[048] Georgi-Schacht mit Kaliwerk Wansleben

Objektbeschreibung

Das Foto, vermutlich entstanden um 1900, zeigt die Aufbauphase des Kaliwerkes Wansleben. Das sichtbare Fördergerüst des Georgi-Schachtes wurde später durch ein anderes Gerüst ersetzt (Sammlung Dr. S. König)

 

In den Jahren 1896 bis 1898 wurden von der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft 657.218 Mark für Tiefbohrungen zur Erschließung von Kalisalzlagerstätten und des Kupferschieferflözes ausgegeben. Allein im Jahr 1898 wurden 8 Bohrlöcher auf Steinsalz und beibrechende Salze fündig. Davon wurden drei Bohrlöcher bis zum Kupferschieferflöz niedergebracht.

Aufgrund der 1896 und 1897 erzielten Bohrergebnissen wurde am 1. März 1898 östlich von Wansleben mit dem Abteufen des Georgi-Schachtes begonnen. Der Schachtansatzpunkt befand sich im Bereich einer Ziegelei (vormals Henkel & Co.), die im Jahr 1898 von der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft gekauft wurde. Sie führte die Produktion weiter.

Im Jahr 1900 wurde die Berginspektion V der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft durch den Bergmeister Wimmer geleitet. Zu der Berginspektion V gehörten das Kalisalzwerk „Vereinigtes Ernsthall“ mit dem Georgi-Schacht, die Kalifabrik Wansleben, die Ziegelei sowie die Anlagen und Liegenschaften am früheren Salzigen See. Ab dem 1. August 1906 stand an der Spitze der Berginspektion V der Bergwerksdirektor Kossuth. Am 1. Januar 1910 wurde sie in Berginspektion IV (Wansleber Werke) umbenannt.

Der Georgi-Schacht wurde im Zeitraum von 1898 bis 1901 abgeteuft. Namensgeber war der Leipziger Oberbürgermeister und Deputierter der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft Dr. Georgi.

Foto des Deputierten und Leipziger Oberbürgermeisters Dr. Georgi (Mansfeld-Archiv)

Nach dem man den Unteren Buntsandstein sowie die Gesteine der Aller- und Leine-Folge durchteuft hatte, wurde im November 1900 das Kalilager in einer Teufe von 335 m angetroffen. Etwa zu dieser Zeit wurde auch mit der Errichtung der Übertageanlagen begonnen.

Noch am Ende des Jahres 1900 wurde mit dem Ausbruch des Schachtfüllortes begonnen. Bei der Auffahrung von Strecken wurde festgestellt, dass das Kaliflöz geringmächtig und unbauwürdig war. In einer Teufe von 373 bis 400,5 m wurde ein zweites Flöz aufgeschlossen, welches die Güte des Staßfurter Vorkommens aufwies und damit abbauwürdig war.

Bereits im Jahr 1902 wurde die Kaliförderung auf der 302 m-Sohle aufgenommen. Das in steiler Lagerung angetroffene Kaliflöz wurde im Kammerpfeilerbau mit Teilsohlenförderung abgebaut. Ab dem Jahr 1904 kamen untertage elektrische Drehbohrmaschinen zum Einsatz. Die leergeförderten Abbaukammern wurden mit Fabrikrückständen bzw. mit Steinsalz versetzt.

Im November 1903 veranstalteten die Deputierten Dr. Georgi und Graf Hohenthal im Eisleber Wiesenhaus ein Festmahl anlässlich der Produktionsaufnahme der nach ihnen benannten Schächte. Geladen waren die höheren Beamten der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Nach der Fertigstellung des Schachtes Neu-Mansfeld (1910/1911) erfolgte auf der 302 m-Sohle eine Verbindung zwischen diesen beiden Schächten.  

Der Schachtdurchmesser des Georgi-Schachtes betrug 6 m. Der Schachröhrenausbau bestand von:

  •    0 bis 105 m Teufe aus Mauerwerk
  • 105 bis 215 m Teufe aus einem eisernen Tübbingausbau
  • 215 bis 400 m Teufe aus Mauerwerk.

Der Schacht wies Füllorte in der

  • 287 m-Wettersohle
  • 302 m-Sohle
  • 385 m-Sohle auf.

Übertage wurde im Jahr 1900 mit dem Bau der Kalifabrik begonnen. Die Verarbeitung der Rohsalze erfolgte in der unmittelbar am Schacht gelegenen Kalifabrik. Im Jahr 1902 wurde die Ableitung der Endlaugen der Kalifabrik in die Saale durch den Bezirksausschuss in Merseburg gestattet. Danach sollte die Ableitung in einer Röhrentour erfolgen, welche in die Salza, kurz vor ihrem Einfluss in die Saale mündete.

Am 1. April 1903 wurde die Kalifabrik in Betrieb genommen, die ca. 734.500 Mark kostete. Die Leitung der Kalifabrik wurde dem Bergmeister Kossuth der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft übertragen. Weiterhin wurden zwei Chemiker, Dr. Rinck als Betriebsführer und Dr. Segelitz, eingestellt. Ab 1. 12. 1913 wurde Dr. Rinck Fabriksdirektor der neuen Kalifabrik in Eisleben.

Als Betriebsführer für die Seeverwaltung sowie für den gewerkschaftlichen Bohrbetrieb in Wansleben fungierte Obersteiger Fischer, der am 23. Juli 1910 sein 50jähriges Dienstjubiläum feierte. Er wurde im März 1913 pensioniert.

