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[055] Bergbaudenkmal "Seilscheibe" in Eisleben


Im Jahre 2000 eingeweihtes Denkmal zur Erinnerung an Bergbau und Hüttenwesen im Mansfelder Land.



Objektbeschreibung

Bergbaudenkmal - alter Standort oberhalb des Parkplatzes Siebenhitze (Foto: H. Dammköhler)

Der Verein der Mansfelder Berg- und Hüttenleute ergriff die Initiative, zum Gedenken an den Beginn des Abbaues und der Verhüttung von Kupferschiefer um das Jahr 1200 in Eisleben ein Bergbaudenkmal zu errichten.

Die Kupferbergbau GmbH in Sangerhausen stellte dafür eine Original-Seilscheibe des Bernard-Koenen-Schachtes zur Verfügung. Das Denkmal wurde oberhalb des Parkplatzes Siebenhitze, einem durch den Bergbau verursachten Senkungsgebiet, aufgestellt. Die Grundsteinlegung erfolgte am 5. November 1999.

Eine Liste mit den Namen der Bergleute, die auf dem Fortschrittschacht bei Eisleben tödlich verunglückt sind, eine grafische Darstellung aller tödlichen Unfälle im Mansfelder Berg- und Hüttenwesen, die Medaille "200 Jahre Bergschule Eisleben", Zeitungen, eine Sonderbeilage zur Entwicklung des Messingwerkes, die aktuelle Mitgliederliste des Vereins und andere Zeitdokumente wurden in einer Kupferschatulle im Grundstein eingefügt.

Rechtzeitig zum Jubiläum konnte am 23.März 2000 dieses Denkmal eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben werden.

Auf einer beigestellten Stele sind ausgewählte Daten des Berg- und Hüttenwesens, Produktions- und Vergleichszahlen genannt.

Im Jahre 2015 wurde das Denkmal samt Stele und Förderwagen in den Seminarhof in Nachbarschaft zum ehemaligen Königlichen Lehrerseminar (Seminarstraße 5 – 6 - direkt neben der Petrikirche) umgesetzt. Die Neueinweihung erfolgte im Jahr 2016 anlässlich der Ehrungen für den königlichen Bergrat Carl Friedrich Ludwig Plümicke anlässlich seines 225. Geburtstages und seines 150. Todestages.


Zahlen und Fakten

In 800 Jahren wurden im Revier insgesamt ca. 110 Millionen Tonnen Kupferschiefer gefördert und daraus 2,6 Millionen Tonnen Kupfer sowie 15.000 Tonnen Silber ausgebracht, außerdem ab

  • 1856 Nickel bis zu 300 t/Jahr
  • 1858 Schwefel als Schwefelsäure bis zu 40.000 t/Jahr
  • 1864 Selen bis zu 25 t/Jahr
  • 1878 Gold bis zu 30 kg/Jahr
  • 1887 Blei bis zu 4000 t/Jahr
  • 1907 Zink als Oxide und Salze bis zu 5000 t Zinkinhalt/Jahr
  • 1910 Molybdän bis zu 50 t/Jahr
  • 1928 Platin und Palladium
  • 1941 Vanadium als Oxid bis 100 t/Jahr
  • 1959 Germanium aus den Zwischenprodukten der Blei-Zink-Staub-Verarbeitung und Antimon, Arsen, Cadmium Gallium, Kobalt, Jod und Thallium aus verschiedenen Zwischenprodukten

Die geförderte Erzmenge von ca. 110 Millionen Tonnen ergäbe eine Mauer rund um den Erdball mit einem Querschnitt von 1m²

Das in dieser Zeit produzierte Kupfer, 2,6 Mill. Tonnen, entspräche einem Kupferring rund um den Erdball mit einem Durchmesser von 9,6 cm.

Das in dieser Zeit produzierte Silber, 15.000 Tonnen, entspräche einem Silberring rund um den Erdball mit einem Durchmesser von 6,7 mm.

