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[017] Schloss Mansfeld

 


1229 erstmals erwähnte Burganlage oberhalb von Mansfeld, auf deren Platz im Mittelalter das Schloss der Mansfelder Grafen erbaut wurde.



Objektbeschreibung

Schloss Mansfeld (Foto U. Weißenborn)

Die Burg Mansfeld, Vorläufer des Schlosses Mansfeld, wurde wahrscheinlich im 11. Jahrhundert erstmalig errichtet. Diese Burg, welche 1229 erstmalig erwähnt wurde, ist völlig verschwunden. Es wird angenommen, dass diese mittelalterlichen Gebäudeanlagen abgetragen wurden, um Platz zu schaffen und Baumaterial für die Errichtung der ausgedehnten Schlossanlagen am Anfang des 16. Jahrhunderts zu gewinnen.

Die Gesamtanlage verkörpert eine der größten Renaissanceschlösser Mitteldeutschlands und besteht, zum Teil stark verfallen und auch in späterer Zeit umgebaut, aus 3 Schlössern (Vorderort, Mittelort und Hinterort entsprechend der Erblinien der Mansfelder Grafen), der Schlosskirche und gewaltigen Befestigungsanlagen.

Die Anlage betritt man heute auf der Ostseite durch ein zweigeschossiges und 1861 neugotisch umgebautes Torhaus. Dominiert wird der fünfeckige Innenhof von der Schlosskirche, welche dem St. Georg, dem Schutzheiligen der Mansfelder Grafen und der Gottesmutter Maria geweiht ist. Das schlichte Äußere wird durch Strebepfeiler und hohe Fenster mit 4Pass-Maßwerk gegliedert.

Den hohen Innenraum, dessen spätgotische Raumfassung in den Jahren 1907 und 1974 wiederhergestellt worden ist, überspannen Kreuzgewölbe. Das Schiff umziehen an drei Seiten schmale spätgotische Steinemporen, die für den Raum bestimmend sind und ihm den Charakter einer Herrschaftskapelle verleihen.

Ein weiterer Blickfang ist das prächtige lettnerartige Gitter zwischen Schiff und Chor aus dem Jahre 1520. Die Mitte des Kirchenraumes beherrscht der kelchförmige Taufstein, der von dem Patenstein eingefasst wird. Als ältestes Ausstattungsstück wird eine Sakramentsnische angesehen. Sie wird bereits vom Mansfelder Chronisten C. Spangenberg beschrieben und soll, so weit dieser recht hat, vom Grafen Volrath 1438 gespendet worden sein.

Der Chorraum wird als eine der Grablegungen der Mansfelder Grafen angesehen. So wird der Besucher von künstlerisch wertvollen Epitaphien und Grabplatten u. a. von Graf Günther (gest. 1525), beeindruckt. Dass die Schlosskirche auch noch nach der Sequestration 1570 als Grabgelege diente, beweisen einige vorhandene Totenschilde, so die der Grafen Georg (gest. 1647) und Hoyer Christoph (gest. 1653).

Der stattliche Flügelaltar der Schlosskirche ist eine beachtliche Arbeit aus der Werkstatt Lucas Cranachs d.Ä. und wird Hans Döring zugeschrieben, der seit etwa 1514 in der Grafschaft Mansfeld tätig war. Der Altar zeigt im Mittelteil die Kreuzigung, auf der Predella die Grablegung und auf den Flügeln Höllenfahrt und Auferstehung Christis.

Neben der Schlosskirche, am SW-Hang gelegen, schließt sich das zwischen 1509 – 1518 unter Graf Hoyer erbaute Schloss Vorderort an, welches sich aus mehreren Gebäudetrakten zusammensetzt – dem Hauptschloss an der Talseite, dem ehemaligen Gemeinen Saal sowie weiteren Wohnbauten an der Nord- und Ostseite, die nur eingeschossig sind und die im 19. Jahrhundert baulich stark verändert wurden.

Das Hauptschloss ist dreigeschossig. Hauptakzent dieses Teils der Hoffassade bildet der mächtige spätgotische Treppenturm mit Strebepfeilern und einem rundbogigen Stabwerkportal, über dem eine große Wappentafel des Grafen Hoyer VI. mit der Jahreszahl 1518 angebracht ist (wahrscheinlich Baujahr des Turmes).

Das südlich der Kirche gelegenen Schloss Mittelort (1532 vollendet) umfasst einen längs-rechteckigen Hauptbau mit kleineren Anbauten an der Hof- und Talseite. Der Hauptbau besaß im Erdgeschoss mehrere gewölbte Räume (im Ansatz noch erkennbar) und im Obergeschoss einen prachtvollen Festsaal, den „Goldenen Saal“.

Durch den inneren Graben von den Schlössern Vorderort und Mittelort getrennt, schließt sich südöstlich das Schloss Hinterort an. Das völlig ruinöse Schloss (erbaut 1511-1523) verkörpert mit seinen 4 Trakten, die um einen großen, etwa rechteckigen Hof angeordnet sind, bereits den vierflügeligen Schlossbau der Renaissance.

