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[005] Hohenthal-Schacht, später Hans-Seidel-Schacht


Schachtanlage mit zwei Schächten an der Straße Helbra - Volkstedt. Teufbeginn war 1887. 1958 wurde die Erzförderung eingestellt. Die Halde wird zur Schottergewinnung abgebaut.



Objektbeschreibung


Reste der Seidelschächter Halde bei Helbra (Foto Weißenborn)

Zu der Bergwerksanlage „Hohenthalschacht“ gehörten zwei Schächte.

Der ursprünglich als „Kuxberger Fahr- und Wetterschacht“ abgeteufte Schacht I diente der Erschließung tieferer Lagerstättenteile (etwa 3. bis 6. Tiefbausohle) der Mansfelder Mulde. Er stellte den Ersatz für den weiter westlich gelegenen Ernst- (Walter-Schneider), Bolze- und Hövel-Schacht dar. Bereits während des Abteufens wurde er in Hohenthal-Schacht umbenannt. Der Namensgeber, Graf von HOHENTHAL, war ein Hauptaktionär der Mansfelder Gewerkschaft und Hofmarschall der deutschen Kaiserin.

Die am 1.1.1887 begonnen Abteufarbeiten des Schachtes I mussten im Jahr 1891 auf Grund starker Wasserzuflüsse vorübergehend eingestellt werden. Nach Veränderung der Abteuftechnologie (Unterfahren sowie Abbohren des Schachtes und damit Abziehen der Wässer) konnte im Jahr 1897 die Erzproduktion aufgenommen werden.

Nach Aufnahme der Produktion zeigte es sich, dass ein zweiter Schacht zur Verstärkung der Wetterführung und zur Erhöhung der Förderkapazität notwendig war. Der Schacht II wurde in den Jahren 1898 bis 1900 in unmittelbarer Nähe des Schachtes I abgeteuft. Beide Schächte hatten Tiefen von ca. 480 m.

 
                     Gipskristall
       (Foto MansfeldBand 1 Bild 26)

Um weitere Wassereinbrüche in die Kupferschieferschächte zu verhindern, wurden zur planmäßigen Entwässerung des hangenden Karstgebirges Untersuchungsstrecken aufgefahren. Mit ihnen wurden im Jahr 1900 im Grubenfeld des Hohenthalschachtes die gesuchten Wässer angetroffen. Um ein Absaufen des Grubenfeldes zu verhindern wurden die Wässer kontinuierlich und geregelt abgezogen. Sie wurden dem Wasserhaltungssystem zugeführt. In den leergelaufenen Hohlräumen (Schlotten) wurden herrliche Gipskristalle angetroffen. Sie stellen die Prachtstücke vieler mineralogischen Sammlungen dar.

In Folge der sehr intensiven Wasserhaltungsmaßnahmen kam es zu Erderschütterungen sowie zu Erdfällen und Senkungen an der Geländeoberfläche. Davon war besonders die Gemeinde Volkstedt betroffen.

Der Hohenthal-Schacht erreichte seine maximale Kupfererzförderung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit waren ca. 4000 Bergleute angelegt. Mit der vollen Inbetriebnahme des Wolfschachtes im Jahr 1923 verlor der Hohenthalschacht als Hauptförderschacht zunehmend an Bedeutung. Die Belegschaft des Hohenthal-Schachtes verringerte sich auf ca. 100 bis 200 Mann.

Ein Teil dieser Belegschaft wurde zum Abbau von kupferhaltigem Zechsteinkalk (Fäuleabbau) in tektonisch gestörten Lagerstättenbereichen angelegt. Dieser Zechsteinkalk diente als Zuschlagsstoff zur Verhüttung des Kupferschiefererzes. Diese Störungszonen (Rücken) wurden auf Grund ihrer Uranmineralisation durch die SDAG Wismut in den Jahren 1949/50 näher untersucht. Im Bereich des Hohenthal-Schachtes waren in diesem kurzen Zeitraum 268 Beschäftigte für die SDAG Wismut tätig. (siehe hierzu den Beitrag von Dr. R. Mirsch: Das Geheimnis um Aktivitäten auf dem Hohenthalschacht der Jahre 1949/1950)

Im Jahr 1951 erhielt der Schacht den Namen des Antifaschisten Hans Seidel. Der Schacht I war bis 1958 als Förderschacht in Betrieb. Er wurde in den Jahren 1971/1972 verfüllt. Der Schacht II wurde noch bis Juni 1970 als Wasserhaltungsschacht betrieben. Er wurde auch in den Jahren 1971/1972 verfüllt. Nach 1989 wurde mit dem Abbau von Haldenbergen begonnen. Sie werden in einer aufbereiteten Form im Wege- und Straßenbau eingesetzt.


