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[012] Mansfelder Bergwerksbahn und MaLoWa


1880 entstanden, war die Bergwerksbahn das wichtigste Transportmittel zwischen den Betrieben in der Mansfelder Mulde. Die Bahnwerkstatt (MaLoWa) hat sich auf die Instandsetzung historischer Lokomotiven spezialisiert und bedient heute Kunden in ganz Europa. Die teilweise erhaltenen gebliebene Strecke der Bergwerksbahn wird als Museumsbahn betrieben. Sie ist die älteste Schmalspurbahn Deutschlands.



Objektbeschreibung

Zug der Museumsbahn im April 2014  (Foto A. Wernicke)

Für ungefähr 100 Jahre war die Bergwerksbahn mit 750 mm Spurweite das wichtigste Transportmittel zwischen den Mansfelder Schächten und Hütten.

Neben dem auf den Schächten geförderten Kupferschiefer, der zu den Rohhütten gefahren werden musste, transportierte sie vor allem Kohle, Hüttenkoks, Grubenholz, Schlackensteine, Baumaterialien und verschiedene Zwischenprodukte der Hütten. Umladebahnhöfe ermöglichten den Güterumschlag zwischen Bergwerks- und Staatsbahn. Außerdem gab es einen umfangreichen Personenverkehr für die Beschäftigten.

Als der Mansfelder Bergbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen starken Aufschwung nahm, benötigte man ein leistungsfähigeres und vor allem billigeres Transportmittel als die bis dahin verwendeten, von Pferden gezogenen Höhlwagen. Um 1866/67 unternommene Versuche mit einer Straßenlokomotive verliefen nicht zufrieden stellend, und auch Seilbahnen lösten die Transportprobleme nur zum Teil. So wurde am 15. November 1880 zwischen der Kupferkammer-Hütte bei Hettstedt und den Glückhilf-Schächten bei Welfesholz eine 5 km lange Schmalspurbahn mit Lokomotivbetrieb eröffnet. Ihr Hauptzweck war der Transport der Minern von der Schachtanlage zur Hütte. 1883 wurde auch der Arbeiterverkehr aufgenommen, wobei wenig später sogar doppelstöckige Wagen zum Einsatz kamen.

Da sich die Bahn bewährte, wurde der Bau der 23 km langen Strecke Eisleben – Leimbach – Hettstedt begonnen. Sie wurde zwischen 1883 und 1886 abschnittsweise in Betrieb genommen und verband alle größeren Schächte und Hütten untereinander als auch mit den Umladebahnhöfen Mansfeld (heute Klostermansfeld) und Hettstedt, wo große Umladeanlagen für Kohle, Koks usw. errichtet wurden.

Die ab 1883 am Bf Mansfeld errichtete Bahnwerkstatt firmiert heute als MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH.

Durch das Abteufen neuer und das Stilllegen alter Schachtanlagen veränderte sich die Bergwerksbahn ständig. Um 1925 hatte sie mit etwa 50 km Streckenlänge ihre größte Ausdehnung erreicht, wobei sieben Schächte und sechs Hüttenbetriebe angeschlossen waren. Der Bestand an Fahrzeugen umfasste zu dieser Zeit 30 Dampflokomotiven, über 30 Personenwagen, und mehr als 700 Güterwagen.

In den Jahren größter wirtschaftlicher Schwierigkeiten, 1930/31, wurden entscheidende Modernisierungsmaßnahmen begonnen:

  • Einführung der durchgehenden Druckluftbremse,
  • Indienststellung von Großraum-Selbstentladewagen mit 20 t Ladevermögen für den Minerntransport,
  • Einführung des Rollwagen-Betriebs, und Indienststellung neuer Lokomotiven mit vier gekuppelten Achsen und 450 PS Leistung.

Dem rüstungsbedingten Aufschwung der 1930er Jahre und den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren folgte schließlich um 1960 eine letzte Modernisierungs- und Blütephase. Mit bis zu 6000 t Erz und etwa 4000 t anderen Gütern pro Werktag wurden in dieser Zeit gewaltige Transportleistungen erbracht. Hinzu kamen noch 52 Personenzüge des Berufsverkehrs.

