Erinnerungen 2014


Liebe Kameradinnen, liebe Kameraden, alle Jahre wieder kommen einem Jahrestage, Gedenktage und Ereignisse in den Sinn, die man schon vergessen glaubte. Aus der Sicht eines Traditionsvereines für Berg- und Hüttenwesen sind dies in der Regel aber vor allem Vorkommnisse aus dem Leben des Mansfelder Kupferschieferbergbaus. So ist das auch in diesem Jahr. Einige Anlässe sollen zur Auffrischung der Erinnerungen hier aufgeführt werden. Der Vorstand


Aus den Mitteilungen des Vereins - Autor: Martin Spilker (Mitteilung Nr. 129 - 3/2014)

2014 - Erinnerungen - 2014

1. Vor 40 Jahren,

im Jahr 1974, wurde aus Anlass des Nutzungsbeginns von Erdgas aus den Weiten des russischen Landes im Mansfeld-Kombinat in Hettstedt das Denkmal „Flamme der Freundschaft“ eingeweiht. Erdgas als Energieträger steht heute immer noch zur Verfügung, allerdings ist die Freude darüber nicht mehr so heiß wie die Gasflamme. Trotzdem begeht der Verein „Flamme der Freundschaft“ den 40. Jahrestag am 03. Oktober am Denkmal mit einer Veranstaltung einschl. eines kleinen Bergaufzugs.

Flamme der Freundschaft
2. Vor 45 Jahren,

im Dezember 1969. wurde auf dem Otto-Brosowski-Schacht, nach 61 Jahren die Produktion eingestellt. Der Otto-Brosowski-Schacht (bis 1951 Paul-Schacht) war mit seinem Füllort auf der 11. Sohle (829,7 m) der tiefste Schacht des Kupferbergbaus. Bekannt wurde er vor allem durch die 1952 und 1958 eingetretenen Wassereinbrüche und die legendäre Fahne von Kriwoj Rog. Im Jahr 1970 wurde der Schacht verwahrt.

Otto-Brosowski-Schacht
3. Vor 50 Jahren,

im Jahr 1964, erfolgte die Stilllegung des Max-Lademann-Schachtes in Eisleben. Geteuft wurde er unter dem Namen Clotilde-Schacht ab 1879. Wegen erheblicher Schwierigkeiten durch Wassereinbrüche wurde aber erst 1902 das erste Erz gefördert. Der Schacht war 456 m tief und stand auf der 4. Sohle. Es war der erste Schacht im Kupferschieferbergbau, der wegen der hohen Wasserzuflüsse mit dem Bohrverfahren nach Kind-Chaudron (kombiniert drehendes und schlagendes Bohren) niedergebracht wurde. Der Schacht wurde 1969 verwahrt.

Clotilde-Schacht
4. Vor 70 Jahren,

im Jahr 1944, wurde in Sangerhausen auf dem Brühlberg, nördlich der Stadt, mit dem Teufen des Schachtes Sangerhausen, des späteren Thomas-Münzer-Schachtes, begonnen. Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung bei 52,35 m Teufe wurden die Arbeiten erst 1947 fortgesetzt. Die Endteufe von 686 m wurde 1953 erreicht. Über das Füllort 5. Sohle (456 m Teufe), wo der Kupferschiefer durchteuft wurde, begann der Abbau aber schon 1951. Das Füllort 7. Sohle (656 m Teufe) wurde 1969 zugunsten des nachträglich aufgefahrenen Füllortes in der 6. Sohle (573,4 m Teufe) stillgelegt. Der Schacht wurde 1992 oberhalb der 5. Sohle auf einer verlorenen Schalung mittels einer sog. kohäsiven Säule (selbsttragend aus Beton) verfüllt und über Tage mit einem Deckel verschlossen.

