[086] Historische Verkehrswege im Mansfelder Land


    Die Gewinnung des Erzes und seine Verarbeitung waren mit umfangreichen Transportleistungen verbunden. Straßen und Wege in der Region aber auch das Netz der bis heute teilweise erhaltenen Schmalspurbahn zeugen von den Aufwendungen, die hierfür notwendig waren.



    Objektbeschreibung

    Holzkohlenwagen mit Kutscher, Ausschnitt aus der Zeichnung von Giebelhausen „Die Gottesbelohnungs-Hütte mit dem neuen Amalgier-Werk von der Mitternachtsseite“, gezeichnet im Jahr 1837 (Mansfeld-Museum Hettstedt) [CC BY-NC-SA]

    Für die Gewinnung und Verhüttung des Kupferschiefererzes waren umfangreiche Transportleistungen erforderlich. Bedingt durch die geringen Metallgehalte im geförderten Kupferschiefererz mussten große Erzmengen von den Schächten zu den Schmelzhütten gefahren werden.

    Der Transport der geförderten Erze von den Schächten zu den Schmelzhütten erfolgte in geeichten Pferdewagen (Höhlen) auf den sogenannten Höhlwegen. Die Mansfeldsche Kupferschiefer bauende Gewerkschaft verfügte über ein System von Communikations-Höhlwegen zwischen den Schächten und Hütten.

    Für das Mansfelder Montanwesen besaß die im Jahr 1842 in Betrieb genommene „Gewerkschaftliche Chaussee“ eine große Bedeutung. Sie führte von Eisleben, Wimmelburg, Leimbach, Großörner, Hettstedt bis zur Saigerhütte Hettstedt. Über diese „Gewerkschaftliche Chaussee“ waren in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts alle wichtigen Produktionsschächte, Schmelzhütten und die Maschinenwerkstatt gut zu erreichen.

    Mit dem Einsatz von Schlackensteinen und Schlackenschotter gelang es, die Bau- und Unterhaltungskosten für das gewerkschaftliche Wegesystem zu minimieren. Im Jahr 1864 wurde die erste Straße mit Mansfelder Schlackensteinen gepflastert. Diese gewerkschaftliche Straße in Helbra führte zu den Ernstschächten.

    Für das historische Transportwesen bestand eine entscheidende Aufgabe darin, die für den Schmelzprozess der Erze erforderlichen großen Mengen an Holzkohle aus dem Harz zu den Hütten zu bringen. Sie wurde mit Pferdefuhrwerken über die sogenannten Kohlenstraßen aus dem Harz angefahren.

    Auch Flussspat war für den Schmelzprozess erforderlich. Er wurde von den Schächten bei Rottleberode zu den Mansfelder Schmelzhütten transportiert. Diese Transportleistungen wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts ausschließlich von Pferdefuhrwerken erbracht. Dabei bedienten sich die Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaften betriebsfremder Transportunternehmen.

    Auch mit dem Einsatz von Kesselkohle für den Betrieb der Dampfmaschinen sowie mit Koks für den Schmelzprozess änderte sich nichts Grundsätzliches an dem Mansfelder Transportwesen. Das war  erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Inbetriebnahme der Mansfelder Bergwerksbahn und dem Anschluss an das überregionale Schienennetz möglich.


    Zahlen und Fakten

    Die historischen Verkehrswege für den Transport von Holzkohle und Flussspat führten aus dem Harz zu den Hütten im Mansfelder Land. Das geförderte Kupferschiefererz wurde im Mansfelder Land von den vielen kleinen Kupferschieferschächten, die am Rand der Mansfelder Mulde lagen, zu den Schmelzhütten transportiert.

    Beschäftigte der gewerkschaftlichen Chausseeverwaltung, Pferdewirtschaft und Bergwerksbahn

    Jahr Chausseeverwaltung Pferdewirtschaft Bergwerksbahn
    1885 32 27 137
    1886 16 24 187
    1887 10 21 177
    1888  9 21 196
    1889  9 20 203
    1890 10 20 221
    1891 12 22 226
    1892 13 22 231
    1893 16 22 245
    1894 12 22 227
    1895 41 28 211
    1896 11 22 221
    1897 13 22 254
    1898 14 23 254
    1899  9 23 267
    1900 13 23 284
    1901 14 26 304
    1902 12 26 329
    1903 11 26 335
    1904 12 26 343
    1905 14 26 381
    1906 14 26 401
    1907 12 24 418
    1908 11 Keine Angaben Keine Angaben
    ab 1909 Keine Angaben Keine Angaben Keine Angaben

    Quelle: Verwaltungsberichte der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft


    Zeittafel

    [086] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
      1487   Höhlenordnung der Grafen Gebhardt und Volrat zu Mansfeld
           
      07.01.1521   Bergordnung der Grafen zu Mansfeld, u. a. Ordnung der Hoelen (Höhlen) 
           
      1527 1528 Nettotransportleistung ca. 1,9 Mio Tonnenkilometer
           
      08.05.1671   Bergordnung, u. a. Festlegungen zum Beladen. Anfertigung und Maßen der Höhlen
           
      1840   Die Holzkohle wird zunehmend durch Koks ersetzt.
           
      1842   Übergabe der Gewerkschaftlichen Chaussee zwischen Wimmelburg und Leimbach
           
      1843   Einrichtung einer Hebestelle für Chausseegeld in Helbra am Kreuzungspunkt der Straßen Wimmelburg-Leimbach und Siebigerode-Eisleben
           
      1857   Durchgängige Eisenbahnverbindung Ruhrgebiet - Magdeburg
           
      1864   Beim Bau der Straße von den Ernstschächten zu der Kochhütte in Helbra werden erstmalig Mansfelder Schlackensteine eingesetzt
           
      1865   Eisleben erhält Eisenbahnanschluss
           
      1868   Die „Gewerkschaftliche Chaussee“ zwischen Wimmelburg und Hettstedt wird mit Mansfelder Schlackensteinen gepflastert.
           
      1871   Bau einer Drahtseilbahn vom Martinsschacht zur Krughütte nach Eisleben
           
      1880   Inbetriebnahme der Mansfelder Bergwerksbahn
           
      1886   Einstellung des Erztransportes mittels Pferdefuhrwagen von den Schächten zu den Hütten

    Literatur

    Beiträge im Mansfeld-Echo: 

    (Letzte Aktualisierung: Januar 2019)


    Bildergalerie

     

     

    Verlauf der Kohlen- und Höhlenstraßen
    Kohlenstraße bei Annarode
    Kohlenstraße bei Ahlsdorf
    Die Mansfelder Kohlenstraßen (Karte)
    Höhlknecht
    Höhle (Transportwagen)
    Harzer Fuhrmann
    Chausseehaus Klostermansfeld (Foto Hilmar Burghardt)
    Chausseehaus Helbra (Foto Hilmar Burghardt)
    Kohlenstrasse bei Grillenberg (Foto Hilmar Burghardt)
    Kohlenstrasse bei Grillenberg - Infotafel (Foto Hilmar Burghardt)
    Höhlwagen mit Kutscher
    Holzkohlenwagen, Ausschnitt einer Zeichnung von Giebelhausen (Mansfeldarchiv)

    Weitere Informationen

    • Standortbeschreibung:

      siehe Karten in der Bildergalerie

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