Der gleichnamige Obersteiger Fischer, Betriebsführer des Georgi-Schachtes, wurde im Juli 1920 pensioniert. Im Oktober 1920 trat Kurt Nöhricke als Obersteiger in den Dienst der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft. Er wurde Betriebsführer der Kalisalzbergwerke Ernsthall (Georgi-Schacht) und Neu-Mansfeld.

Am 15.Februar 1919 wurden die Berginspektionen der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft neu eingeteilt. Die Wansleber Werke bildeten die Berginspektion V.

Im Mai 1919 schied der Leiter der Wansleber Werke, Bergwerksdirektor Kossuth aus dem Dienst der Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft aus. Neuer Leiter wurde am 21. Juni 1919 der Bergwerksdirektor Ermisch.

Im Jahr 1921 gingen die Kaliwerke der ehemaligen Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft mit einem Gesamtkapital von 25 Millionen Mark in die neu gegründete Mansfeldsche Kaliwerke Aktiengesellschaft über. Sie war eine 100%-Tochter der Mansfeld Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Eisleben. Im Jahr 1924 wurden die Erneuerungsarbeiten bzw. Erweiterungsarbeiten in der Wansleber Kalifabrik fast vollständig beendet.

Im Geschäftsbericht des Jahres 1924 der Mansfeld-Aktiengesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb in Eisleben wird angeführt, dass bis zum Ende des Jahres 1925 sämtliche Werke der Mansfeldschen Kaliwerke Aktiengesellschaft zur Stilllegung kamen. Die Förderung von Kalisalzen auf dem Georgi-Schacht wurde am 15. Dezember 1925 eingestellt. Die Stilllegung von Neu-Mansfeld und Ernsthall erfolgte am 1. April 1926.

Gesamtansicht des Kaliwerkes Wansleben mit dem Fördergerüst des Georgi-Schachtes, etwa im Jahr 1925 (Foto Mansfeld-Archiv)

Im Jahre 1923 waren in den Schächten Georgi und Neu-Mansfeld insgesamt 215 Bergleute beschäftigt. In der Kalifabrik Wansleben betrug im gleichen Jahr die Belegschaftsstärke 133 Arbeitskräfte.

Im Jahr 1925 wurden noch 144.153 t Rohsalz mit einer Belegschaft von 163 Mann gefördert.

Am 1. April 1926 wurde die Förderung und Verarbeitung von Kalisalzen in den Werken der Mansfeld-Kali-AG eingestellt. Die Kalibeteiligungsquote der Mansfeld-Kaliwerke wurde bereits vorher an den Salzdetfurth-Konzern verkauft. Die Bergwerke der Mansfeldschen Kaliwerke AG wurden für die Dauer von 30 Jahren an die Kali-Vereinigung GmbH in Magdeburg verpachtet. Als einmalige Entschädigung erhielt die Mansfeld-AG einen Betrag von 12 Millionen Reichsmark. Dieses Geld wurde zur Modernisierung der Kupferhütten sowie der Tagesanlagen und Kokereien ihrer Steinkohlenzechen in Westfalen verwendet.

Im Jahr 1926 wurde die Mansfeld-Kali-AG liquidiert.

In den Jahren 1928 bis 1930 wurden die Übertageanlagen (z. B. Seilbahn Neu-Mansfeld-Wansleben, Gebäude der Ziegelei Wansleben) demontiert. Um sich die Rechte auf die Wiederaufnahme der Kaliförderung nach 1953 zu sichern, wurden die Schächte Georgi und Neu-Mansfeld nach entsprechendem Umbau befahrbar gehalten.

In den Jahren 1942 bis 1945 erfolgte eine Nutzung der Kalischächte Georgi und Neu-Mansfeld durch die Heeresmunitionsanstalt (HMA). Im April 1944 wurde im Bereich der beiden Schächte ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald errichtet. In den untertägigen Grubenräumen der beiden Kalischächte Georgi und Neu-Mansfeld wurden Produktionsstätten für Flugzeugteile, Granatzünder und hydraulische Pumpen für Messerschmitt-Flugzeuge betrieben. Dafür wurden im Steinsalz weitere Grubenräume aufgefahren. In diesem KZ-Außenlager waren ca. 2000 Menschen unterschiedlicher Nationalität interniert.

Am 29. September 1946 wurde in Wansleben zur Erinnerung an diese schreckliche Zeit durch Wilhelm Pieck, dem späteren Präsidenten der DDR, ein Denkmal eingeweiht. Es stammt von dem Künstler Richard Horn, der auch das Bergmannsdenkmal auf dem Hettstedter Markt geschaffen hatte.

Die Verfüllung der Schachtröhre des Georgi-Schachtes wurde im August 1983 abgeschlossen. Eine Stahlbetonplatte weist auf die Lage des Schachtes hin.

Ein weiteres sichtbares Zeichen des Georgi-Schachtes sind die Reste der ehemaligen Salzhalde.  

Blick von Westen auf die Reste der Salzhalde des Georgi-Schachtes, im Bildhintergrund die Spitzkegelhalde der Kaligrube Teutschenthal (Foto Dr. S. König, 2007)

(Letzte Aktualisierung: Dezember 2018)

Literatur

  • Mansfelder Heimatblätter 1983 – Heinz Frühling
  • Das Wansleber KZ-Ehrendenkmal und seine Geschichte, S. 19-22; Herausgeber: Rat des Kreises Eisleben und Kulturbund der DDR, Kreis Eisleben

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Der ehemalige Kalischacht Georgi liegt am östlichen Ortsausgang von Wansleben, unmittelbar nördlich der Landstraße Wansleben - Teutschenthal

    Die ehemalige Schachtanlage selbst bietet keinerlei Anreiz für touristische Aktivitäten.

  • Geodaten:
    51°27'38.26"N 11°45'36.32"E
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