Teufturm des Thomas-Münzer-Schachtes
Schachtdeckel und Halde Hohe Linde
5. Vor 110 Jahren,

im Jahre 1904, wurden auf den beiden Hermann-Schächten bei Helfta die ersten elektrisch betriebenen Schachtförderungen des Kupferschieferbergbaus in Betrieb genommen. Die Kupfergehalte im Erz führten aber schon 1924 (d. h. vor 90 Jahren) zur Stilllegung der Anlagen. Die Schächte wurden 1971 verwahrt. Die Halde wurde zu großen Teilen zur Schottergewinnung abgebaut.

Hermannschächte
6. Vor 120 Jahren,

im Jahr 1894, war der Salzige See, dessen Wasser als Ursache für die starken Senkungen im Stadtgebiet von Eisleben und die Wassereinbrüche in die Gruben der Otto-Schächte und des Clotilde-Schachtes angesehen wurde, leergepumpt. Er wird seitdem und bis heute durch Wasserhaltungsmaßnahmen weitestgehend trocken gehalten.

Das Becken des Salzigen Sees
7. Vor 135 Jahren,

im Jahr 1879, wurde die Auffahrung des Schlüsselstollens beendet. Seine Auffahrung wurde 1809, also vor 205 Jahren, in Friedeburg begonnen. Er ist mit 32,334 km Länge einer der längsten für den Erzbergbau aufgefahrenen Stollen und führt vom Mundloch bei Friedeburg bei einer Höhenlage von +71,89 m NN (Mundloch) um die gesamte Mulde bis nach Eisleben, wo er an den Seegen-Gottes-Schächten (ab 1951 Otto-Helm-Schächte) endet. Der Stollen führt noch heute die Wässer der gefluteten Mansfelder Mulde ab und garantiert so stabile hydrologische Verhältnisse in diesem Gebiet.

Mundloch des Schlüsselstollens
8. Vor 150 Jahren,

im Jahr 1864, wurde mit dem Teufen der Ernst-Schächte (ab 1951 Walter-Schneider-Schächte) ein erster Tiefbauschacht, insgesamt aber bis 1885 für Wasserhaltung und Förderung 4 Schächte bis zur 3. Sohle (388 m Teufe) niedergebracht. Sie sollten das Feld unterhalb des Schlüsselstollens aufschließen und waren mit Unterbrechungen bis 1966 in Betrieb. Hier stand auch die 1891 eingebaute, größte unter Tage mit Dampf betriebene Wasserhaltungsmaschine (sog. Germaniapumpe, 1200 PS, 18 m³/min). Die Schächte wurden 1977 verfüllt. Über dem Schacht 4 steht heute noch der sog. Malakowturm.

Ernst-Schächte um 1900
9. Ebenfalls vor 150 Jahren,

also im Jahr 1864, wurde in Hettstedt die Nutzung der in der Schlacke gespeicherten Wärme für Badezwecke eingestellt. Gleichzeitig begann mit der Verarbeitung der Mansfelder Kupferschlacke zu Steinen für die Straßenpflasterung, für Bauzwecke, für den Schutz von Seedeichen, später auch zur Auskleidung von Rohren usw. ihre industrielle Nutzung.

Guss von Schlackensteinen
10. Vor 190 Jahren,

1824 bekannte sich der Mansfelder Kupferschieferbergbau zu seinem durch die Auffahrung des Zabenstedter Stollens verursachten Wasserentzug aus den Brunnen in Gerbstedt und übernahm die Trink- und Brauchwasserversorgung für Gerbstedt über das Lichtloch 20 des Zabenstedter Stollens. Diese Versorgungsleistung bestand bis zur Einspeisung von Fernwasser aus dem Rappbode-System im Jahr 1992.

Lichtloch 20 Z
11. Vor 200 Jahren,

am 1. 03. 1814, wurde in der St. Andreas-Kirche zu Eisleben das auf Initiative des damaligen Oberbergmeisters und späteren Oberberghauptmanns Franz v. Veltheim (1785-1839) aufgestellte Mansfelder Pionierbataillon vereidigt (siehe Mitt. 128).

Das soll es gewesen sein, aber im nächsten Jahr gibt es wieder viele Möglichkeiten der Erinnerung!

01/2019

 

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