Mansfelder Berg- und Hüttenkleidung

Beitragsseiten


Im Jahre 1988 wurde vom Mansfeld-Kombinat eine kleine Broschüre  mit dem Titel "Mansfelder Berg- und Hüttenkleidung" veröffentlicht. Das Büchlein ist auf der Grundlage von Texten und Zeichnungen von Otto Spitzbarth entstanden. Die Texte für die Ausgabe wurden damals von Dr. phil. Günter Fischer neu bearbeitet und für das Büchlein gekürzt. Der hier zu findende Artikel greift sowohl auf diese Veröffentlichung aus dem Jahr 1988 als auch auf das von Otto Spitzbarth bereits 1978 verfasste Manuskript zurück. Die folgenden Texte lehnen sich dabei mehr an die ursprüngliche Fassung von Spitzbarth an. Dieses Manuskript mit dem Titel "Von den Bergmännischen Trachten im Mansfelder Kupferschieferbergbau 1200 - 1950" beinhaltet, neben für die Broschüre aus dem Jahr 1988 verwendeten Texten zu den Abbildungen, auch eine kurze Abhandlung zur Historie der Berg- und Hüttenkleidung im Mansfelder Revier. Dieser lesenswerte Text (im Spitzbarth´schen Manuskript als "Teil I" bezeichnet) ist, ebenso wie der folgende Beitrag (im Spitzbarth´schen Manuskript als "Teil II" bezeichnet), auch als pdf-Datei verfügbar.



Von den Bergmännischen Trachten im Mansfelder Kupferschieferbergbau 1200 – 1950 (Otto Spitzbarth - Sangerhausen 1978)

Die Kleidung um das Jahr 1200

Nappian und Neucke um 1200

Diese

„zweene Berghewer, deren einer Necke oder Neucke - der andere Napian geheißen - die ersten Schiffern gelanget"

treten uns hier in diesen beiden Steinfiguren in ihrer ganzen Dürftigkeit entgegen. (Anmerkung: Für die Namen der beiden Knappen existieren verschiedene Schreibweisen. Heute am gebräuchlichsten sind "Nappian" und "Neucke".) Beide liegen, statt auf der linken, auf der rechten Seite und bearbeiten das Gestein mit ihren schweren Keilhauen. Nappian trägt einen Grubenkittel. Dieser, weit und blusig, wird durch einen Gürtel zusammengehalten. Der Kopf ist durch die am Kittel angeschlossene Gugel geschützt. Die langen Ärmel bedecken dabei die Hände bis zur Hälfte. Ebenso reichen die Beinkleider halb über die Füße. Das Fahrleder vermissen wir hier noch.

Anders sein Kamerad Neucke. Diesen bedeckt ein langer, kuttenartiger Kittel, an welchem ebenfalls die den Kopf schützende Kappe angeschnitten ist. Die Füße sind unbekleidet; wahrscheinlich bedingt dadurch, dass die Arbeit auf dem nassen Liegenden eine solche recht unangenehm machen dürfte, sofern diese Tätigkeit überhaupt als angenehm zu bezeichnen wäre, wie die schmerzlich verzogenen Mienen der Beiden vermuten lassen.

(Fotos: Presse-Foto Giebel / Mansfeld-Archiv)

Hauer und Schmelzer um 1200

Die beiden Steinfiguren zeigten uns zwar die ersten Mansfelder Bergleute als Häuer. Die Keilhaue ist, bedingt durch die Enge des Strebes, nur kurz. Das Geleucht primitiv; eine Unschlittkerze in ein Stück gespaltenes Holz geklemmt. Da sie ihre gewonnenen Schiefern selbst verhütteten, sei mir (Otto Spitzbarth) hier die Darstellung des Neucke als Schmelzer gestattet. Der lange Kittel schützt ihn vor Hitze und Funkenflug und hat sich in seiner Form bis in unsere Zeit in der Asbestkleidung der Hüttenwerker erhalten. Der Holztrog enthält die „Ofenspeise“ und der Schlackenhaken hat auch bis heute noch seinen Platz im Emblem der Hüttenleute.


Die Kleidung um das Jahr 1550

Hauer und Schmelzer um 1550

Zwischen den dargestellten Figuren des vorhergehenden Bildes und diesem liegen 350 Jahre. Während dieser Zeit hat sich in der Kleidung dieser beiden Berg- und Hüttenleute fast nichts geändert. Die Gugel des Hauers hat sich vom Kittel gelöst und bedeckt als Kragen die Schultern. Das Fahrleder, welches wir bei Nappian noch vermissen, tritt jetzt in Erscheinung und wird nun künftig bis in unsere Tage behalten. Die Ärmel des Kittels schließen sich um die Handgelenke, wie auch die Hose über den Füßen als Schutz gegen den Staub eng anschließt. Der Streckenvortrieb wird nun vorwiegend mit Schlägel und Eisen bewältigt. Als Geleucht dient die mit Unschlitt gespeiste flache Zinnschale.

Der Hüttenknecht trägt auch noch den weiten Leinenkittel, welcher sich kaum von dem seines Kollegen vor 350 Jahren unterscheidet.

Rutengänger und Markscheider um 1550

Dieses Bild zeigt uns zwei Angehörige der „Technischen Intelligenz“ jener Zeit. Die zunehmende Tiefe der Schächte und die fortschreitende Technisierung im Bergbau erforderte auch eine bessere Ausbildung dieser Techniker. Hier ist es der Markscheider, welcher schon äußerlich durch die Kleidung seine gehobene Stellung kennzeichnet. Wir sehen ihn mit dem Lot und dem Längenmaß von einem halben Lachter. Das im Mansfeldschen gebräuchliche Lachtermaß betrug 2,08 Meter. Ihm, dem Markscheider, oblag die Verrichtung aller im Bergwerksbetrieb anfallenden Vermessungsarbeiten über und unter Tage.

Die Tätigkeit des Rutengängers bestand darin, vermittels der sogenannten „Wünschelrute" unterirdische Erzgänge und Wasservorkommen festzustellen. Diese Ruten aus Metall oder Weidenzweigen sollten durch Ausschlagen diese Vorkommen anzeigen. Im Mansfeldschen dürften sich diese Methoden bei der ebenen Lage des Flözes erübrigt und nur auf die Suche nach Wasser beschränkt haben.


