[064] Otto-Schächte


    Südöstlich der L 151, an der Bahnlinie Halle-Kassel bei Wimmelburg gelegene Bergwerksanlage, zu der 5 Schächte gehörten. Abteufbeginn war 1865. Der Otto-Schacht V diente als Lichtloch für den Schlüsselstollen.



    Objektbeschreibung

    Zu der Bergwerksanlage der „Otto-Schächte“ gehörten 5 Schächte, die zwischen 1865 (Otto-Schacht I) und 1890 (Otto-Schacht IV) abgeteuft wurden.

    Die Teufe dieser Schächte lag zwischen ca. 370 m (Otto – Schacht III) und ca. 80 m (Otto – Schacht V). Der Otto-Schacht V diente als Lichtloch für den Schlüsselstollen.

    Namensgeber für diese Bergwerksanlage war Bergrat Otto Erdmenger. Erdmenger war Mitglied der Ober-Berg- und Hüttendirektion der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft.

    Otto-Schächte I und III bei Wimmelburg (Archiv Mansfeld-Museum)

    Bilder aus jener Zeit lassen die in der Literatur anzutreffende Beschreibung „das die Schornsteinwälder der eingesetzten Dampfmaschinen der Otto-Schächte von dem raschen Aufschwung der Mansfelder Montanindustrie künden“ gut nachempfinden.

    Die Otto-Schächte dienten neben dem Aufschluss und dem Abbau tiefer gelegenen Lagerstättenteile des kupferreichen Schafbreiter Reviers auch zur Entwässerung des Grubenfeldes im Südteil der Mansfelder Mulde. Der durch das Eindringen der Wässer der „Bösen Sieben“ im Jahr 1865 zusammengebrochene Erdmannschacht (gelegen in der Ortslage Wimmelburg), verdeutlichte drastisch die zunehmende Bedeutung der Wasserhaltung für den Fortbestand des Kupferschieferbergbaus am Ende des 19. Jahrhunderts.

    Die Schwierigkeiten bei der Beherrschung der in die Grubenbaue eindringenden Salzwässer und die damit verbunden Probleme bei ihrer Beherrschung zwangen zum Abteufen der Otto-Schächte III und IV. So stellte der Otto-Schacht III eine Ersatzlösung für den Clotildeschacht dar, dessen Abteufarbeiten durch mehrere Wassereinbrüche mehrfach unterbrochen werden mussten.

    Das Einleiten der beim Abteufen anfallenden Salzwässer in die Böse Sieben“ führten zu beträchtlichen Umweltschäden in den Mansfelder Bächen und Seen. Erst mit Fertigstellung des Schlüsselstollens und der dadurch möglichen Einleitung dieser Wässer in die Saale konnten weitere Schäden verhindert werden.

    Zum Transport der geförderten Erze zur benachbarten Krughütte wurde im Jahr 1871 eine Seilbahn in Betrieb genommen.

    Während der Betriebszeit der Otto-Schächte kam es in den Jahren 1882, 1889, 1890 und 1892 zu Wassereinbrüchen. Besonders verheerend war der Wassereinbruch im Jahr 1892. Es stellte sich eine untertägige hydraulische Verbindung zwischen dem Salzigen See und dem Otto-Schächter Grubenfeld ein. Die eindringenden Wässer des Salzigen Sees führten zu einem Absaufen des Grubenfeldes der Otto-Schächte. Weiterhin kam es zu starken Auslaugungsprozessen, die im Stadtgebiet von Eisleben zu Erderschütterungen und Senkungen sowie zu einer starken Schädigung der Bau- und Infrastruktur führten.

    Um die Existenz des Kupferschieferbergbaus zu sichern, wurde der Salzige See mit aufwendigen Wasserhaltungsmaßnahmen, die zum Teil auch noch heute betrieben werden, trockengelegt.

    Im Jahr 1890 wiesen die Otto-Schächte eine Belegschaftsstärke von ca. 2000 Mann auf. Im Jahr 1911 wurde die Förderung der Otto-Schächte eingestellt. Sie wurde dann vom Clotildeschacht übernommen. Die Halde der Otto-Schächte wurde in den dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts durch die Forstverwaltung der Mansfeld AG bepflanzt.