Übersichtsplan des Gleisnetzes der MBB (MansfeldBand1 / Reinelt MBB)

Mit der beginnenden Erschöpfung der Mansfelder Lagerstätte zeichnete sich aber bereits der Niedergang des Mansfelder Bergbaus und damit auch der Bergwerksbahn ab. Bis 1969 wurden alle Mansfelder Schächte geschlossen. Nach 1972 diente die auf weniger als 20 km geschrumpfte Bahn fast nur noch dem Transport von Rohstein und Schlacke zwischen den zwei verbliebenen Hütten „Fritz Beyling“ in Hettstedt und „August-Bebel“ in Helbra. Mit der Schließung dieser Hütten am 29.12.1989 bzw. am 10.10.1990 endete nach fast 110 Jahren der reguläre Gütertransport auf der Mansfelder Bergwerksbahn.

Die erhalten gebliebene Strecke Benndorf – Hettstedt Eduardschacht wird heute als Museumsbahn betrieben. Mit der Mansfelder Bergwerksbahn besitzt das Mansfelder Land die älteste Schmalspurbahn Deutschlands.

Die Mitglieder des Vereins Mansfelder Bergwerksbahn e. V. sind mit viel Engagement an der Erhaltung und Erneuerung der Bahnanlagen und des rollenden Materials beteiligt. Besondere Glanzstücke aus jüngster Zeit sind die Erneuerung der Station Zirkelschacht und der Umbau des Endpunktes "Kupferkammerhütte" in Hettstedt. 


Zahlen und Fakten

  • Spurweite: 750 mm
  • maximale Streckenlänge: etwa 50 km (um 1924)
  • max. etwa 30 Lokomotiven, 844 Güter- und 43 Personenwagen im Bestand (1920er Jahre)
  • Länge der heute vorhandenen Strecke (Museumsbahn): 11 km
  • betriebsfähige Fahrzeuge der Museumsbahn: siehe Internetpräsentation der Bergwerksbahn

Die erhalten gebliebene Strecke Benndorf – Hettstedt Eduardschacht mit den Zwischenstationen Bocksthal, Thondorf und Siersleben wird heute durch den Mansfelder Bergwerksbahn e. V. als Museumsbahn betrieben.

Gleisdreieck Siersleben am 23.08.2003 (Foto S. Wilke)

 

Besonders empfehlenswerte Veranstaltungen sind:

  • das "Dampfspektakel" (in der Regel am dem Himmelfahrtstag folgenden Wochenende),
  • die Internationalen Modelldampftage im Mansfeld-Museum (in der Regel am dritten Wochenende im August) und
  • die Möglichkeit, den Aussichtspunkt auf der Halde des Zirkelschachtes (eine Station der Bergwerksbahn) zu besuchen.

(Ob und wann diese Veranstaltungen im laufenden Jahr stattfinden, ist der Internetpräsentation der Bergwerksbahn zu entnehmen.)

Streckenplan der MBB (Stand 2005)

Mehr über die Mansfelder Bergwerksbahn ist unter www.bergwerksbahn.de zu finden. Auf dieser Webseite befinden sich auch aktuelle Informationen über die öffentlichen Betriebstage, den Fahrplan der Bergwerksbahn und Sonderveranstaltungen.


Zeittafel

[012] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  15.11.1880   Eröffnung der 5 km langen Strecke Glückhilfschacht - Kupferkammerhütte mit zwei Loks und 25 Kastenwagen
       
  1882   Bau der Reparaturwerkstatt (heute MaLoWa Bahnwerkstatt) am damaligen Bf Mansfeld (heute Klostermansfeld).
       
  1883   Aufnahme des Personenverkehrs zwischen Kupferkammer-Hütte und Glückhilf-Schacht mit 8 Personenwagen a 26 Sitzplätze
       