Die Kleidung um das Jahr 1750

Schieferhauer und Markscheider um 1750

Abermals sind 200 Jahre vergangen. Hier, aus der Mitte des 18. Jahrh., sind uns einige Abbildungen überliefert. Da ist einmal die, wie es heißt,

„Zeichnung der in der St.Andreas-Kirche zu Eisleben an der Brüstung der Emporkirche für die Berg- und Hüttenoffizianten (der Lutherkanzel gegenüber) befindlichen Figuren von ca. 18 Zoll Höhe“.

Uns interessiert dabei dieser Berghauer in seiner Tracht. Diese ist einfach und wahrseheinlich keiner genauen Vorschrift unterworfen. Der blusige Kittel, an welchem der Sehulterkragen angeschnitten ist, zeigt nur vorn eine Reihe eng angesetzter Knöpfe. Die Brusttaschen und die Ärmelpatten fehlen noch. Das Fahrleder ist umgebunden. Die weiße Klappmütze zeigt das sächsische Modell. Eine weiße Kniehose und grobwollene Strümpfe bilden den Abschluß nach unten. Die Keilhaue und die Froschlampe vervollständigen die Ausrüstung.

Die zweite Figur zeigt uns einen Markscheider, entnommen einem alten Grubenriß. Dieser ist bekleidet mit einem weiten, auch eng mit Knöpfen besetzten schwarzen oder dunkelgrauen Rock, einer Klappmütze von der gleichen Farbe und einer roten, enggeknöpften Weste. Das Leder ist geschnallt, das Schloß zeigt die Bergbauinsignien Die Farbe der Kniehose ist wahrscheinlich beliebig. Weiße Strümpfe und Halbschuhe bilden den Abschluß. Das Lachtermaß und die Meßkette vervollständigen das Bild, welches durch das Alter des Originals in den Farben nur schwer zu erkennen ist.  


Die Kleidung um das Jahr 1769

Generalbergkommissar v. Heynitz um 1768

Wie wir bereits bemerkten, war bisher eine gewisse Eigenständigkeit der Mansfelder Bergleute bezüglich ihrer Berufskleidung festzustellen. Man trug den Kittel, das Leder und den Hut mehr aus Zweckmäßigkeitsgründen, als dass man damit besonders seine Zugehörigkeit zum Bergmannsberuf hätte dokumentieren wollen. Maßgebend war für den Bergmann stets der Inhalt seines Geldbeutels gewesen, und in diesem war schon immer reichlich Platz übrig. Nicht etwa, dass die Knappen einer gefälligen Kleidung abhold gewesen wären; nein, ihr Einkommen gestattete ihnen eben kaum Neuanschaffungen dieser Art, die über ihre bescheidenen Verhältnisse hinaus gingen. Da halfen auch keine Erlasse und Strafandrohungen seitens der Bergbehörden.

Wenn wir erfahren, dass bereits im Mittelalter Aufzüge und Paraden der Bergknappen vor den Potentaten jener Zeit stattfanden, so ist uns aus dem Mansfelder Bergbaugebieten solches nicht bekannt. Die Bergherren, die Grafen von Mansfeld, mögen da kaum interessiert gewesen sein. Ihnen ging es wahrscheinlich lediglich um den Gewinn, den sie aus den Bodenschätzen zogen.

Und so brachte denn das Jahr 1769 mit dem Heynitzschen Erlass bzgl. der Neuordnung der bergmännischen Tracht eine neue Richtung in das Bekleidungswesen der Mansfelder Bergleute, was uns veranlasst, hier etwas länger zu verweilen.

Der Generalbergkommissar v. Heynitz zeigt sich uns hier als eine der typischen Gestalten des hohen Hofbeamtentums. Seine prächtige Tracht aus Samt, Seide und Atlas repräsentiert hohe Werte. Die Metallbeschläge der Prunkbarte, des Säbels und die sonstigen Metallteile sind vergoldet. Kaum ein Teil dieser Kleidung, der nicht mit kostbaren Stickereien, Borden und sonstigen Besätzen bedeckt wäre. Dieses Bild nach einem Gemälde von Anton Graff dürfte um 1770 (1772) entstanden sein. 

Berghauptmann und Bergamtsaufwärter um 1769

Der Berghauptmann als Reiter des Oberbergamtes im Mansfelder Bergbaugebiet ist hier durch seine prächtige Tracht gekennzeichnet. Der Schachthut, oder Tschako, wie wir ihn hier im Mansfeldschen nennen wollen, ist, wie die Puffjacke, von schwarzem, die Beinkleider, das Camisol, das Säbelgurt, von weißem Atlas. Das Fahrleder und die Kniebügel sind innen mit weißem Taft gefüttert. Das Ganze ist überladen mit goldenen Tressen in doppelter Führung. Den Tschako schmücken das kursächsische Wappen und die schwarz-weiße Federaigrette (Federkrone). Über den Schultern liegt ein „Capuchon“ (Kapuze), auch, wie die Strümpfe, aus weißer Seide. Zur Parade trägt er eine Barte mit silbernem goldgeränderten Blatt und golden umwundenem Holm.

Der Bergamtsaufwärter, welcher ihm hier diese Barte reicht, ist der Vertreter der untersten Klasse, die noch unter der des Treckejungen rangiert. Er hat das Amt eines Bediensteten. Sein Anzug ist einfach. Der Kittel weist als Schmuck nur zwei Knopfreihen mit einfacher doppelter Tresse auf. Auf der linken Brustseite ist das kursächsische Wappen angebracht. Das Camisol (mit Ärmeln versehenes oder auch ärmelloses Oberteil), wie auch der Tschako ist ohne jeden besonderen Schmuck. Allerdings ist ihm hier die Perücke zuerkannt, welche sonst nur von Angehörigen der „oberen Klassen“ (bis zur Klasse X) getragen wird.

Bergvoigt und Hüttenverwalter um 1769

Dem Bergvoigt oblag die oberste Aufsicht über das gesamte Mansfelder Bergbaugebiet. In seiner Tracht unterscheidet er sich im Prinzip nicht sehr von der des Berghauptmanns. Etwas weniger Goldtresse, eine Feder weniger am Tschako, trägt er jedoch wie dieser auch die Paradebarte.

Neben ihm der Hüttenverwalter hat die gleichen Aufgaben im Bezug auf das Hüttenwesen. Im Gegensatz zum Schwarz der Bergleute tragen die Hüttenbeamten die Puffjacke aus grauem Tuch, aber mit einem schwarzen Capuchon. Da sich sein Aufgabenbereich nicht so weit wie das seines Kollegen vom Bergbau erstreckt, trägt seine Kleidung auch etwas weniger Besatz. Das Fahrleder ist mit schwarzem Taft gefüttert und anstelle der Barte tritt ein Berghäckel mit gelbem Blatt; bei Paradeaufzügen ein brennendes Grubenlicht.