Der Hohenthal-Schacht im Jahre 2006, Ostseite des Schachtes 1 (Foto Dr. S. König)

 


Zahlen und Fakten

  • Durchmesser des Schachtes I 4,80 m und des Schachtes II 6,0 m (Schachtscheibe)
  • Füllort im Schacht I bei 338,70 m = 3. Sohle und bei 466,30 m = 5. Sohle Füllort im Schacht II bei 466,40 m = 5. Sohle
  • Ursprüngliche Haldendimensionen:
    • Fläche 19,6 ha, gekippt als Flachhalde
    • Bergehalde ca. 3,570 Mio m3,
    • Haldenhöhe ca. 33 bis 54 m
    • Ausschlägehalde ca. 0,300 Mio m3,
    • Haldenhöhe ca. 33 bis 54 m 

Zeittafel

[005] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  01.01.1887   Beginn Abteufen Schacht I
       
  1891   Auf Grund starker Wasserzuflüsse (18 m3/min) vorübergehende Einstellung der Abteufarbeit bei 312 m , Veränderung der Abteuftechnologie 
       
  1896   Abschluss Abteufarbeiten Schacht I
       
  1897   Aufnahme der Produktion 
       
  1898 1900 Abteufen des Schachtes II
       
  1900   Planmäßig herbeigeführter Wassereinbruch im Bereich der 4.Sohle mit kontrollierter Abführung der angetroffenen Wässer
       
  1900 1920 Hauptförderphase, max. Belegung ca. 4000 Mann
       
  1923 1958 Gewinnung von kupferhaltigem Zechsteinkalk (Fäuleabbau)
       
  1949 1950 Erkundung der Uranvererzung in tektonischen Störungszonen sowie untertägiger Abbau und Gewinnung von Uranerzen aus Halden durch die SDAG Wismut. Es wurden ca. 60,640 t Uranerz mit einem Uranausbringen von 23,40 kg (lt. MIRSCH in einem Beitrag aus dem Jahr 2000) gewonnen. 
       
  20.05.1951   Umbenennung in Hans Seidel-Schacht
       
  1958   Einstellung der Produktion und der Förderung im Schacht I; der Schacht II wird weiter zur Wasserhaltung, Bewetterung und Fahrung genutzt
       
  06.1970   Einstellung der Nutzung des Schachtes II 
       
  1971 1972 Planmäßige Verwahrung der Schächte I und II
       
  1972   Nach 1972 Nutzung von Gebäuden als Standort der Abteilung Bergsicherung des Werkes Kupferbergbau des Mansfeld Kombinates
       
  1990   Nach 1990 Verpachtung der Halde durch die GVV mbH Sondershausen (jetzt Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH) zur Schottergewinnung

(Letzte Aktualisierung Aug. 2018)


Bildergalerie 

 

 

 

Rezente Gipskristalle in natürlichen Hohlräumen (Schlotten) (Foto MansfeldBand1 Bild 30)
Gipskristall (Foto MansfeldBand1 Bild 26)
Hohenthalschacht um 1900 (Sammlung Dr. S. König)
Hohenthal-Schacht, Gebäude für Schacht 1 im Jahr 2006 (Foto Dr. S. König)
Hohenthal-Schacht, Ostseite des Schachtes 1 im Jahre 2006 (Foto Dr. S. König)
Reste der Seidelschächter Halde (Foto Weißenborn)

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Der Hohenthal-Schacht liegt direkt an der L 160 zwischen Helbra und Volkstedt. Bis zur Kreuzung mit der B180, sind es ca. 2 km. Die Lutherstadt Eisleben ist etwa 7 km entfernt. 

    Zu sehen sind

    • Rest der alten Übertageanlagen,
    • der Haldenabbau, 
    • der Blick auf die Eisleber Aue mit dem Süßen See

  • Geodaten:
    51°33'21.45"N 11°31'17.80"E
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