 

Das Senkungsgebiet Siebenhitze

Vom ehemaligen Standort des Bergbaudenkmals im Bereich Siebenhitze war u.a. die Sicht auf den Wolf-Schacht (Fortschrittschacht), den Vitzthum-Schacht (Thälmannschacht), auf die Bergmannskirche St. Annen und andere Kirchen und wichtige Gebäude der Stadt möglich.

Der alte Standort erinnerte aber auch an das Senkungsgebiet Siebenhitze: Der Kupferschieferbergbau in der Mansfelder Mulde hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit bedeutenden Wassereinbrüchen zu kämpfen. Ein schwerer Gebirgsschlag in der Lutherstadt Eisleben leitete Oberflächensenkungen ein, die im Bereich Rammberg und Rammtorstraße in der Messzeit vom 9. April 1894 bis 23. Oktober 1896 bereits mehr als 3 m und 10 Jahre später etwa 4 m erreichten. 

In der Folgezeit beschäftigten sich bis zur Flutung der Grubenbaue namhafte Autoren mit Messungen und Bewertungen der Auslaugungs- und Senkungserscheinungen. Zwischen 1892 und 1894 versanken etwa 75 Millionen m³ Wasser des Salzigen Sees (einschließlich seiner ständigen Zuflüsse) durch einen Erdfall bei Röblingen im Untergrund. Der etwa 800 ha große See wurde nahezu trocken gelegt.

Auf dem über 13 km langen Wanderweg bis zu den Grubenbauen der Schächte löste das Wasser schätzungsweise 10 Millionen Tonnen Steinsalz.

Große Pumpenanlagen, beispielsweise auf dem Ernst-Schacht bei Helbra, dem Hohenthal- und dem Niewandt-Schacht, ermöglichten, dass in den folgenden Jahren die Abbaue zugänglich blieben und der Abbau des Erzes auch unterhalb der 4. Tiefbausohle bis zur Erschöpfung der bauwürdigen Erzvorräte weitergeführt werden konnte.

Vom Oberflächenwasser gespeistes Grundwasser drang zum Zeitpunkt der Abbautätigkeit bis zum Niveau der Salzhorizonte vor, löste Steinsalz und musste als ständiger Zufluss aus den Grubenbauen abgepumpt werden, um den Produktionsbetrieb zu sichern.

Für die Wasserabführung standen der Froschmühlenstollen und der 1879 fertig gestellte Mansfelder Schlüsselstollen zur Verfügung. Mit dem Froschmühlenstollen wurden vom westlichen Muldenrand nicht mit Salz belastete Wasser gesammelt. Ein hoher Prozentsatz dieses Wassers wurde über längere Zeiträume als Trink- und Brauchwasser genutzt. Der verbleibende Rest wurde in den Süßen See abgeführt. Der Mansfelder Schlüsselstollen führte mit den normalen Süßwasserzuflüssen im Einzugsgebiet vorrangig die mit Pumpstationen zugeführten Grubenwasser über Friedeburg in die Saale ab.

Je nach den Bedingungen des Deckgebirges wirkte sich der durch Auslaugungen verursachte Substanzverlust an der Erdoberfläche in bruchlosen großflächigen Senkungen, dem Aufreißen von Spalten oder plötzlichen Erdfällen aus.

Neben den sehr beachtlichen permanenten Wasserzuflüssen konnten auch die letzten plötzlichen Wasserdurchbrüche 1952 und 1958 und ihre Folgen mit erheblichen Aufwand bewältigt werden.

Bedeutende Senkungsgebiete entstanden 1953 u. a. in Erdeborn, Helfta, Rollsdorf, Volkstedt und auch im Stadtgebiet Eisleben.

Nach der Flutung der Grubenbaue wurden kurzzeitig verstärkte Senkungen erwartet. Diese traten ab Februar 1975 u .a. im Bereich Siebenhitze/Koenigstraße zunächst allmählich, dann aber deutlich zunehmend auf. In den folgenden zehn Jahren wurden im Bereich Siebenhitze Gesamtsenkungen von etwa 2,8 m gemessen. Die Beanspruchung der Tagesoberfläche führte zu erheblichen Schäden an der Wohnbausubstanz.