Markscheider und Bergrichter um 1769

Von des Markscheiders Verrichtung sagt die Bergordnung: „So soll hierzu eine tüchtige und in dieser Kunst fertige Person bestellet und in gebührliche Pflicht genommen werden.“ Zur Klasse IV gehörig, trägt er das Doppelwappen am Tschako und das Fahrleder ist mit schwarzem Taft gefüttert. 

„Damit niemandem an seinen Rechten Verkürzung geschehe so soll unser verordneter Bergrichter Macht und Gewalt haben, in allen peinlich- und anderen Gerichtsfällen zu Recht sprechen und zu Bergwerk und Hütten zu verhelfen."

Schon in ihrem Äußeren zeigen diese beiden Herrn, dass sie der gehobenen Beamtenschaft angehören.

Schichtmeister und Oberprobierer um 1769

Die Tätigkeit des Schichtmeisters würden wir heute etwa als die eines Betriebsleiters bezeichnen. Seine Schächte hatte er alle 14 Tage zu befahren, die ihm unterstellten Belegschaften zu beaufsichtigen und die Gedinge zu stellen. Ferner oblag ihm die Geschäftsführung des ihm unterstellten Betriebes.

Über den Oberprobierer auch Guardein (Wächter bzw. Hüter) genannt, berichtet die Bergordnung, dass er

„Allzeit ein verständiger Probierer verordnet und mit Eydespflicht recht probier, absonderlich die Kupfer, sobald sie ausgeschlagen, auf das reinste fleißig, nicht zu kalt oder zu heiß, und also niemandt zu Schaden nach seinem besten Vermögen in Zayn giße und keinem andern vor sich und an seine stadt die Proben zu fertigen vergönne."

Das heißt also, kurz gesagt, dass wir es hier mit dem Vorsteher des Labors zur Untersuchung der Minern zu tun haben.

Beide sind der IV. Klasse zugeordnet und unterscheiden sich nur durch Ihr schwarzes bzw. graues Habit.

Saigerhüttenfaktor und Geschworener um 1769

Die Tätigkeit des Faktors lag im Verwaltungsbereich. Seine Aufgabe war es, die Hüttenschreiber zu kontrollieren, Lohngelder von den Oberfaktoren entgegenzunehmen und den Hütten zuzuleiten. Lieferungen an Holz, Kohlen und sonstigen Materialien unterstanden seiner Aufsicht. Da ihn seine Tätigkeit auf die verschiedenen Hütten führte, stand ihm im Dienst ein Reitpferd zur Verfügung.

Der Geschworene gehörte der oberen Aufsicht an. Wie seine Dienstbezeichnung schon aussagt, ist er vereidigt und damit verpflichtet, alle Vergehen oder Verstöße gegen die Bergordnung unverzüglich der oberen Bergbehörde zu vermelden und auf Sicherheitsmaßnahmen zu achten.

Gleich Punkt 1 seiner Instruktion verpflichtet ihn,

„... sich eines christlichen und ehrbaren Lebens zu befleißigen, seinen Untergebenen mit gutem Exempel vorgehen und sich besonders das Sitzen und Zechen in denen Schenken und Gemeinmachen mit den Steigern und Burschen sich gänzlich zu enthalten."

Auf seinem Revier hat er täglich sich im Berg-Habit einzufinden und darauf zu dringen, dass auch die Steiger und Bergburschen sich in gleicher Kleidung einstellen."

Hüttenschreiber und Bergmusiker um 1769

Der Hüttenschreiber wird angehalten,

„täglich seine ihm anbefohlene Hütte aufzusuchen, daselbst die Schieffern, Kohle und dergleichen in Empfang zu nehemen und hierob richtig Register zu führen, nichtweniger gesambten Hüttenpursche, Schmelzer, Schlackentreiber, auch Wasserknechte fleißig Aufsieht haben.“

Rangmäßig der Klasse V angehörig, trägt er das einfache Wappen am Tschako, den Säbel und das ungefütterte Leder.

„Den Bergleuten ist ein freies und lustig Gemüt zugleich angeboren, und muß sich dahero deßselben durch singen der Bergkreyhen bezeugen …"

Aus den Reihen dieser sangesfreudigen Knappen bildeten sich Zusammenschlüsse solcher Sänger, welche später auch zur Instrumentalmusik übergingen und Musikkapellen gründeten. Der Begriff „Bergsänger" behielt dabei seine Bezeichnung und hat bis in unsere Tage seine Bedeutung nicht ganz verloren. Bergwerksgesellschaften bildeten mit der Zeit eigene Kapellen aus Betriebsangehörigen, welche bei Aufzügen und auch bei gesellschaftlichen Veranstaltungen aufspielten. Unser Bild zeigt einen solchen Bergmusiker, oder wie sie zu jener Zeit genannt wurden, Hautboisten. Obwohl er hier rangmäßig unter den Steigern steht, trägt er den Säbel und die Federaigrette am Tschako.

Fahnenträger um 1769

Das Heimatmuseum Eisleben bewahrt mehrere Fahnen aus Mansfelds bergbaulicher Vergangenheit, welche bei Aufmärschen den Zügen vorgetragen wurden.

Die Fahnenträger, der Rangordnung VII nach in einer Sonderstellung, gehörten der unteren Beamtenschaft an. Die hier gezeigte Fahne aus dem Jahr 1768 dürfte anlässlich der Einführung der neuen Tracht angeschafft worden sein. Sie zeigt das Mansfelder Wappen auf der Vorder-, das sächsische auf der Rückseite, von Lorbeerzweigen umrankt und zwei Bergknappen als Schildhalter.

Knappschaftsältester und Fahrsteiger um 1769

Der Knappschaftsälteste, als Vorsteher der Knappschaft, wird von dieser gewählt. Es ist dies ein älterer, durch gute Eigenschaften, so einen ehrbaren Lebenswandel und guten Leumund sich dieser Vertrauensstellung würdig erweisender Mann. Ihm obliegt die Verwaltung der Büchsenkasse zur Unterstützung armer, nicht mehr arbeitsfähiger Knappen. Auch muss er auf einen ehrsamen Wandel des Bergvolkes achten. In seiner Tracht gleicht er sich der der unteren Beamtenschaft an. Besondere Kennzeichen sind hier die weiße Aufsteckkappe, unter dem Tschako zu tragen, und die weißen „Bäffchen" am Kragen. Rangmäßig gehört er der Klasse VI an.

