Mansfelder Berg- und Hüttenkleidung - ...um das Jahr 1950

Beitragsseiten

Die Kleidung um das Jahr 1950

Steiger und Verwaltungsangestellte um 1950

Das Jahr 1945 bringt dem deutschen Volk endlich das Ende des unseligen Krieges. Mit ungebrochenem Mut geht es an den Wiederaufbau der Wirtschaft, an welchem nicht zuletzt der Bergbau einen hervorragenden Anteil hat. Neben den verdienten Ehrungen, die dem Bergmann zu Teil werden, gehört auch die Neuschaffung der bergmännischen Kleidung.

Im Jahre 1950 feiert der Mansfelder Bergbau sein 750-jähriges Bestehen. Das bietet den Anlass zur Herausgabe der Durchführungsbestimmungen zur Schaffung der neuen Tracht. Das Ministerium für Schwerindustrie beauftragt die damalige VVB Mansfeld mit den Entwurfsarbeiten für die neue Kleidung, welche sich in ihrer Form der der sowjetischen Bergleute anzugleichen hat. In Gemeinschaftsarbeit entwerfen der Kunstmaler Will König und der Verfasser (Otto Spitzbarth) die neue, für den gesamten Bergbau der DDR gültige Tracht, in welche nun auch zum ersten mal die im Bergbau tätigen Frauen einbezogen werden.

Hier einige Auszüge aus den neuen Bestimmungen:

Berechtigt zum Tragen der Bergmannskleidung sind:

  1. Alle in bergbaulichen Betrieben des Erz-, Kohle- und Kalibergbaues Beschäftigten.
  2. Alle in der Verwaltung von bergbaulichen Betrieben Beschäftigten.
  3. Alle in Dienststellen der in staatlichen Verwaltungen Beschäftigten, sofern diese Dienststellen bergbaulichen Leitungen unterstehen.
  4. Lehrkräfte und Schüler der Bergakademie Freiberg und von Bergbauschulen, sowie Ausbilder der Betriebsberufsschulen.
  5. Funktionäre der IG Bergbau.

Getragen wird die Kleidung in zwei verschiedenen Ausführungen:

  1. Bergmannskleidung der Bergarbeiter
  2. Bergmannskleidung der Angestellten der unteren, mittleren und oberen Aufsicht.

Die Bekleidung wird nach dem bestätigten Muster getragen, wobei die Kleidung für Bergarbeiter mit geschlossenem, aufknöpfbaren Kragen, die Kleidung für Angestellte mit offenem Kragen mit Revers getragen wird.

Es würde zu umfangreich werden, auf alle einzelne Dienstgradabzeichen einzugehen und so beschränken wir uns lediglich auf die hier abgebildeten Figuren.

Den Steiger kennzeichnen die Knöpfe und Dienstgradabzeichen in Silber. Die Farbe des Hemdes ist weiß mit schwarzem Binder, oder aber auch blaues Hemd mit rotem Binder.

Die Kollegin trägt die Kostümjacke mit weißer Bluse; Revers wie Angestellte, Rücken nicht glatt, sondern zwei Quetschfalten. Der Rock ist glatt mit Gehfalte links. Als Kopfbedeckung dient die Baskenmütze mit dem Emblem auf der linken Seite.

Die Farbe der Paspelierung richtet sich nach dem Berufszweig. Die Berufsgrade unterscheiden sich durch farbige Kennzeichen auf dem linken Unterärmel, welche bei den Bergleuten gelb und bei den Hüttenleuten rot sind. Dazu kommen noch entsprechend farbige Biesen um den Kragenspiegel, die bei den Verwaltungsangestellten und Lehrkörpern von blauer Farbe sind.

Die alte, traditionelle Bergmannstracht kann bis zu ihrem Verbrauch weiterverwendet werdend. Mit dieser Neuordnung der Tracht der Bergleute schließt in unserer Zeit abermals eine Epoche ab, welche, wie schon manche vor ihr, ein neues Bild des Bergmanns in seiner äußeren Erscheinung aufzeigt.

Ein langer Zeitraum, über 775 Jahre, liegen zwischen den ersten Schürfversuchen zweier Bergleute und den hoch technisierten Abbausystemen des modernen Mansfelder Bergbaues. Und wie sich im Laufe dieser Zeiten die technischen Dinge einer Wandlung unterzogen, so änderten sich auch die Menschen mit ihnen. Aus dem unterdrückten Bergknecht des Mittelalters ist heute ein hoch qualifizierter Facharbeiter hervorgegangen. Der heutige Bergmann kann und weiß mehr als der, welcher vor ihm in die Tiefe stieg. Durch seinen Einsatz für die Gemeinschaft stellt er sich heute mit an die Spitze der werteschaffenden Menschen unserer Zeit. Man bringt ihm wieder die Achtung entgegen, welche er sich in diesem gefahrvollen, doch für die Wirtschaft eines Volkes so wichtigen Beruf erworben hat. Es gab Zeiten, wo der Bergmannsberuf durch Überfremdung seinen alten Traditionen untreu zu werden schien, wo man dem Bergmann, seiner Stellung in der Gesellschaft, seiner Würde und auch seiner Tracht die Achtung versagen wollte, die ihm gebührt und die ihm die neue Zeit wiedergegeben hat.

Wie einst, soll er auch heute wieder seine Tracht zur Schau tragen, als ein Zeichen der Ehre und der Treue gegenüber seinem uralten Beruf - dem des Bergmanns.

01/2019

Drucken E-Mail

Kommentar verfassen nur für registrierte Nutzer nach Anmeldung - Gäste nutzen bitte die Kontaktadresse.