    Durch Karl Hebener wurde ein bemerkenswertes Haldenbiotop auf der Otto-Schächter- Halde angelegt.


    Zahlen und Fakten

    Zu der Bergwerksanlage der „Otto-Schächte“ gehörten folgende 5 Schächte:

    Otto-Schacht I:
    • abgeteuft 1865-1868, Teufe ca. 176 m
    • Füllort in der 1. Sohle (Niveau + 16 m NN)
    • Nutzung als Förderschacht
    Otto-Schacht II:
    • abgeteuft 1879-1884, Teufe ca. 340 m
    • Füllort in der 4. Sohle (Niveau - 180 m NN)
    • Nutzung als Wasserhaltungsschacht
    Otto-Schacht III:
    • abgeteuft 1882-1884, Teufe ca. 372 m
    • Füllort in der 4. Sohle (Niveau – 180 m NN)
    • Nutzung als Förderschacht
    Otto-Schacht IV:
    • abgeteuft 1884-1890, Teufe ca. 342 m
    • Füllort in der 4. Sohle (Niveau – 180m NN)
    • Nutzung als Wasserhaltungsschacht
    Otto-Schacht V:
    • 1880 abgeteuft, Teufe ca. 80 m,
    • Füllort im Niveau des Schlüsselstollens (Niveau + 77,8 m NN)
    • Nutzung als Lichtloch für die Auffahrung des Schlüsselstollens

    Der Haldenkomplex der Otto-Schächte, der sich über eine Fläche von ca. 18 ha erstreckt, besteht aus einer Bergehalde (ca. 2 Mio m3) und einer Armerz-, sog. Ausschlägehalde (ca. 0,3 Mio m3).


    Zeittafel

    [064] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
      1865 1868 Abteufen Otto-Schacht I, im Jahre 1868 Aufnahme der Erzförderung 
           
      1871   Drahtseilbahn zur Krughütte wird für den Erztransport in Betrieb genommen 
           
      1879 1884 Abteufen Otto-Schacht II
           
      1882 1884 Abteufen Otto-Schacht III
           
      1884 1890 Abteufen Otto-Schacht IV
           
      1880   Abteufen Otto-Schacht V
           
      1884   Wassereinbruch im Otto-Schächter Abbaufeld, Bereich 2. Sohle
           
      1889   Wassereinbruch im Otto-Schächter Abbaufeld, Bereich 4. Sohle
           
      1890   Belegschaftsstärke der Otto-Schächte ca. 2000 Mann
           
      1892   Wassereinbruch im Otto-Schächter Abbaufeld, Bereich 4. Sohle, Grubenfeld säuft ab, erst im Jahr 1897 konnte nach Leerpumpen der Betrieb in diesem Abbaufeld wieder aufgenommen werden.
           
      1911   Einstellung der Erzförderung der Otto-Schächte 
           
      1914 1918 Umkläuben der Ausschlägehalde, vorwiegend durch Frauen 
           
      1935   Etwa 1935 Begrünung der Otto-Schächter Halde

    Literatur

    Beiträge im Mansfeld-Echo:

     

    (Letzte Aktualisierung: Januar 2019)


    Bildergalerie

     

     

    Otto-Schächte I und III (Archiv Mansfeldmuseum)
    Otto-Schächte II und IV (Archiv Mansfeldmuseum)

    Weitere Informationen

    • Standortbeschreibung:

      Die Otto-Schächte liegen unmittelbar südlich und nördlich der L151, an der östlichen Ortseinfahrt von Wimmelburg. Am östlichen Ortseingang von Wimmelburg befinden sich mehrere Parkmöglichkeiten (z.B. im Bereich des Klosters Wimmelburg oder  am Einkaufscenter), von denen die Halden erreichbar sind.

      Empfehlenswert ist ein Besuch nur entlang des Wanderweges Otto-Schachter Halde – Hüneburg. Eine Orts- und fachkundige Führung ist zweckmäßig.

    • Geodaten:
      51°31'16.92"N 11°31'2.93"E
    Gelesen 12233 mal

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