Der Fahrsteiger unterscheidet sieh in seiner Tracht nicht sonderlich vom Ältesten. Hier ist es die weiße Halskrause, die sogen. „Steigerkrause", denn nur von diesen wurde sie getragen, welche ihn als einen solchen kennzeichnet. Die Steiger gingen damals aus dem Mannschaftsstand hervor und hatten noch nicht die Bedeutung etwa unserer heutigen Bergbauingenieure. Rangmäßig gehörten die Fahr-, Stollen- und Kläubesteiger der VIII. Klasse an. Ihnen fehlt die Feder am Tschako, wie ihnen auch der Säbel nicht zuerkannt wird.  

Bergtambour und Treckejunge um 1769

Der Bergtambour erhält eine fast militärische Bekleidung. Den Kittel schmücken weiße Umschlagklappen mit Goldknöpfen und -schnüren. Auch die weißen Schwalbennester sind mit Tressen besetzt. Der Tschako trägt das Wappen und die Federaigrette, gehalten von der schwarz-gelben Bandschleife. Ebenso ist ihm der Säbel zuerkannt. Eine, kann man sagen, bevorzugte Ausstattung.

Der Treckejunge, an vorletzter Stelle der Rangordnung stehend, zeigt keinerlei Unterscheidung von den Handwerkern und Häuern. Sein, mit einem weißen, schmalen Kragen, dem Capuchon, und Ärmelaufschlägen besetzter Kittel ist auch hier mit einer engen Knopfreihe geschlossen. Der Tschako ist mit einfacher Tresse und vorn mit der schwarz-gelben Bandschleife besetzt. Bei Aufzügen trägt er eine kleine Keilhaue und bei abendlichen Aufzügen eine brennende Fackel.

Hüttenmann und Schieferhäuer um 1769

Die Tracht der Häuer ist gleich denen der Handwerker, Kunstknechte und der Treckejungen. Während die oberen Klassen bis zum Steiger die „Kniebügel" als Bestandteil und zum Teil als Rangabzeichen ihrer Tracht tragen, schließt man hier merkwürdigerweise diejenigen, welche die Knieleder tragen, wie diese im Mansfeldschen heißen, davon aus. Bei Aufzügen trägt der Häuer das brennende Grubenlicht und die geschulterte Keilhaue.

Sein „Bruder" Hüttenmann unterscheidet sich wesentlich von seinem Kollegen des Bergbaues. Der Tschako von schwarzem Filz entspricht in seiner Aufmachung dem des Bergmanns. Darunter ist die auf den Kopf gestürzte fliegende Kappe aus Leinwand. Ein Kittel oder Hemd, bis zur Hälfte mit gelben Knöpfen besetzt, weiße leinene Hosen, dazu weiße Zwirnstrümpfe und schwarze Halbschuhe mit gelben Schnallen, gehören zur Tracht. Er trägt ein schwarzes Leder vorn und bei Aufzügen Hüttengezähe und ein brennendes Grubenlicht.

Bergschmied und Haspelknecht um 1769

In der Reihe der Handwerker im Grubenbetrieb übt der Bergschmied, gleich seinem Kollegen, dem Maurer und dem Zimmerling, seine für den Produktionsablauf wichtige Tätigkeit aus. Seine Tracht unterscheidet sich von der des Haspelknechts nur durch das braune Schurzleder und den bei Aufzügen geschulterten Schmiedehammer.

Der Haspelknecht rangiert auf der Stufe der Treckejungen. Gleich diesem ist auch seine Arbeit eine schwere und nicht weniger gefährliche. Auch seine Tracht unterscheidet sich nicht von der des Jungen.

Zimmerling und Bergmäurer um 1769

Mit zunehmender Tiefe der Schächte gewinnen die Handwerker immer mehr an Bedeutung. Hier sind es der Zimmerling und der Bergmäurer, welche besonders beim Abtäufen der Schächte in Erscheinung treten. Sie sind lediglich unterschieden durch die Farbe ihres Schurzes, welcher beim Zimmerling aus braunem, bzw. rohem Leder besteht. Beim Mäurer ist das Leder gelb. Die Axt und der Maurerhammer lassen weiter die Art ihrer Tätigkeit erkennen. Bei Aufzügen tragen auch sie das brennende Grubenlicht.


Die Kleidung um das Jahr 1800

Schieferhäuer und Hüttenmann um 1800

Die Zeit geht weiter. Hier stehen wir am Anfang des 19. Jahrh. Es ist die Zeit des Biedermeier. Die Moden haben sich gewandelt und mit ihnen auch die Uniformen und Trachten - und damit auch die unserer Bergknappen. Die Kniehose hat der langen Hose Platz gemacht und auch der Grubenkittel hat eine neue Form bekommen. Der breite Schulterkragen ist in den Ansätzen zu erkennen. Die beiden Brusttaschen, wie auch die Ärmel, sind durch Knopfreihen geschlossen. Der Tschako behält seine Form. Die sächsische schwarz-gelbe Bandschleife ist verschwunden und hat dem blanken Schild mit den Bergbauemblem weichen müssen.

Seinem Kamerad, dem Hüttenmann, ist die weiße Tracht noch geblieben. Der Kittel mit seinem roten Brustlatz und blanken Knöpfen wirkt sehr dekorativ. Den Tschako zieren jetzt ein roter Federstutz und das Hüttenemblem. Nur die Kniehose und die weißen Strümpfe sind ihm zunächst noch gelassen. Es ist doch eine in Form und Farbe recht gefällige Tracht, welche sich vom düstren Schwarz des Bergknappen recht vorteilhaft abhebt.


Die Kleidung um das Jahr 1814

Angehörige des Mansfelder Pionier-Bataillons 1814


Die Kleidung um das Jahr 1840

Knappschaftsfahne Sangerhausen um 1839

Nachdem im Jahre 1825 bereits Teile der Sangerhäuser Reviere durch Kauf in den Besitz der Mans-felder Gewerkschaften gelangt waren, übernahmen diese dann im Jahre 1832 auch die restlichen Teile und waren damit im Besitz des gesamten Sangerhäuser Bergbaues. Dieser erfuhr dadurch neuen Auftrieb, was sich auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Stadt und ihrer Umgebung auswirken sollte. Aus dieser Zeit ist uns auch diese Fahne der Sangerhäuser Knappschaft erhalten geblieben. Sie zeigt auf ihrer Vorderseite in einem sogen. Wappenzelt einen Berg- und einen Hüttenmann als Schildhalter. Sie ist deshalb für uns besonders interessant, als sie uns diese in der Tracht des Jahres 1830 zeigt.  

