Die Schachttaufe des Dittrichschachtes vor 100 Jahren - Sprüche zum Abteufbeginn (2)

Beitragsseiten

Sprüche zum Abteufbeginn (2)

Besonders gelungen war der Spruch des Maschinensteigers Kirchberg:

„Tief unter diesem Kirchberg liegt ein Schatz begraben, wo manche Fischlein schlummern schon viele Tausende von Jahren. Die Mansfelder Bergleute, die wollen mit Keilhaue, Fäustel und beim Grubenlicht die Kupferschiefer graben und sie fördern ans Tageslicht. Und wenn beim Abteufen auch Wasser uns drängen, so dass der Damm einbricht, so werden wir dafür sorgen, dass die Pumpen gut heben, und mit Gottes Hilfe ersaufen wir auch nicht; Auch, sollte der Hoffnung letzter Anker zerbrechen, auch dennoch verzagen wir nicht."

Diese Befürchtungen hinsichtlich der Gefahr von Wassereinbrüchen und die damit in Zusammenhang stehenden Vorgänge um den Salzigen See waren Inhalt weiterer Sprüche. Der Markscheider Dahlmann drückte es so aus:

„Schacht Dittrich, benehme Dich, groß ist die Näh’ zum Salzigen See“.

Dagegen zeigte sich der Gemeindevorsteher von Unterrißdorf, Herr Peter, mit seinem Spruch sehr optimistisch:

„Wachse und blühe von heute zu Unterrißdorfs Freude – Glück auf“.

Der Hütteningenieur Bolze hatte einen gelungenen Spruch parat:

„Ist in des Schachtes tiefsten Gründen auch kein Hüttenmann zu finden, so wünsch’ ich Dir doch mit ganzem Herz recht wenig Wasser und viel Erz!“

Traditionsgemäß und entsprechend der Rangordnung der anwesenden Festgäste waren zuletzt die Drittelführer der Abteufmannschaft mit ihren Sprüchen an der Reihe. Folgende Sprüche sind von ihnen überliefert. Herr Drittelführer Otto Höhne:

„Sümpfe und versauf’ nicht, auf dass Du dem Herrn Ehre machst, auf den Du getauft bist – Glück auf!“.

 Herr Drittelführer Wilhelm Heise:

„Mit Mut und Kraft und Gottes Macht hau’ ich meine Keilhau’ in diesen Schacht – Glück auf!“.

 Herr Drittelführer G. Weinreich:

„Im neuen Schacht, den wir wollen baue’n, soll keiner sich der Arbeit grau’n, denn Hand in Hand muss alles geh’n, so werden wir bald Schiefer seh’n“.

Herr Drittelführer Hermann Ziegler:

„Fleiß’ge Leute und keine Wasser, dann geht’s Senken gut von statten.“

Nachdem die letzten drei Keilhauenhiebe getan waren, begaben sich die Festgäste gemäß ihrer sozialen Stellungen in unterschiedliche Festräume. So waren für die Honoratioren der Zimmerschuppen hergerichtet. Die Abteufmannschaft versammelte sich in der Mannschaftstube. Leider ist bisher noch kein Foto von der Schachttaufe eines Mansfelder Schachtes bekannt.

In dem „Bergboten für die Grafschaft Mansfeld“ wird weiter berichtet, dass der Einzug der Festteilnehmer in die einzelnen Räume von der Musik eines Phonographen begleitet wurde. Danach spielte er laut und deutlich die Melodie „Dies ist der Tag des Herrn“. Überraschend ist festzustellen, dass in diesem Artikel, genau wie in den Artikeln von den Schachttaufen des Wolf- und Vitzthumschachtes keine Weihhandlungen von Geistlichen beschrieben werden.

01/2019

 

Drucken E-Mail

Kommentar verfassen nur für registrierte Nutzer nach Anmeldung - Gäste nutzen bitte die Kontaktadresse.