Die Ernst-Schächte bei Helbra
Die Ernst-Schächte bei Helbra
von Dr. Rudolf Mirsch - 2001 (Übernommen von der Vereinsseite) Im Mittelpunkt des Beitrages stehen die Errichtung einer für den europäischen Bergbau dieser Zeit (1884) einmaligen Wasserhaltung und die technischen Parameter der verwendeten Pumpanlage.
Wie ein vergessenes, inzwischen recht baufälliges Kastell steht die aus drei einen gemeinsamen Komplex bildenten Gebäuden bestehende Bauhülle des Ernst-Schachtes IV nun schon seit einigen Jahren in der Diskussion. Seit 1995 wurde in meheren Zeitungsartikeln in der örtlichen Presse auf den Denkmalswert dieses Industrie-Baudenkmals hingewiesen, das im Band 47 der Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz vermutlich erstmals nach den im Ruhrgebiet üblichen Wertungen als "Malakow-Turm" bezeichnet wurde. Es ist anzustreben, die Erhaltung zu gewährleisten und ein Nutzungskonzept zu entwickeln.
Die Ernst-Schächte I bis IV bei Helbra wurden in den Jahren 1864 bis 1889 geteuft. Die Schächte I und III dienten als Förderschächte, II und IV als Wasserhaltungsschächte. Benannt wurden sie nach dem Oberberg- und Hüttendirektior Ernst Leuschner (1826 - 1898). Nach 1945 erfolge die Umbe- nennung nach Walter Schneider (1903 - 1933), der m 12. Februar 1933 in Eisleben von Faschisten ermordet wurde.
1884 wurde mit dem Abteufen des Schachtes IV zur Errichtung einer für den europäischen Bergbau dieser Zeit einmaligen Wasserhaltung begonnen. Von der Ackersohle bis zur Schachtsohle betrug die Teufe etwa 383 m, bis zur Maschinenraumsohle (Schachtfüllort) = 363,25 m und bis zum Querschlag in Höhe des Schlüsselstollens = 180 m. Die Wasserhaltung war durch eine Serie von Wassereinbrüchen dringend erforderlich geworden. Sie war als letzte Stufe der Wasserhebung von der Ritzstrecke der 3. Sohle auf das Niveau des Schlüsselstollens bis zur Einstellung des Pump- betriebes nach Beendigung des Abbaus in der Mansfelder Mulde von großer Bedeutung. Noch heute erinnert der auffällige Gebäudekomplex des Ernst-Schachtes IV an den Standort der in den Jahren 1885/86 errichteten "Germania-Pumpe". Der Schacht wurde ausschließlich dafür geteuft und die Bauhülle als Maschinengebäude den aufzustellenden Maschinen angepasst. Die beachtlichen Dampfkessel wurden an anderer Stelle des Betriebsgeländes installiert. Die Größe der über Tage aufgestellten Gestängepumpe war gewaltig. Die Fundamente mussten mit Ankern befestigt werden, die durch das Gestein bis in eine in 7 m Teufe aus der Schachtröhre heraus aufgefahrenen Strecke reichten und dort verschraubt wurden, um sicher die enormen Belastungen beim Betrieb der Pumpe aufnehmen zu können.
Letztmalig wurde im Jahre 1953 der Schacht I zur Erzgewinnung wieder in Betrieb genommen. Abgebaut wurden sogenannte "Fäule", das sind gering vererzte Zechsteinkalke aus dem Hangenden des Flözes. Am 30. April 1966 erfolgte die endgültige Einstellung des Förderbetriebes.
Germania-Pumpe der Wasserhaltung Ernst-Schacht IV
Angaben zur Pumpe | Gestängepumpe |
Antrieb | Dampf |
Aufstellung Maschine | über Tage, stehend |
Aufstellung Pumpe | unter Tage, stehend |
Lieferant (Antrieb) | Schiff- und Maschinenbau AG, Germania Berlin |
Lieferant (Pumpe) | Maschinenfabrik Haniel u. Lueg, Düsseldorf |
Erbauungsjahr | 1885 - 1886 |
Gewicht | Maschine = 400 t Pumpe = 1.100 t |
Baukosten (Mark) | Maschine: 198.000,- Pumpe und Rohrleitung: 468.000,- Summe: 666.000,- Gebäude, Fundament: 165.000,. |
Montagezeit | 20 Monate |
Inbetriebnahme | Mai 1889 |
Gehobene Wasser | 16 m³ je Minute |
Umdrehungen / Minute | 6 |
Durchmesser der Dampfzylinder | 1 Hochdruckzylinder 1,3 m 2 Niederdruckzylinder je 1,6 m |
Hub der Maschine | 4,5 m |
Plungerdurchmesser der Pumpe | Großer Plunger = 950 mm Kleiner Plunger = 670 mm |
Hub der Pumpe | 4 m |
Antriebsleistung | rund 1.400 PS (1.030 kW) |
Manom. Förderhöhe | 235 m |
Erforderliche Kesselheizfläche | rund 1.200 m² |
Kesseldruck | 7 atü (rund 8 bar) |
Dampfverbrauch | rund 14 kg je m³ gehobenes Wasser |
Bedienungspersonal | 11 Mann |
Kosten / m³ Wasser | 5,4 Pfennig |
03/2022