 - Kein Bild -

Bergrichter und Hüttenoffiziant um 1840

Das Uniform-Reglement von 1769, welches noch Jahrzehnte seine Gültigkeit behalten hatte, war unter Preußischer Hoheit nunmehr durch das „Oberbergamtliche Reskript" vom 11. Februar 1819 aufgehoben. Es brachte manche Änderungen und erstrebte u.a. auch eine größere Gleichförmigkeit der bergmännischen Tracht, besonders der der Bergbeamten, wie hier im Bild der des Bergrichters. Farbe und Schnitt waren für alle Dienstgrade gleich und unterschied sich nur durch Rangabzeichen, welche in der Verordnung mit angegeben waren. Es wurde damit vermieden, dass bei Beförderung oder Amtswechsel des Trägers jeweils eine neue Uniform oder Umänderung der vorherigen notwendig wurde.

Den Hüttenleuten brachte dieses Reskript jedoch weniger Umstellung. Ihnen verblieb das Weiß ihrer Tracht. Die Kniehose verschwand endgültig. Das „Leder vor dem Bauch" wurde bei den Hüttenbeamten zum Rangabzeichen und nach oben bis in Brusthöhe verlängert. Die neue Verordnung schließt mit der Forderung:

„Um die Wiedereinführung der Bergmännischen Kleidung um so eher zu bewirken, bestimmen wir hiermit ausdrücklich:

  1. daß die Grubenbeamten von nun an immer,
  2. die einmal uniformierten Bergleute vor dem Bergamt und den Beamten nie anders als in derselben erscheinen müssen.

Dazu wird betont, dass die Beamten durch empfindliche Geldstrafen zur Befolgung dieser Forderungen anzuhalten seien.

Wir sehen auch hier, dass es immer wieder des Druckes von „Oben" bedurfte, um Anordnungen dieser Art durchzusetzen. Dabei lag der Widerstand nicht etwa an mangelndem Interesse der Bergleute, sondern vielmehr an den damit verbundenen Kosten, welche an die 12 bis 16 Taler für eine solche Tracht betrugen.

Bergmann und Hüttenmann in Paradetracht um 1840

Immerhin hatten sich unter Preußischer Hoheit die Wirtschaftlichen Verhältnisse, und damit auch die der Bergleute erholt. Man legte daher auch wieder mehr Wert auf eine entsprechende Kleidung. Hochzeiten, Kindtaufen, Bergfeste und Beerdigungen und manch andere Gelegenheit boten Anlass, sich in dieser neuen Tracht zu zeigen.

Die sommers getragene weiße Hose der Knappen passte sich gut dem Schwarz des Kittels an. Auch hatte der Tschako nun den schwarzen Federstutz erhalten.

Beim Hüttenmann ist nun die Kniehose in Wegfall geraten und auch der rote Brustlatz hat eine etwas andere Form bekommen.

Diese farbigen Trachten gaben damals dem Straßenbild ein besonderes Gepräge und, wie uns Giebelhausen berichtet, fehlten sie auch im Gewühl des Wiesenmarktes nie.

Bergmann und Hüttenmann in Arbeitstracht um 1840

Giebelhausen überliefert uns nicht nur die Festtracht der Berg- und Hüttenleute, er zeigt sie uns auch in ihrer Arbeitskleidung. Hier begegnen wir zwei von diesen: Der Hüttenmann trägt den breitkrämpigen Hut, der ihn vorm Funkenflug schützt. Auch das grob zugeschnittene Schurzfell dient demselben Zweck. Das geöffnete Hemd und die offene Weste lassen auf die schwere Arbeit vorm Schmelzofen schließen. Der Schlackenhaken als unentbehrliches Requisit vervollständigt seine Ausrüstung, zu welcher wohl auch der Bierkrug zu zählen ist.

Sein Kollege vom Bergbau, welcher hier auf dem Heimweg begriffen, zu einem kleinen Schwatz Halt macht, steht offensichtlich noch unter den Auswirkungen seiner schweren Arbeit. Es gibt noch keine Waschkauen, und so, wie er dem Schacht entsteigt, begibt er sieh auf den Heimweg. Der Oelkreisel am Fahrhut mit dem dazu gehörigen Oelhorn am Gürtel sind wohl die wichtigsten Requisiten seines Berufes dazu die Kaffeeflasche und die „Halblanke“ nicht zu vergessen.

Höhlknecht und Bergbote um 1840

Von den Höhlknechten und ihrer Tätigkeit lesen wir auch in den alten Bergordnungen. Die auf den Schächten gewonnenen Schiefern wurden mit Pferdegespannen den Hütten zugeführt. Diese Transporte lagen z.T. in den Händen privater Fuhrunternehmer, welche damit nicht geringe Gewinne erzielten. Die Fahrer dieser „Höhlen“, wie diese Fuhrwerke genannt wurden, waren die Höhlknechte. In ihrer Kleidung unterschieden sie sich kaum von der der Harzfuhrleute, welche Holz und Kohlen aus dem Harz den Hütten zuführten. Ein blauer Leinenkittel, gelbe Lederhosen und dicke Wollstrümpfe; auf dem Kopf eine leinene Zipfelmütze, darüber der zylinderförmige Filzhut, dazu das rote Halstuch und die lederne Umhängetasche, in welcher sich die Ladepapiere befanden, vervollständigten die Tracht dieser Höhlknechte. In der Gunst der Bergknappen standen sie nicht besonders hoch. Schon 1568 heißt es in der Bergordnung:

„Item, es soll auch die Nachtfuhr abgeschafft werden, dieweil viel Betrugs in Schiefern und Kohlenstürzen damit geschieht.“

Saßen die Knappen schon mal beim Bier und hatten Appetit auf einen Brathering, so bestellten sie sich beim Wirt einen „Höhlknecht.“ Erst der Bau der Bergwerksbahn ab 1881 beendete die Zeit der Höhlfuhren.

