Das Bergbaudenkmal Seilscheibe
Die in diesem Beitrag geschilderte Geschichte des Bergbaudenkmals Seilscheibe ist leider nicht untypisch dafür, wie schwer man sich im Mansfeldschen der heutigen Zeit allzu häufig im Umgang mit der 800jährigen Geschichte des Berg- und Hüttenwesens tut.
Aus den Mitteilungen des Vereins - Vereinsmitteilung zum Jubiläum der
Vereinsgründung 1993 (Mitteilung Nr. 152/153 - 3/2018)
Das Bergbaudenkmal Seilscheibe
Bis zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnerte kaum ein Denkmal an die fast 800-jährige Montangeschichte Eislebens. Gleich nach der Gründung des Vereins Mansfelder Berg- und Hüttenleute e.V. (VMBH) schrieben es sich Vorstand und die Mitglieder auf ihre Fahnen, ein Denkmal für die abertausenden hier und zeitweiseweise unter unsagbar schweren Bedingungen arbeitenden Berg- und Hüttenleute zu schaffen. Es sollte aber ein Konstrukt sein, das auch Kinder, Laien und Gäste unschwer als montangeschichtliches Ehrenmal erkennen können und es sollte an repräsentativer (hier übersetzt mit: wirkungsvoller und würdiger) Stelle im Zentrum der Stadt aufgestellt werden. Um es gleich vorwegzunehmen, das gelang uns nicht.
Zum Stammtisch am 28.04.1994 wurde erstmalig mit den Mitgliedern über den Aufbau einer Seilscheibe diskutiert. Horst Näther hatte bereits in seinem Referat anlässlich der ersten Jahreshauptversammlung am 22. März 1994 hervorgehoben: „Schon in der Gründungsversammlung am 22. März vorigen Jahres haben wir uns vorgenommen, zur Erinnerung an unseren Bergbau eine Seilscheibe in der Stadt aufzustellen“. Zu dieser Zeit befand sich bereits ein Exemplar zur Bearbeitung beim Eisleber Korrosionsschutz und die Leitung des Anlagenbaues hatte signalisiert, die Aufstellungsarbeiten zu günstigen Bedingungen zu übernehmen. Eine technische Zeichnung war bereits gefertigt siehe folgende Abbildung:
Bergbaudenkmal Seilscheibe
Originalzeichnung: Krellig (Anlagenbau)
21.04.1994,
REPRO: KLAUS FOTH
Diskutierte Aufstellungsorte waren zu diesem Zeitpunkt:
- der geplante Großparkplatz auf dem Abbruchgebiet Siebenhitze,
- Ortseingang aus Richtung Hettstedt an der „Alten Schmiede“,
- Ortseingang aus Richtung Halle am neuen Industriegebiet an der B 80,
- Unmittelbar an der Alten Bergschule zur Vervollkommnung des Ensembles Bergschule, Knappenbrunnen und Kupferklause.
Der vom Verein favorisierte Standort „Plan“ wurde seitens der Stadt gar nicht erst in Betracht gezogen. Die Stadt begann sich aus ihrer Verantwortung schrittweise zurück zu ziehen. Statt einer Lösung erfand man immer wieder neue Argumente, um das Vorhaben zu verzögern. Am Willen gestandener Mansfelder Berg- und Hüttenleute, für die das Aufstellen der Seilscheibe eine Frage der Ehre war, prallten sie aber schadlos ab. Erst am 31. Mai 1996 wurden wieder Nägel mit Köpfen gemacht. An diesem Tag unterzeichneten Horst Näther und Bürgermeister Peter Pfützner eine Vereinbarung über einen Betrag in Höhe von 20.000 DM, den die Stadt zweckgebunden für die Seilscheibe zur Verfügung stellte. Das war allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, aber unser Verein hatte nun die Möglichkeit Machbarkeitsstudien erarbeiten zu lassen.