Ein gewaltiger Befestigungsring umschloss einst die gesamte Anlage vor allem an der Ost- und Südseite, während der Steilhang die West- und teilweise die Nordseite schützte. Die Befestigungen mit Basteien, Rondellen, Erdwerken, Streichwehren, Kasematten und Gräben wurden zwischen 1517 und 1549 unter Mitwirkung des Nürnberger Zeug- und Festungsbaumeisters Martern Harder (seit 1518) und des Magdeburger Baumeisters Christoph Stieler (1549) errichtet und gehörte zu den stärksten Festungen Deutschlands. Die Befestigungsanlagen wurden 1674/75 teilweise geschleift und sind deshalb in ihrer Anlage heute nur noch schwer überschaubar.

Genealogie der Mansfelder Grafen (Quelle:Zwischen Saale und Harz – Mansfelder Land, Geiger Verlag, Horb am Neckar, 1993)

 


Zeittafel

[017] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  1060   Erste urkundliche Erwähnung eines Grafen von Mansfeld.
       
  1229   Erste urkundliche Erwähnung der Burg Mansfeld.
       
  1509   Vernichtung der mittelalterlichen Burganlage durch einen Großbrand
       
  1509 1549 Neubau von drei Renaissanceschlössern (Vorderort, Mittelort, Hinterort) sowie der Festungsanlage (eine der größten Festungen Deutschlands). Ausstattung der Schlosskirche.
       
  1540   Einführung der Reformation durch Luther und Graf Albrecht von Hinterort in der gesamten Grafschaft Mansfeld.
       
  1570   Zwangsverwaltung der gräflichen Besitzungen wegen übergroßer Verschuldung der Mansfelder Grafen; seither Verfall der Schlösser Mittelort und Hinterort.
       
  1618 1648 Mehrfache Belagerung der Festung während des Dreißigjährigen Krieges
       
  1672   Beschluss des obersächsischen Kreistages zur Schleifung der Festung Mansfeld
       
  1674 1675 Schleifung der Festungsanlagen durch 400 dazu beorderte Landsleute und 30 Bergleute aus Freiberg (Sachsen).
       
  1710   Der letzte auf Schloss Mansfeld wohnende Graf Georg III. stirbt.
       
  1780   Das verzweigte Geschlecht der Mansfelder Grafen stirbt mit dem Tode von Johann Wenzel Nepomuk in der Manneslinie aus . Schloss Mansfeld fällt an den preußischen Staat.
       
  1794 1810 Schloss Mansfeld im Besitz des Oberbergrates Carl Friedrich Bückling, des Erbauers der ersten deutschen Dampfmaschine.
       
  1859 1945 Schloss Mansfeld im Besitz der Freiherren von Recke.
       
  1860 1862 Neugotischer Ausbau des Schlosses Vorderort und Ausstattung (bis 1863).
       
  1883 1908 Die Schlosskirche erhält ihre jetzigen neugotischen Fenster und Gestühl.
       
  1946   Im Zuge der Bodenreform geht das Schloss in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt über.
       
  1947   Übergabe an die Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (KPS), unentgeltliche Nutzung (Nießbrauch) durch das Ev. Jungmännerwerk (heute CVJM) als kirchliches Tagungs- und Rüstzeitheim. 
       
  1997   Der am 24. Mai in Halle/Saale gegründete „Förderverein Schloss Mansfeld e.V." stellt beim Land Sachsen-Anhalt den Antrag auf Übernahme der Immobilie Schloss Mansfeld in sein Eigentum.
       
  01.01.1999   Der Förderverein übernahm am 01. Januar den Betrieb und die Geschäftsführung. Im Oktober wurde der Förderverein durch die Eintragung in das Grundbuch Eigentümer.

 

(Letzte Aktualisierung November 2018)


Bildergalerie

Schloss Mansfeld (Foto Sauerzapfe)
Eingang zum Schloss Mansfeld (Foto Sauerzapfe)
Schloss Mansfeld (Foto Sauerzapfe)
Blick auf Mansfeld vom Schloss (Foto Sauerzapfe)
Schloss Mansfeld (Foto U. Weißenborn)

 

Weitere Informationen

  • Standortbeschreibung:

    Das großflächige Areal des Schlosses Mansfeld liegt am Rand einer sich östlich der Stadt Mansfeld (Lutherstadt) befindenden,  nach Westen steil abfallenden Hochfläche. Es ist auf halben Weg über die Landstrasse zwischen Mansfeld Lutherstadt und Klostermansfeld zu erreichen. Die Zufahrt ist ausgeschildert.

    Im Schloss befindet sich die Christliche Jugendbildungs- und Begegnungsstätte in Sachsen Anhalt. Die Außenanlagen sind frei zugänglich. Führung durch das Schlossgelände können gebucht werden.  Näheres dazu und  mehr über das Schloss und die Angebote für Gäste findet sich auf der Homepage http://www.schloss-mansfeld.de/

    Die Besichtigung sollte mit einem Besuch der Stadt Mansfeld Lutherstadt mit der St. Georgs Kirche und den Lutherstätten verbunden werden.

  • Geodaten:
    51°35'38.09"N 11°27'27.59"E
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