Wie schon seine Amtsbezeichnung aussagt, war es die Aufgabe des Bergboten die Verbindung zwischen dem Bergamt und den Betrieben zu vollziehen. In seinem großen Felltornister trug er den Schriftwechsel, Akten und sonstiges Material an die Bestimmungsorte. Auch kleinere Geldbeträge wurden ihm anvertraut. Bekleidet mit seinem Kittel und der Bergmannsmütze, zog er, ob Kälte oder Hitze, seines Weges. Als treu und zuverlässig, war er aus der Reihe älterer, der Grubenarbeit nicht mehr gewachsener Knappen ausgewählt. Da er auf seinen Wegen weit herumkam, war er auch stets voller Neuigkeiten, welche er bereitwilligst weitergab und sich darum besonderer Beliebtheit erfreute. Vielleicht war das mit ein Grund, dass sich eine heimische Wochenzeitung damals „Der Bergbote“ benannte.


Die Kleidung um das Jahr 1857

Bergassessor und Bergrat um 1857

Das Jahr 1857 bringt einen neuen Erlass des Preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe, nach welchem die Königl. Preußischen Berg-, Hütten- und Salinenbeamten eine neue Uniform erhalten sollen. Diese, hauptsächlich für oberen Beamten gültigen Anordnungen, bringen in Form und Farbe der bisherigen Uniform kaum Änderungen.

Sie bleiben für alle Chargen gleich. Die Rangunterschiede sind nur noch an den Goldstickereien des Kragens erkennbar. An die Stelle der bisherigen Goldfransen treten solche aus schwarzer Seide oder Kamelhaar. Kragen und Ärmelaufschläge sind aus schwarzem Samt. Das Bergbauemblem am Tschako entfällt und wird durch den preußischen Adler ersetzt. Auch die bisherige Mauerkrone wird hier durch eine goldene Borde am oberen Rand abgelöst. Auf der linken Seite wird der schwarz-weiße Federbusch durch die preußische Kokarde gehalten. Der Säbel wird untergeschnallt getragen. Das Fahrleder ist mit schwarzer Seide gefüttert.

Im Jahr 1859 erwirkt die Gewerkschaft, dass die oberen Klassen goldene Epauletts, die rot unterlegt sind, und das Mansfelder Wappen in silbernem Schildehen, mit Schlägel und Eisen in schwarz belegt, tragen. Die bisher weiße Tracht der Hüttenleute wird nun durch die Schwarze abgelöst und gleicht nunmehr der der Bergleute und unterscheidet sich nur durch die rote Mauerkrone am Tschako und den roten Federstutz, wie auch, dass sie weiter das Leder vor dem Bauch tragen.


Die Kleidung um das Jahr 1900

Bergmann und Hüttenmann um 1900

Das Jahr 1900 brachte die Feier des 700jährigen Bestehens des Mansfelder Kupferschieferbergbaues. Dieses, in großem Rahmen aufgezogene Fest, brachte auch einen erheblichen Anstieg in der Anschaffung der Bergmännischen Uniformen. Der damalige Kaiser Wilhelm II. hatte, einer Einladung der Gewerkschaft folgend, sein Erscheinen zugesagt, was die Gewerkschaft besonders veranlasste, viele uniformierte Bergleute auf die Beine zu bringen, umsomehr, als sich im Mansfeldschen die Arbeiterbewegung sehr bemerkbar machte. Die Gewerkschaft förderte daher die Beschaffung der Kleidung durch Vorschüsse und sonstige Erleichterungen.

Das Bild zeigt die Tracht, wie sie um die Jahrhundertwende getragen wurde. Hatte der Tschako ursprünglich eine leichte Erweiterung am oberen Rand aufgewiesen, so erhielt er nun die rein zylindrische Form, vom Knappen nun auch »Emmer un Pinsel" genannt. Der Kittel hat sich nach unten verlängert; im Sommer wird gern die weiße Hose dazu getragen und bei besonderen Anlässen fehlen auch die weißen Handschuhe nicht.

Bergmusiker und „Kaiserjunge“ um 1900

Wie wir bereits feststellten, reicht die Zeit der Gründung von Bergkapellen weit zurück. Aus alten Bergamtsakten ersehen wir, dass u.a. im Jahre 1810 in Eisleben eine Neugründung einer solchen vollzogen wurde. Später, im Jahre 1848, erscheint ein „Reglement für das „Berg-Hautboisten-Corps zu Eisleben und Hettstedt“. In diesem ist nun den Musikanten eine Fülle von Pflichten und Aufgaben auferlegt, welche in keinem Verhältnis zu ihrer niedrigen Entlohnung steht.

Das ändert sich, als im Jahre 1877 der Kapellmeister Anton Hausmann die Leitung übernimmt, der es verstand die Leistung der Kapelle auf ein künstlerisches Niveau zu heben und damit auch den Mitgliedern Verbesserung ihrer Gehälter erwirkte. Mit dem 1808 altershalber ausscheidenden Dirigenten sank dann leider die Leistung des Klangkörpers wieder ab und der Erste Weltkrieg bedeutete dann das Ende der Bergkapelle.

Unser Bild zeigt einen Bergmusiker um die Jahrhundertwende. Seit etwa Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrh. hatte in Eisleben in der II. Bürgerschule, der „Grabenschule“ ein Musikcorps bestanden. Dieses aus 80 Trommlern, 29 Pfeifern und 32 Hornisten gebildete Corps hatte es unter der Leitung des Lehrers Gottschalk zu beachtlichen Leistungen gebracht.

Als im Jahre 1895 der damalige Kaiser Wilhelm II. in Piesdorf zur Jagd weilte, hatten diese Schüler Gelegenheit vor diesem zu spielen. Da er sich sehr anerkennend über deren Leistungen äußerte, gab das Veranlassung, das Corps mit Musikinstrumenten auszurüsten, was die Zahl der jugendlichen Mitglieder auf 103 „Mann" erhöhte, wovon allein die Bläser 45 Jungen zählten. Die Leistungen der „Kaiserjungen", wie sie allgemein genannt wurden, steigerten sich zunehmend, sodass sie in der Folge noch des Öfteren nach Piesdorf „befohlen" wurden.

Einen Höhepunkt im Laufe ihres Wirkens bildete der schon erwähnte Besuch des Kaisers anlässlich der Feier des 700-jährigen Bestehen des Mansfelder Bergbaues im Jahre 1900. Dieses Ereignis veranlasste die Gewerkschaft u.a., das gesamte Schülermusikcorps in die Tracht der Mansfelder Bergleute neu einzukleiden. Unser Bild zeigt einen dieser „Kaiserjungen", welche es unter der Leitung ihres Lehrers weiter zu beachtlichen Leistungen gebracht hatten. Als dieser jedoch im Jahre 1905 altershalber die Leitung niederlegte und sich kein geeigneter Nachfolger fand, bedeutete das dann auch das Ende dieses Musikcorps.