Gespräche zwischen Verein und Stadt gab es dann über einen längeren Zeitraum überhaupt nicht. Am 29. März 1997 vermeldete die MZ „Seilscheibe soll Platz auf Siebenhitze bekommen“. Unseren Verantwortlichen war nun klar, dass das Denkmal abseits des Geschehens auf der grünen Wiese aufgestellt wird. Nur notgedrungen fügte man sich, denn ebenso klar war auch, akzeptieren wir diesen Standort nicht, wird das Denkmal nie errichtet werden. Danach verbreitete sich abermals über einen längeren Zeitraum eine merkwürdige Stille um das Projekt. Erst im Herbst 1999 nahm die Angelegenheit wieder
Am 5. November 1999 wurde der Grundstein für das Bergbaudenkmal gelegt. Ins Fundament wurde eine Kartusche, in der die Namen von 141 Bergleuten aufgelistet waren, die auf dem Wolf/Fortschritt I ihren schweren Beruf mit dem Leben bezahlen mussten, versenkt.
Am 23. März 2000 war es dann soweit, unter großer Anteilnahme konnte das Denkmal eingeweiht werden. Am Ende der Veranstaltung intonierte der Ziegelröder Spielmannszug den Steigermarsch und da nahezu alle Anwesenden mitsangen, scholl das mächtige Lied, die Hymne aller deutschen Berg- und Hüttenleute, vom Hang hinunter und verfing sich in den Gassen der Eisleber Altstadt, die neben der Neustadt Heimstatt vieler Generationen ehrbarer Mansfelder Berg- und Hüttenleute gewesen ist.
Wenn man sich im Verein mit dem Standort auch nie so richtig anfreunden konnte, so ist das Denkmal vor allem ein ehrendes Symbol für das jahrhundertlange Schaffen und Wirken tätiger Berg- und Hüttenleute und Treffpunkt der Vereinsmitglieder zu geschichtlichen Höhepunkten, insbesondere zum alljährlich - am 1. Sonntag im Monat Juli – feierlich begangenen „Tag des Bergmanns“.
Im Sommer 2013 entbrannte eine erneute Diskussion über den Standort des Denkmals. Es kam erneut zu Gesprächen zwischen Stadtverwaltung und Vertretern des VMBH. Um es gleich vorweg zu nehmen, viel rausgekommen ist dabei nicht. Aber am 21. Mai 2015 titelte die MZ „Seilscheibe zieht ins Zentrum“. Nun dachte der eine oder andere, die Seilscheibe bekäme nun doch noch einen würdigen Standort. Aber mit „Zentrum“ war der sogenannte Seminarhof hinter der Malzscheune gemeint. Als neuer Standort war also der Hinterhof vor der Seminarschule vorgesehen.
Im Verein der Mansfelder Berg- und Hüttenleute brach jedenfalls kein Jubel aus. Es wurde eine billige und primitive Version ausgelotet. Die Seilscheibe wurde praktisch ins Erdreich eingegraben. Der Notsockel hat am Fuß eine Länge von 164 cm und ganze 67 cm beträgt der Abstand zwischen Boden und Achsenmitte der Seilscheibe, am alten Standort waren es knapp 190 cm. Diese sparsame Bauausführung nimmt dem Denkmal Wucht, Ausstrahlung und Würde. Am 30. April 2016 fand die Einweihungsfeier statt. Der jetzige Standort ist kein besserer als der alte.
Anzumerken wäre noch, dass die Seilscheibe nicht aufgestellt wurde, um als Fotoobjekt für irgendwelche Touristen herzuhalten, die sich für zwei Stunden in der Stadt aufhalten. Sie steht hier als Ehrenmal, welches an tausende oder besser abertausende von Männern erinnern soll, die hier und zeitweise unter unsagbar schweren Bedingungen den härtesten und männlichsten Beruf der Welt ausgeübt und nicht zuletzt dieser Stadt zu Wohlstand verholfen haben.
03/2018