erben verkauften das Haus später an Graf Albrecht IV., der es 1530 als sein Eigentum erwähnte. Ursprünglich soll es ein Stützpunkt, ein so genannter Geleitshof, die für bewaffnete Knechte gewesen sein, die für den Schutz von Warentransporten zu sorgen hatten. Später wurden Wohnräume für Albrecht IV. sowie Diensträume für den Amtmann des Oberamtes Eisleben eingerichtet. Bis Ende des 18. Jahrhunderts blieb die Verwaltung des Oberamts in diesem Gebäude, das deshalb meist als „Oberamtshaus“ bezeichnet wurde.
1560 gingen Haus und Oberamt an Albrechts Sohn Hans I. über, der bereits 1567 starb und den Besitz seiner Frau Margarethe, einer Tochter des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg, überließ. Sie veranlasste die Ausschmückung eines Raumes im Erdgeschoss, der als „Hofstube“ zu Repräsentationszwecken diente.
Als Margarethe 1596 starb, bemächtigten sich die Gläubiger der Mansfelder Grafen auch des Oberamts Eisleben. Das Haus diente bis 1631 als Wohn- und Dienstsitz der Oberaufseher.
1630 wurde Christoph von Hagen alleiniger Besitzer dieses Hauses. Seine Erben waren 1655 sein Sohn Heinrich und 1664 seine Enkeltochter Hedwig Elisabeth, die 1682 den sächsischen Kammerherrn Hans Otto Christoph von Pfuhl heiratete. Für über 100 Jahre verblieb nun dieses Haus im Besitz derer von Pfuhl, bis 1798 das Oberamt vom kursächsischen Staat übernommen und das Oberamtshaus dem Oberaufseher W. Chr. Eisenhut als Wohnsitz überlassen wurde.
Als Folge der Befreiungskriege wurde 1810 das Haus dem neu gebildeten Königlich-Preußischen Mansfelder Bergamt zu Eisleben als Dienstgebäude überlassen. Nachdem 1861 alle preußischen Bergämter aufgelöst wurden, gelangte nach komplizierten Verhandlungen das Haus 1862 in den Besitz der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Es wurde Dienstsitz der Ober-Berg- und Hüttendirektoren. Es blieb weiterhin Dienstsitz auch der Mansfeld AG und der Generaldirektoren des Mansfelder Kupferschieferbergbaus und des Hüttenwesens.
Bedeutung:
Dieses an repräsentativer Stelle gelegene Gebäude wurde als Stadtsitz der hinterortischen Grafen genutzt, deshalb auch die Bezeichnung Stadtschloss. Es war Jahrhunderte oberstes Verwaltungszentrum des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens. Im Haus untergebracht waren auch das Archiv des Mansfelder Berg- und Hüttenwesens und die ehemalige Wissenschaftliche Bibliothek des Mansfeld-Kombinates, die aus der Bibliothek des Preußischen Bergamtes hervorgegangen ist.
Besonders sehenswert ist die bereits genannte, im 16./17. Jahrhundert mit Wappen ausgeschmückte Hofstube, in neuerer Zeit auch „Rittersaal“ genannt. Es sind die Wappen von Albrechts Sohn Hans I. und dessen beiden Ehefrauen, die Wappen von Hans’ Sohn Ernst und dessen Frau Juliane von Daun-Kirberg, die Wappen der Großeltern und der Urgroßeltern von Juliane sowie die Wappen der Urgroßeltern von Ernst.