Die Kleidung um das Jahr 1925

Strebhäuer und Fahrsteiger um 1925

Die Einführung der luftdruckgetriebenen Bohr- und Schrämmaschinen in den 90er Jahren hat dem Bergmann eine wesentliche Erleichterung in seiner mühevollen Arbeit gebracht. Auch als der verschmierte Oelkreisel durch die saubere Karbidlampe abgelöst wurde, bedeutete das eine nicht geringe Verbesserung der Arbeitsverhältnisse. Der Fahrhut, diese aus dickem Filz gefertigte Kopfbedeckung, schützte diesen vor harten Begegnungen mit dem Gebirge. Sein ärmelloses Schachthemd gewährleistete ihm Bewegungsfreiheit und die Knieleder Schutz vor gedrückten Kniegelenken, wie diese bei der Strebarbeit oft vorkamen.

Zu den Aufgaben des Fahrsteigers gehörte es, täglich den ihm unterstellten Abbauflügel zu befahren. Seine Kleidung ist die kurze, vorn ausgeschnittene Fahrjacke, von meist gelbbrauner Farbe, dunklem Kragen und Ärmelaufschlägen, versehen mit gelben oder schwarzen Knöpfen. Die Handlampe und das „Meter" vervollständigten dann noch seinen Anzug. Das Bild zeigt den Strebhäuer und den Fahrsteiger in ihrer Berufstracht der 20er Jahre. 

Schüler der Eisleber Bergschule um 1925

Im Jahre 1798 erfolgte in Eisleben die Gründung einer Bergschule für die Mansfelder Reviere. Die Freiheitskriege unterbrachen jedoch den Schulbetrieb, welcher dann erst wieder im Jahre 1817 aufgenommen wurde. Die Schüler unterstanden einer strengen Schulzucht. So wurden im Jahre 1817 8 Bergschüler zu 1, bzw. 1 1/2 Tagen Gefängnis verurteilt, nur weil sie ohne Erlaubnis an einer Konzertveranstaltung mit anschließendem Ball im Wiesenhaus teilgenommen hatten.

Als Schulgebäude diente das alte Stiftshaus in der Sangerhäuserstraße. In der Folge erwies sich dieses jedoch zu beengt und so erfolgte 1844 die Übersiedlung in das damalige Revisions- und Lohnhaus der Gewerkschaft. Dieses, ursprünglich das „Gasthaus zum Goldenen Weinstock“, heute (1978) steht an dieser Stelle die „SPOWA"-Verkaufstelle der HO, war von der Gewerkschaft angekauft und diente als Verwaltungsgebäude.

Als in den 90er Jahren die Erdbewegungen begannen, musste auch dieses Haus abgebrochen werden. Der Schulunterricht wurde zeitweise nach dem „Schlafhaus“, dem heutigen (1978) Zentrallabor in der Kasselerstraße verlegt.

Im Jahre 1901 legte man den Grundstein zum neuen Gebäude, der heutigen Bergbauingenieurschule in der Geiststraße.

Die Schüler dieser Schule waren von jeher gehalten, nur in ihrer bergmännischen Kleidung zu erscheinen. Das trug damals nicht wenig dazu bei, der Stadt Eisleben ihr Gepräge einer Bergstadt zu geben. Unsere Zeichnung zeigt zwei Schüler aus der Zeit der 20er Jahre, je im Kittel und in der Fahrjacke.  


Die Kleidung um das Jahr 1930

Mansfelder Bergmannsschützen - Gerbstedt um 1930

Das Jahr 1848 hatte auch im Mansfeldschen zur Bildung von Bürgerwehren geführt. Als diese jedoch im Oktober desselben Jahres wieder aufgehoben wurden, bildeten sich aus den Angehörigen dieser Formationen die Schützengesellschaften. Aus diesen lösten sich die Berg-und Hüttenleute, welche ehemals den Bürgerkompanien angehört hatten und schlossen sich zu selbstständigen Bergmanns-Schützengesellschaften zusammen.

Unter diesen ist die zu Gerbstedt die Älteste. Es folgen dann weitere, so in Hettstedt 1857, Sandersleben 1866, und in der Folge noch Siersleben und Augsdorf. Wir bleiben hier bei den Gerbstedtern, deren Uniform 1930 unser Bild zeigt.

Schwierigkeiten zur Beschaffung einer solchen bestanden kaum. Einen Bergmannskittel mit der dazugehörigen Mütze besaß zu dieser Zeit so gut wie jeder Angehörige der „Gewerkschaft“. Die Chargierten zeichneten sich, wie hier der Hauptmann, durch Epauletten mit Fransen, Feldbinde und Schleppsäbel aus. Sie trugen auch die schwarze Hose, während den Mannschaften die weiße vorbehalten war.

Die Schützenfeste mit dem Königsschießen bildeten jährlich die Höhepunkte nicht nur der Schützengesellschaften selbst, sondern der Einwohnerschaft der betreffenden Orte, wo diese bestanden.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte auch das Ende dieser Bergmannsschützengesellschaften.


Die Kleidung um das Jahr 1934

Bergwerksdirektor und Steiger um 1934

Im Jahre 1934 erfolgte die Aufhebung der bis dahin gültigen Vorschriften für die bergmännische Kleidung vom Jahr 1857 durch die neuen Machthaber. Anstelle dieser tritt der Erlass des damaligen Ministers für Arbeit und Wirtschaft. Es erfolgt eine Neuregelung, die in nachstehenden Vorschriften zusammengefasst ist.

  1. An der in den einzelnen Bezirken überlieferten Knappentracht der Bergleute wird nichts geändert.
  2. Als Dienstrock wird ein für alle Beamte und Angestellte gleicher Bergkittel eingeführt. Rangunterschiede werden lediglich auf den Spiegeln gezeigt.
  3. Puffjacke, Schachthut und Säbel sowie der Mantel sind, abgesehen von den Rangabzeichen, für alle Uniformgruppen gleich. Das Bergleder wird von den Bergleuten und Bergbeamten in gleicher Form getragen.
  4. Die Hoheitszeichen sind der neuen Staatsform angepasst.

Es wäre zu viel, auf die hier nun folgenden umfangreichen Anordnungen näher einzugehen und wir greifen uns da nur mal die Angehörigen der Gruppen 3 und 8 heraus.