  1884   Ab 1884/85 Beschaffung und Einsatz von Doppelstockwagen a 60 Sitzplätze für den Transport der Bergleute
       
  1886   Alle größeren Schächte und Hüttenwerke besitzen Anschluss an die Bergwerksbahn, ca. 100 Zugfahrten täglich
       
  1897 1902 Die Schächte Hohenthal, Zirkel, Clotilde und Niewandt erhalten Anschluss an die Bergwerksbahn
       
  1907   Bau des Anschlusses zum Paul-Schacht und Entdeckung/Ausgrabung des „Helmsdorfer Fürstengrabs"
       
  1913   Inbetriebnahme der „Neuen Strecke" (Siersleben - Zirkelschacht - Bocksthal - Ernstschacht)
       
  1923   Nach sechsjähriger Bauzeit Aufnahme des regulären Zugverkehrs zum Wolf-Schacht
       
  1923 1927 Das Netz der Bergwerksbahn erreicht mit fast 50 km Streckenlänge seine größte Ausdehnung
       
  1930 1932 Umsetzung wesentlicher Rationalisierungsmaßnahmen bei der Bergwerksbahn: Einführung der durchgehenden Druckluftbremse, Wegfall des Umladens von Gütern durch Aufnahme des Rollwagenbetriebs, Einführung von Großraum-Selbstentladewagen und Beschaffung moderner Heißdampfloks
       
  1945   Im Frühjahr 1945 ist nur eine Lok in Betrieb (zwecks Versorgung des Kraftwerks mit Kohle)
       
  1951 1954 Beschaffung zahlreicher neuer Personenwagen, Güterwagen und Dampflokomotiven
       
  1955 1960 mit täglich etwa 10.000 t (netto) Gütern und 26 Personenzug-Paaren wird der Höhepunkt der Beförderungsleistung erreicht
       
  1960   Um 1960 Modernisierung der Anlagen, z. B. Errichtung von 8 automatischen Haltlichtanlagen an Bahnübergängen, Beschaffung von 8 Dieselloks Bauart V10C mit je 100 PS Motorleistung
       
  1962 1969 Schließung der großen Schächte in der Mansfelder Mulde und damit einhergehender Rückgang der Beförderungsleistungen auf der Berg­werksbahn, Einstellung des Erz- sowie des Personenverkehrs um 1970
       
  1965   Um 1965 fährt Lok 10 als erste Schmalspurlok in der DDR mit Ölhauptfeuerung
       
  1967   Verlegung von 8 km lückenlos verschweißtem Gleis zwischen den Stationen Zirkelschacht und Kupferkammerhütte
       
  1982   die verbliebenen Dampfloks 7, 9, 10 und 11 erhalten neue Kessel 
       
  29.12.1989   Schließung der Kupfer-Silber-Hütte in Hettstedt, mit dem letzten Rohsteinzug von der August-Bebel-Hütte zur Bessemerei am 27.12. endet der planmäßige Zugverkehr
       
  05.04.1990   Wiederaufnahme des Personenverkehrs im Rahmen des geplanten Museumsbahnbetriebs
       
  10.10.1990   Ende des verbliebenen Rangierbetriebs mit Dampflok- damit Ende des reguläre Werksbahnbetriebs auf der Bergwerksbahn
       
  16.11.1991   Gründung des Vereins „Mansfelder Bergwerksbahn e. V", später Übernahme von Fahrzeugen und Gleisanlagen
       
  01.01.1993   Gründung der MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH
       
  09.2005   mit den Festtagen „125 Jahre Mansfelder Bergwerksbahn" begeht die Mansfelder Bergwerksbahn als erste deutsche Schmalspurbahn ihr 125-jähriges Bestehen
       
  24.02.2008   Abschluß der Sanierung der Station Bocksthal
       
  14.04.2012   Einweihung HP Paradies
       
  12.04.2013   Einweihung Station Kupferkammerhütte 
       
  12.04.2014  

Abschluß Wiedererrichtung Halte- und Parkplatz der MBB am Fuß der Flachhalde / Aussichtspunkt Zirkelschacht

       
       
       
       
       
     

 


Literatur

Beiträge im Mansfeld-Echo: 