Um Gefährdungen abzuwenden, wurden in den folgenden Jahren bis auf wenige Ausnahmen die Wohngebäude im Bereich der Vorderen und Hinteren Siebenhitze abgebrochen und das Gelände anschließend saniert. Inzwischen sind im Stadtbereich und im Umfeld Gefährdungen durch solche großflächige Senkungserscheinungen nicht mehr zu erwarten.

Für weitere Informationen zum Denkmal siehe hier: Das Bergbaudenkmal Seilscheibe


Zeittafel

[055] Zeitpunkt bzw.  von  bis Ereignis
  1199   „Um diese Zeit hat der Bergbau in der Grafschaft Mansfeld nicht weit von Hettstedt angefangen".
       
  1342   Erste Erwähnung einer Schmelzhütte (Heiligenthal)
       
  1459   Um 1459 revolutioniert der Saigerprozess die Entsilberung des Kupfers
       
  1500   Ab 1500 Ausbau bedeutender Entwässerungsstollen für tiefere Lagerstättenteile
       
  1584   Weltweit erstmalige Verwendung von Koks auf der Mittelhütte bei Eisleben
       
  1631   Einstellung des Bergbaues als Folge des Dreißigjährigen Krieges
       
  1671   Freilassung des Bergbaues aus dem Eigentum der Grafen von Mansfeld
       
  1785   Einsatz der ersten in Deutschland gebauten Dampfmaschine im Hettstedter Revier zur Wasserhebung aus den Gruben
       
  1789   Gründung der Bergschule in Eisleben
       
  1809   Beginn des Auffahrens des Schlüsselstollens zur tiefstmöglichsten Entwässerung der Grubenbaue. 1883 mit einer Länge von 31 km fertig gestellt.
       
  1852   Zusammenschluss der Einzelbetriebe zur Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft
       
  1863   Beginn der Pflastersteinproduktion aus Rohhüttenschlacke
       
  1870   Inbetriebnahme der Krughütte bei Eisleben
       
  1875   Erste Großschachtanlage: Ernstschacht bei Helbra
       
  1880   Inbetriebnahme der Kochhütte bei Helbra
       
  1880   Beginn des Baues der Bergwerksbahn
       
  1892   Auslaufen des Salzigen Sees in die Grubenbaue
       
  1905   Erste elektrische Schachtförderung auf dem Hermann-Schacht bei Helfta
       
  1909   Produktionsbeginn des Mansfelder Kupfer- und Messingwerkes Hettstedt
       
  1931   Beginn der ständigen Subventionierung der Bergbau- und Hüttenbetriebe
       
  1948   Bildung der Vereinigung Volkseigener Betriebe Mansfeld
       
  1951   Wiederaufnahme der 1885 eingestellten Kupferschieferförderung im Sangerhäuser Bergbaurevier
       
  1969   Einstellung des Bergbaues in der Mansfelder Mulde
       
  1990   Einstellung der Erzförderung im Sangerhäuser Revier sowie der Produktion der Hüttenanlagen für die Erzverarbeitung in Helbra und Hettstedt, wodurch ca. 7000 Berg- und Hüttenleute direkt davon betroffen wurden.
       
  1999   Aufbau moderner Verhüttungsanlagen für die Verarbeitung kupferhaltiger Sekundärrohstoffe und Errichtung neuer Gießwalzanlagen für Kupferhalbzeug bei der Mansfelder Kupfer- und Messing GmbH in Hettstedt.
       
   2015    Umsetzung des Denkmals in den Seminarhof (Seminarstraße)

Literatur

Beiträge im Mansfeld-Echo: 

Beiträge in den Vereinsmitteilungen:

 (Letzte Aktualisierung: Dezember 2018)


Bildergalerie

 

 

 

Bergbaudenkmal Seilscheibe in Eisleben - alter Standort (Foto Dammköhler)
Stele an der Seilscheibe in Eisleben - alter Standort (Foto Sauerzapfe)
Halde der Krughütte von der Siebenhitze gesehen (Foto Sauerzapfe)
St. Andreas-Kirche und Wolfschacht von der Siebenhitze gesehen (Foto Sauerzapfe)

Weitere Informationen

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