Die erstere (Gruppe 3) zeigt uns den Bergwerksdirektor. Er wird gekennzeichnet durch die goldene Kragenstickerei mit umlaufendem Eichenlaub und einer Rosette. Am Tschako trägt er oben eine goldene Borde und den preußischen Adler, schwarz-weißem Federbusch mit der preußischen Kokarde. Dazu gehört der Säbel. Bei nichtoffiziellen Anlässen wird die Mütze mit Samtstreifen, roten Biesen, Kokarde  (Schlägel und Eisen) getragen.

Für die Gruppe 8, hier ein Steiger im Bergkittel aus schwarzem Tuch mit Stehkragen und kleiner Pelerine. Auf Brust- und Ärmelpatten je 6 schwarze Knöpfe mit Schlägel und Eisen. An der Armkugel dünne Fransen. Der Kittel wird im Dienst, soweit nicht Uniform vorgeschrieben ist, getragen. Zum Kittel gehören Mütze, Mantel oder Umhang mit Koppel, aber kein Leder und Säbel.  


Die Kleidung um das Jahr 1950

Steiger und Verwaltungsangestellte um 1950

Das Jahr 1945 bringt dem deutschen Volk endlich das Ende des unseligen Krieges. Mit ungebrochenem Mut geht es an den Wiederaufbau der Wirtschaft, an welchem nicht zuletzt der Bergbau einen hervorragenden Anteil hat. Neben den verdienten Ehrungen, die dem Bergmann zu Teil werden, gehört auch die Neuschaffung der bergmännischen Kleidung.

Im Jahre 1950 feiert der Mansfelder Bergbau sein 750-jähriges Bestehen. Das bietet den Anlass zur Herausgabe der Durchführungsbestimmungen zur Schaffung der neuen Tracht. Das Ministerium für Schwerindustrie beauftragt die damalige VVB Mansfeld mit den Entwurfsarbeiten für die neue Kleidung, welche sich in ihrer Form der der sowjetischen Bergleute anzugleichen hat. In Gemeinschaftsarbeit entwerfen der Kunstmaler Will König und der Verfasser (Otto Spitzbarth) die neue, für den gesamten Bergbau der DDR gültige Tracht, in welche nun auch zum ersten mal die im Bergbau tätigen Frauen einbezogen werden.

Hier einige Auszüge aus den neuen Bestimmungen:

Berechtigt zum Tragen der Bergmannskleidung sind:

  1. Alle in bergbaulichen Betrieben des Erz-, Kohle- und Kalibergbaues Beschäftigten.
  2. Alle in der Verwaltung von bergbaulichen Betrieben Beschäftigten.
  3. Alle in Dienststellen der in staatlichen Verwaltungen Beschäftigten, sofern diese Dienststellen bergbaulichen Leitungen unterstehen.
  4. Lehrkräfte und Schüler der Bergakademie Freiberg und von Bergbauschulen, sowie Ausbilder der Betriebsberufsschulen.
  5. Funktionäre der IG Bergbau.

Getragen wird die Kleidung in zwei verschiedenen Ausführungen:

  1. Bergmannskleidung der Bergarbeiter
  2. Bergmannskleidung der Angestellten der unteren, mittleren und oberen Aufsicht.

Die Bekleidung wird nach dem bestätigten Muster getragen, wobei die Kleidung für Bergarbeiter mit geschlossenem, aufknöpfbaren Kragen, die Kleidung für Angestellte mit offenem Kragen mit Revers getragen wird.

Es würde zu umfangreich werden, auf alle einzelne Dienstgradabzeichen einzugehen und so beschränken wir uns lediglich auf die hier abgebildeten Figuren.

Den Steiger kennzeichnen die Knöpfe und Dienstgradabzeichen in Silber. Die Farbe des Hemdes ist weiß mit schwarzem Binder, oder aber auch blaues Hemd mit rotem Binder.

Die Kollegin trägt die Kostümjacke mit weißer Bluse; Revers wie Angestellte, Rücken nicht glatt, sondern zwei Quetschfalten. Der Rock ist glatt mit Gehfalte links. Als Kopfbedeckung dient die Baskenmütze mit dem Emblem auf der linken Seite.

Die Farbe der Paspelierung richtet sich nach dem Berufszweig. Die Berufsgrade unterscheiden sich durch farbige Kennzeichen auf dem linken Unterärmel, welche bei den Bergleuten gelb und bei den Hüttenleuten rot sind. Dazu kommen noch entsprechend farbige Biesen um den Kragenspiegel, die bei den Verwaltungsangestellten und Lehrkörpern von blauer Farbe sind.

Die alte, traditionelle Bergmannstracht kann bis zu ihrem Verbrauch weiterverwendet werdend. Mit dieser Neuordnung der Tracht der Bergleute schließt in unserer Zeit abermals eine Epoche ab, welche, wie schon manche vor ihr, ein neues Bild des Bergmanns in seiner äußeren Erscheinung aufzeigt.

Ein langer Zeitraum, über 775 Jahre, liegen zwischen den ersten Schürfversuchen zweier Bergleute und den hoch technisierten Abbausystemen des modernen Mansfelder Bergbaues. Und wie sich im Laufe dieser Zeiten die technischen Dinge einer Wandlung unterzogen, so änderten sich auch die Menschen mit ihnen. Aus dem unterdrückten Bergknecht des Mittelalters ist heute ein hoch qualifizierter Facharbeiter hervorgegangen. Der heutige Bergmann kann und weiß mehr als der, welcher vor ihm in die Tiefe stieg. Durch seinen Einsatz für die Gemeinschaft stellt er sich heute mit an die Spitze der werteschaffenden Menschen unserer Zeit. Man bringt ihm wieder die Achtung entgegen, welche er sich in diesem gefahrvollen, doch für die Wirtschaft eines Volkes so wichtigen Beruf erworben hat. Es gab Zeiten, wo der Bergmannsberuf durch Überfremdung seinen alten Traditionen untreu zu werden schien, wo man dem Bergmann, seiner Stellung in der Gesellschaft, seiner Würde und auch seiner Tracht die Achtung versagen wollte, die ihm gebührt und die ihm die neue Zeit wiedergegeben hat.

Wie einst, soll er auch heute wieder seine Tracht zur Schau tragen, als ein Zeichen der Ehre und der Treue gegenüber seinem uralten Beruf - dem des Bergmanns.

01/2019

Drucken E-Mail

Kommentar verfassen nur für registrierte Nutzer nach Anmeldung - Gäste nutzen bitte die Kontaktadresse.