Tour 02 - Eine Fahrt mit der Mansfelder Bergwerksbahn

Aus der Geschichte der Mansfelder Bergwerksbahn

​​​​(Letzte Aktualisierung: Mai 2020)


Bildergalerie

 

 

 

 

Auf dem Gelände der MaLoWa (Foto Sauerzapfe 2005)
Rekonstruktion einer Lok - MaLoWa (Foto Sauerzapfe 2005)
Gelände der MaLoWa (Foto Sauerzapfe 2005)
Personenzug der MBB (Foto Andreas Wernicke)
Übersichtsplan des Gleisnetzes der MBB (MansfeldBand1 / Reinelt MBB)
Zurück von der Fahrt (Foto Sauerzapfe - 2014)
Weiche am Bahnhof Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
Walzwerk Hettstedt - Blick von der Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
Unter Dampf (Foto Sauerzapfe - 2005)
Personenwagen (Foto Sauerzapfe - 2005)
Station Zirkelschacht (Foto Sauerzapfe - 2014)
Nummer 20 (Foto Sauerzapfe - 2005)
Personenbahnhof der Station Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
Nummer 12 (Foto Sauerzapfe - 2005)
Niewandtschacht (Foto Sauerzapfe - 2005)
Kupferkammerhütte - Besuchergruppe im Lockschuppen (Foto Sauerzapfe - 2014)
Kupferkammerhütte - Rückseite des Lockschuppens (Foto Sauerzapfe - 2014)
Interview zu 125 Jahre Bergwerksbahn (Foto Sauerzapfe - 2005)
Kupferkammerhütte - im Lockschuppen (Foto Sauerzapfe - 2014)
Haltepunkt Eduardschacht (Foto Sauerzapfe - 2005)
Im Führerstand (Foto Sauerzapfe - 2005)
Der rekonstruierte Lokschuppen am Bahnhof Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
Dampflock (Foto Sauerzapfe - 2005)
Dampflock - Detail (Foto Sauerzapfe - 2005)
Bergleute im Ehrenkleid (Foto Sauerzapfe - 2005)
Bergwerksbahn - Fahrtvorbereitung (Foto Sauerzapfe - 2014)
Ausflug mit Kaffee und Kuchen (Foto Sauerzapfe - 2014)
Am rekonstruierten Lokschuppen - Bahnhof Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
Am Haltepunkt Eduardschacht (Foto Sauerzapfe - 2005)
Am Haltepunkt Zirkelschacht (Foto Sauerzapfe - 2014)
Am Gleisdreieck Siersleben (Foto Sauerzapfe - 2005)
Altes Sozialgebäude am Bahnhof Kupferkammerhütte (Foto Sauerzapfe - 2014)
125 Jahre Bergwerksbahn (Foto Sauerzapfe - 2005)
Streckenplan der MBB 2005
Gleisdreieck Siersleben am 23.08.2003 (Foto S. Wilke)
Zug der Museumsbahn an der Steigung Kupferkammerhütte zum Haltepunkt Eduardschacht (Foto S. Wilke)
Auf dem Bahnsteig der Bergwerksbahn in Klostermansfeld (Foto Sauerzapfe)
Mansfelder Bergwerksbahn im Jahr 2005 (Foto Sauerzapfe)

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Die erhalten gebliebene Strecke Benndorf – Hettstedt Kupferkammerhütte mit den Zwischenstationen Bocksthal, Zirkelschacht, Thondorf, Siersleben, Paradies und Eduardschacht wird heute durch den Mansfelder Bergwerksbahn e. V. als Museumsbahn betrieben.

    Abfahrtsort der Züge ist der Bahnhof Benndorf / Klostermansfeld. Der Bahnhof ist über die Straße oder auch mit den Zügen der Deutschen Bahn (Bahnhof Klostermansfeld an der Bahnlinie Erfurt - Magdeburg) zu erreichen. 

    Einige Sehenswürdigkeiten entlang der Bahnstrecke präsentiert unsere Tour 2 - Eine Fahrt mit der Mansfelder Bergwerksbahn:

    Die Tour auf Google Maps

  • Geodaten:
    51°34'30.16"N 11°29'27.39"E
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